Jaqueline Romer (SP) fragte in einer Interpellation (GGR-Nr. 2009/033) an, wie es um Massnahmen gegen Amokläufe und andere Notfälle an Schulen stünde. Da dies ein Thema ist, welches die Persönlichkeitsrechte der Schüler tangiert, habe ich mich hierzu im Gemeinderat ausführlich wie folgt geäussert:
Man muss aufpassen, dass man nicht das Kind mit dem Bad ausschüttet. Natürlich sind Amokläufe eine grauenvolle Sache, aber zum Glück sind sie auch sehr selten. Panik zu verbreiten wäre falsch. Die öffentliche Diskussion und Aufmerksamkeit ist aber auch ein Teil des Problems. Amoktaten leben von ihrer Popularität. Daher ist es falsch, Amokläufe zu intensiv zu diskutieren. Übungen mit den Kindern sind nicht nur deswegen abzulehnen, sondern auch weil potentielle Amokläufer die Abwehrstrategie berücksichtigen würden.
Es ist grundsätzlich richtig, dass die Schule, wie auf Feuer auch auf Amoktaten vorbereitet ist. Während bei Feuer eine rasche Evakuierung notwendig ist, reagiert man bei Amokläufen am besten mit Verbarrikadierung. Hierzu können mit den Lehrern zwei Alarmsignale ausgemacht werden, auf die sie entsprechend reagieren und die Schüler instruieren, ohne dass die Schüler den Code kennen.
Ein ganz heikler Punkt ist Software, die eine Risikobeurteilung machen soll. Je nachdem wie diese eingesetzt wird und welche Daten erfasst werden, kann das ein ganz massiver Eingriff in die Persönlichkeitsrechte sein. Unter gar keinen Umständen dürfen Schülerdaten damit erfasst werden.
Heikel ist für uns Piraten aber auch das frühe Einschalten des Stadtpolizei, indem Beobachtungen dem Jugenddienst der Stadtpolizei Winterthur gemeldet werden und nicht zuerst dem schulpsychologischen Dienst. Aus der Antwort des Stadtrates lese ich, dass das Gewicht der Massnahmen sehr zu Ungunsten des schulpsychologischen Dienstes ausfällt, der eigentlich hauptsächlich involviert sein sollte.
Amok laufen in der Regel Jugendliche, die massive Probleme haben, die soziale Schwächen im Umgang mit Klassenkameraden aufweisen oder in der Schule Lernschwierigkeiten haben. Diesen Kindern soll in erster Linie geholfen werden, ein früher Beizug der Polizei ist da eher kontraproduktiv und kann ihre weitere Entwicklung negativ vorbestimmen, ganz besonders wenn diese Daten der Polizei zugänglich sind.
Die beste Lösung um sich gegen Amoktaten zu schützen ist nicht, Notfallmassnahmen zu ergreifen, sondern präventiv zu wirken: Indem allen Kindern in Not rechtzeitig und umfassend geholfen wird. Die Lehrer sollen geschult werden (wenn sie das nicht schon sind) Schüler mit Problemen zu erkennen, dann sollen sie den schulpsychologischen Dienst oder andere geeignete Profis beiziehen, mit dem Ziel, dem Kind zu helfen; notfalls auch gegen den Widerstand der Eltern. Wenn man schwache Schüler unterstützt und ausgegrenzten Schülern hilft, sich im Klassenverband einzugliedern, dann wird es kaum jemals zu einer Amoktat kommen.
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