1. Medien & Kommunikation

Andere Meinungen akzeptieren

Man sagt, dass der Sinn an­de­rer Mei­nun­gen ist, seine ei­gene zu ü­ber­prü­fen und ge­ge­be­nen­falls zu re­vi­die­ren. Diese an­dere Mei­nung wurde oft über Me­dien ver­brei­tet, die man Öf­fent­lich­keit nann­te. Es gab so was wie eine öf­fent­li­che Mei­nung. Die Schrift­stel­le­rin Eva Men­asse be­klagt nun an­läss­lich der Ver­lei­hung des Lud­wig-Bör­ne-­Prei­​ses in Frank­furt am Main, dass diese Öf­fent­lich­keit zer­split­tert ist und jeder seine per­so­na­li­sierte Mei­nung hat. Damit gehe die Streit­kul­tur ver­lo­ren und Volks­par­teien zer­fie­len. Ein Rie­sen­gros­ser Fun­dus ginge ver­lo­ren und die Öf­fent­lich­keit als Ge­gen­pool zum Staate sei ge­stor­ben. Wie viele pickt sie hier­bei aus den Mil­lio­nen, wel­che ihre Mei­nung ver­tre­ten die­je­ni­gen aus, wel­che es miss­brau­chen. Sie ver­gisst, dass man Zeit braucht, um sich neuen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­-​­For­men an­zu­pas­sen. Ich ver­mu­te, es wird Auf­gabe der «Öf­fent­lich­keit» sein die­je­ni­gen, die sich nicht zu be­neh­men wis­sen aus der Dis­kus­sion aus zu schlies­sen. MeToo und po­li­ti­sche Kor­rekt­heit sind ein Ver­such dies zu tun. Lei­der schies­sen beide ü­bers Ziel hin­aus, sind be­leh­rend, pin­ge­lig und oft fehlt ihnen auch die not­wen­dige Bil­dung, um sinn­voll ein­zu­grei­fen. Sol­che un­ü­ber­leg­ten Ak­tio­nen und Ein­schrän­kun­gen der Mei­nungs­äus­se­rung​s­frei­heit sind kon­ter­pro­duk­tiv, wenn nicht sogar lächer­lich. Wenn zum Bei­spiel das Wort «Her­ren­gas­se» als Schwy­zer Stras­sen­name kri­ti­siert wird und jeder Ge­bil­dete so­fort merkt, dass die Kri­ti­ke­rin­nen keine Ah­nung ha­ben, wer mit Her­ren ge­meint ist. Es sind näm­lich nicht die «Her­ren der Schöp­fung», son­dern die Herr­schaft, also die­je­ni­gen, die das Sagen haben und zwar ge­schlech­te­ru­n­ab​­hän­gig. Es gäbe tau­sende sol­cher Bei­spie­le, bei denen ich raten wür­de, ein­fach zu schwei­gen und zu ak­zep­tie­ren, dass es ers­tens eine Ver­gan­gen­heit gibt, die an­de­ren Prin­zi­pen hat­te, und zwei­tens ein Wort ohne Text­li­chen und zeit­li­chen Ko­text nie wirk­lich aus­sa­ge­kräf­tig ist. Aber um das zu er­ken­nen braucht es echte Bil­dung und nicht po­li­tisch kor­rekte «­Miss­bil­dung» wie oft in un­se­ren Schu­len ver­brei­tet wird!

Personen haben auf diesen Beitrag kommentiert.
Kommentare anzeigen Hide comments
Comments to: Andere Meinungen akzeptieren
  • Mai 28, 2019

    We vs. them.

    Jeder in seiner Filterblase mit seinen selbst gewählten Informationen und seinem selbstgewählten Silo.

    Die einen schauen Fox News die anderen CNN. Die einen konsumieren breitbart, die anderen WP, NYT.

    Kommentar melden
  • Mai 30, 2019

    Super, die Metoos an den Universitäten. Wer es wagt den geächteten Weinstein vor Gericht zu verteidigen, wird selber zum geächteten.

    Egal was das Gericht sagt, für viele ist Weinstein sowieso per se schuldig. Soviel zur Unschuldsvermutung.

    Erinnert an den McCartysimus, Hexenprozesse oder brunnenvergiftende Juden.

    Kommentar melden
  • Juni 8, 2019

    Naomi Seibt.
    Mit ihrem preisgekrönten Gedicht möchte sie auch andere dazu ermutigen, ihr Schweigen zu brechen, die das Gefühl kennen, dass man nicht mehr länger guten Gewissens mit dem Strom schwimmen kann. „Nur durch Aufklärung werden wir am Ende genug Menschen die Augen öffnen und aus dem verseuchten Fluss ausbrechen können“, so Naomi Seibt. Hören Sie hier ihr Gedicht „Manchmal schweige ich“.

    https://www.​youtube.com/watch?v=t​5clp7Lpwx4

    Kommentar melden

Kommentar schreiben

Neuste Artikel

  1. Aussenpolitik
Dynamische Rechtsübernahme: Kolonisierung der Schweiz durch die EU? Die EU verlangt einen institutionellen Überbau für die Bilateralen Abkommen, eine „dynamische Rechtsübernahme“, weniger vornehm gesagt einer „Kolonisierung“ der Schweiz durch die EU. Für die Schweiz als Nichtmitglied der EU ein Affront!
  1. Medien & Kommunikation
Der Bank Run und die sozialen Medien Wo eine rasche Reaktion der Bevölkerung auf eine Meldung erwartet werden muss – wie bei der Gefährdung der eigenen Ersparnisse oder der Gesundheit oder der Versorgung – sind die sozialen Medien ein Brandbeschleuniger sondergleichen. Der Bank Run bei der CS-Pleite verwundert mich daher gar nicht.

Bleiben Sie informiert

Neuste Diskussionen




Willkommen bei Vimentis
Werden auch Sie Mitglied der grössten Schweizer Politik Community mit mehr als 200'000 Mitgliedern
Tretten Sie Vimentis bei

Mit der Registierung stimmst du unseren Blogrichtlinien zu