Der Abstimmungskampf um das legale Online Glücksspiel in der Schweiz bleibt bestehen. “Geldspiel ist eine Sünde gegen die protestantische Ethik” so die Grünen. Ein “Abbild des real existierenden Kapitalismus” hieß es weiter. Und selbstverständlich alles nur eine Frage des Glücks. Die christliche Moral, welche sehr wichtig in der Schweiz ist, bleibt dabei auf der Strecke.
Im März 2012 wurde mit 87% der Stimmen entschieden, Geldspiele weiterhin streng staatlich zu regulieren. In der Schweiz ist zur Betreibung eines Casinos eine Konzession des Bundes erforderlich. Zur Betreibung für Lotterie und Sportwetten bedarf es der Bewilligung eines Kantons. Künftig, wie bereits seit langem diskutiert wird, soll es auch offiziell erlaubte Betreibung von Online Casinos in der Schweiz geben, allerdings unter der Voraussetzung, den Gewinn an gemeinnützige Zwecke weiterzuleiten. Damit wären wohl auch die meisten zufrieden…
Jedoch sind einige Parteien aufgrund von nicht kontrollierbarer Illegalität der Seiten strikt dagegen. Es wird sich zudem darüber geärgert, dass ein Online Casino nur betrieben werden darf, wenn eine Konzession für eine physische Schweizer Spielbank vorliegt. Die Bedenken, die Casinos im Internet würden sich über die Verfassung hinwegsetzen, da diese Branche ohnehin sehr schwer zu überwachen seien, spaltet die Ansicht der Bevölkerung und jene der Politiker.
Auch die einst für positiv erachtete Volksinitiative welche bereits 2008 ins Leben gerufen wurde “Für Geldspiele im Dienste des Gemeindewohls” wurde im Nachhinein nur als Geldmacherei betrachtet. Die Einstellung politischer Seiten gegenüber dem offiziellen Glücksspielgesetz schwankte regelmäßig. Volksinitiativen, Unterschriften usw. wurden ins Leben gerufen. Besonders die Jungparteien sprachen sich regelmäßig gegen das Legalisieren der Casino Branche aus, worauf jene natürlich reagierten gemeinsam mit Lotterien und Sportverbänden. Sie waren zuversichtlich, sie schaden niemandem und jeder ist quasi seines eigenen Glückes Schmid.
Es wurden erneut offizielle Gesetze über den Betrieb von Online Casinos und Automaten als überflüssig empfunden, da sich mittlerweile ohnehin jeder dank der Anonymität im Netz Zugang zu irgendwelchen Seiten verschaffen könne wo Spins locken und auch auf nicht offiziell anerkannten Seiten spielen könnte. Und jene auch gleichermaßen ins Leben rufen. Ob Schweizer Staatsbürger oder auch ausländische Betreiber. Besser wäre eine Regulierung nach dänischem Vorbild gewesen, die auch Automatenspiele einschließt.
Jährlichen fließen in etwa eine Milliarden Franken als Abgaben der Spielhallen und Lotterien an die Allgemeinheit. Quasi als Ausgleich für die schädlichen Auswirkungen der Casinos. Allein durch die ca. 400 Millionen Franken der Lotterie Fonds werden regelmäßig Kinderhilfswerke, Sportclubs, ehrenamtliche Theater und Schauspielhäuser, sanitäre Dienste und vieles mehr unterstützt.
Durch das angestrebte neue Gesetz, könnte daher künftig noch mehr Geld für die Allgemeinheit zur Verfügung gestellt werden so heißt es. Bisher werden grob geschätzt etwa jährlich an die 250 Millionen Franken in ausländischen Online-Casinos verzockt. Die Dunkelziffer ist womöglich noch höher. Daher will sich die Schweiz nun intensiv damit befassen, Online Casinos in ihrem Land endgültig zu legalisieren und somit mehr Geld für’s eigene Land zur Verfügung zu haben was ansonsten anderweitig in ausländischen Online-Casinos verschwinden würde…
Da mittlerweile viel weniger in öffentlichen Casinos gespielt wird als noch vor einigen Jahren, weil mehr als ein Drittel nun auf Online umgestiegen ist, mag dieses Vorhaben gar nicht so unlogisch erscheinen. Seit 1920 gab es sogar ein komplettes Verbot hinsichtlich aller Glücksspiele welches von diversen christlichen Volksinitiativen gefördert und unterstützt wurde. Der Großteil der Schweiz appellierte an die christlichen Werte und Glücksspiel sei das Werk des Teufels, eine böse Versuchung…
Im Vergleich zu früher, ist das Glücksspielgesetz in der Schweiz auch schon lockerer geworden, weil um den Verlust von Gästen und Stammkunden gefürchtet wurde. Trotzdem blieb es streng unter Beobachtung und die Schweizer zockten größtenteils heimlich im Ausland. 1993 wurde das generelle Verbot für Spielhallen in der Schweiz aufgehoben. Doch auch schon damals wurde sehr darauf geachtet, so viel wie möglich von dem verspielten Geld im Land zu erhalten.
Ähnlicher Zwiespalt wie heute. Auf der einen Seite verabscheuen die Bürger “offiziell” das Glücksspiel, auf der anderen Seite wollen sie sich aber natürlich auch das Geld was auf diese Weise ins Ausland fließt nicht entgehen lassen.
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Kommentare anzeigen Hide commentsWie sagte schon Karl Marx: Kasinos sind Narrenschiffe.
Während auf dem Aktienmarkt Wissen und Erfahrung weiterhilft, sind Kasinos reine Glückssache.
Wer nicht mit Geld umgehen kann, wird auch eine Million verjubeln, so wie er 100 Franken verjubelt.
Geld per se macht nicht glücklich und ab einer gewissen Menge hat es keinen Einfluss auf das Glücksgefühl.
Wer den Rappen nicht ehrt, ist des Franken nicht wert.