Die Jungsozialisten wollen Superreiche mit ihrer Erbschaftssteuer-Initiative so richtig zur Kasse bitten. Bei Erbschaften von 50 Millionen Franken und mehr soll künftig die Hälfte an den Staat gehen, nicht wie bisher ein Drittel.

Eine Erbschaftssteuer von 50% von besonders Vermägenden ist aus Sicht der Optimalsteuerliteratur weder radikal noch “kommunistisch”, sie ist nicht einmal besonders hoch. Wir sprechen hier von der Besteuerung des Einkommens aus Erbschaften der Erben. Die einzige Frage ist, wie weit mit einer höheren Erbschaftssteuer allenfalls eine unternehmerische Tätigkeit eingeschränkt würde. Wenn das nur in geringem Masse der Fall wäre, profitierten ja fast alle. 50% Erbschaftssteuer sorgen wesentlich dafür, dass die Vermögensverteilung aufgrund von Erbschaften noch ungleicher wird. 

Familienunternehmen können sich neu verschulden. Läuft die Firma gut, gibt es keinen Grund, warum die nächste Generation nicht einen Kredit aufnehmen kann, um die Firma weiterzuführen. Die Unternehmen bleiben damit intakt. Das Gleiche gilt auch, wenn im Falle einer Aktiengesellschaft ein Teil der Aktien verkauft wird.

Bei den Folgen für die Wirtschaft wird komplett übertrieben. Auch wenn es neue Eigentümerverhältnisse gäbe, wäre das so schlimm? 

Sollten die Wegzüge wirklich ein grosses Problem werden, ist es eine Frage des politischen Willens, das Gesetz so auszugestalten, dass die Steuer nicht einfach umgangen werden kann. Das ist bei der Erbschaftssteuer leichter umsetzbar als bei der Vermögenssteuer. Die Erbschaftssteuer ist im übrigen die am wenigsten verzerrende Steuer, und die Unternehmen sind nicht nur wegen der Steuern in der Schweiz angesiedelt. Das Land bietet noch viele andere Vorzüge. 

Die Nachteile beziehen sich hauptsächlich auf den Fall, dass aufgrund von Wegzügen von Firmen die Steuereinnahmen aus Einkommens- und Vermögensteuern sinken. Darum ist eine wirksame Wegzugsteuer wesentlich. Da gibt es gar keinen Dissens mit anderen Fachleuten. (Die in dem Zusammenhang oft genannte Studie zur Mobilität von Superreichen bezieht sich im Übrigen auf die Effekte lokaler Erbschaftsbesteuerung innerhalb der USA und nicht auf den Wegzug aus der Schweiz.) 

Die Steuerprogression und Steuersätze wurden kontinuierlich reduziert. Die Reichen zahlen heute weniger Steuern als früher. Zudem haben sie beim Aufbau ihres Vermögens überdurchschnittlich stark von der öffentlichen Infrastruktur profitiert. Auch der Eigentumsschutz ist absolut gewährleistet. Man würde ja nicht die Erblasser besteuern, sondern die Erben, die nichts dafür getan haben. Doch es gibt noch einen viel wichtigeren Punkt.

Das reichste Prozent (1%) der Schweizer Bevölkerung sitzt je nach Berechnungsmodell auf 30 bis 40 Prozent der Vermögen. Die Vermögenskonzentration bei den Reichen hat über die Jahre immer weiter zugenommen. Mehr als die Hälfte der Vermögen in der Schweiz sind heutzutage geerbt. Bei den sehr Reichen liegt der Anteil noch viel höher. Das ist das völlige Gegenteil einer Leistungsgesellschaft und erinnert mehr an feudale Strukturen. Diese Vermögenskonzentration hat für die Schweiz wahnsinnige Kosten zur Folge.

(nach Blick 13.9.24)

 
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Comments to: 50% STEUERN AUF ERBSCHAFTEN ÜBER 50 MIO CHF
  • September 13, 2024

    Die Reichen schanzen sich durch die zu geringe Erbschaftssteuer seit Jahren Millionen zu. Gleichzeitig fordern sie von Erben kleinster Vermögen die Rückzahlung an den Staat der Ergänzungsleistungen an die Eltern. (TA 7.3.24, Beobachter 2.7.20)

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  • September 14, 2024

    Reich wird man in der Regel nicht durch Arbeit, sondern durch Realkapitalbesitz (Aktien, Immobilien, Rohstoffe) oder durch Erbschaft. Volkswirtschaftlich schädlich wird Reichtum erst, wenn er mit Luxusgütern verprasst wird, sonst bleibt er ja – vielfach als risikotragendes Kapital – der Wirtschaft und damit auch den Arbeitnehmenden – erhalten. Daher sollten nicht primär Löhne oder Vermögen und Kapitaleinkommen höher besteuert werden, sondern deren Verwendung für Luxusgüter und –dienstleistungen via eine progressive Konsumsteuer, eine intelligentere Version der Mehrwert- oder Umsatzsteuer, die auf die Reichen abzielt, wenn sie ihr Geld ausgeben wollen.

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  • September 14, 2024

    Mit der Besteuerung der reichsten Erben mit 50% meinen die Juso ein brennendes Thema, das in der Schweiz niemanden zu kümmern scheint: Es geht eigentlich um wehrlose Länder, die von den Weltfirmen in die Armut getrieben werden. Es geht in jedem dieser Länder um hunderttausende Menschen, die jährlich verdursten, verhungern, verr… Ein paar Überlebende retten sich an unsere Grenzen und werden abgewiesen.

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    • September 15, 2024

      Es ist primär die Aufgabe der armen Länder selbst, ihre Wirtschaftspolitik so zu lenken, dass die Armutsquote sinkt. Wir können hier im reichen Westen die Regierungen der armen Länder nicht wählen. Die in solchen Ländern tätigen Konzerne müssen aber nach ESG-Kriterien geführt werden (Konzernverantwortungs-Initiative unterstützen!). Zudem sollten diese Länder die Familienplanung fördern, um Armutsmigration zu vermeiden.

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  • September 17, 2024

    Die Erbschaftssteuer ist eine Massnahme, um die Ausplünderung von armen Ländern zu bremsen. Die Unterdrückung des Südens durch die globalisierte \”freie Marktwirtschaft\” kennt keine Grenzen mehr. Der Internationale Währungsfonds und die Weltbank mit ihren nicht erfüllbaren Auflagen bei der Kreditvergabe, die multinationalen Konzerne mit ihren Raubzügen auf die Ressourcen seien das bei weitem mörderischste Unterdrückungssystem, welches von der Weltwirtschaft je errichtet worden ist, schreibt Jean Ziegler in seinem letzten aufrüttelnden Buch.

    Die Menschen in den armen Ländern verhungern, verdursten, verr… Die wenigen Überlebenden, die es bis an unsere Grenze schaffen, werden als \”Wirtschaftsflüchtlinge\” abgewiesen.

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