Immer wieder wollen uns konservative Kräfte weiss machen, dass es keine Alternative zum Atomstrom gäbe. Laut Professor Rolf Wüstenhagen der Universität St.Gallen bestehen „bereits jetzt erstaunlich gute Voraussetzungen für den Ausstieg aus der Atomkraft“. Gemäss Forschungsarbeit wollen 23 Schweizerisch Stromversorger bis 2020 rund 65 Prozent jenes Produktionsvolumens erneuerbaren Stroms erreichen, das der Bundesrat bei einem Ausstieg bis 2030 erwartet. Dies entspricht einer jährlichen Produktion von 10.6 Terawattstunden grünen Stroms (das AKW Mühleberg produziert jährlich 3.0 Terawattstunden). Die Forderung der grünen Volksinitiative „Für den geordneten Ausstieg aus der Atomenergie“ bis 2029 auszusteigen, scheint bei diesen Zahlen zu langsam zu sein. Eine Stromlücke gibt es bei einem geordneten Ausstieg nicht. Dafür eine grosse Chance für die grüne Wirtschaft.
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Kommentare anzeigen Hide commentsÖsterreich hat vergleichbare Voraussetzungen wie wir, besitzt jedoch keine AKW und versucht, genau den von Ihnen Herr Fricker und Prof. Wüstenhagens Weg zu gehen. Die Neuen Erneuerbaren Energien werden dabei stark gefördert. Doch die Zahlen zeigen, es funktioniert nicht. Bei den Neuen Erneuerbaren klemmt’s! http://www.bernerschach.ch/Strom-Oesterreich.pdf
Träumen nützt uns bei der Energieversorgung nicht. Wir brauchen alle drei: Energieeffizienz, erneuerbare Energie und Kernenergie (inkl. Kernfusion).
@Benedikt Jorns:
Wer träumt da?
Die Nutzung von erneuerbaren Energien ist vorhanden.
Über die von Ihnen erwähnte Kernfusion dagegen, wird seit der 50er-Jahren erforscht (mehr als 50!!! Jahre) und wo sind wir? “Am Joint European Torus konnte am 9. November 1991 erstmals eine nennenswerte Energiemenge aus kontrollierter Kernfusion freigesetzt werden: ein Deuterium-Tritium-Plasma lieferte zwei Sekunden lang eine Leistung von 1,8 Megawatt. 1997 wurde dann eine Fusionsleistung von 16 Megawatt erreicht, wobei für die Plasmaheizung bei diesem Versuch allerdings 24 Megawatt!!! erforderlich waren. Eine positive Energiebilanz, also die Gewinnung von mehr Energie als zur Heizung des Plasmas aufgebracht werden muss, soll erstmals im zukünftigen internationalen Fusionsreaktor ITER verwirklicht werden, der aktuell im südfranzösischen Forschungszentrum Cadarache im Bau ist. Dieser soll den Weg ebnen für DEMO, das erste Fusionsreaktorkraftwerk, das Strom erzeugt und damit die kommerzielle Nutzbarkeit der Kernfusion nachweisen soll.”
Träumen nützt uns bei der Energieversorgung nicht. Aber Investitionen nachhaltig in erneuerbare Produktion und Sparen durch Effizienz und Suffizienz umzuleiten, das bringt etwas. Davon bin ich überzeugt.
@Jonas Fricker:
Sie beschreiben die Entwicklung der Kernfusion sehr gut. Dass deren Entwicklung noch lange dauern wird, ist uns allen klar. Trotzdem müssen wir erkennen, dass in einigen 10’000 Jahren, wenn wir die letzten spaltbaren Brennstoffe verbraucht haben werden, die Energieversorgung nur noch mit erneuerbaren Energien und der Kernfusion möglich sein wird. Das ist in der Entwicklungsgeschichte der Erde ein sehr kurzer Zeitraum. Wir rechnen gemäss heutigem Forschungsstand noch mit mehreren 100 Mio. Jahren möglicher Existenz von höherem Leben auf der Erde. Begrenzt ist es durch die Ausdehnung der Sonne und das Absinken der CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre unter 10ppm (C4-Pflanzen).
Die wie die Kernenergie für uns existentiell wichtigen erneuerbaren Energien erleben eine ganz andere Entwicklung. Schon unsere Grossväter bauten riesige Staumauern, um damit in grossen Mengen Strom produzieren zu können. Bei der Nutzung der Windkraft harzte es aus mir nicht begreiflichen Gründen sehr lange, bis erstmals in windreichen Regionen eine effiziente mengenmässig interessante Stromproduktion möglich wurde. Die tiefe Geothermie steckt in den Kinderschuhen. Was mengenmässig zu erwarten ist, wissen wir heute noch nicht. (Vergleiche meinen Beitrag (mit 90% Zustimmung!) unter http://www.vimentis.ch/d/dialog/readarticle/tiefe-geothermale-energie-ist-unlimitiert/ ) Die Fotovoltaik schliesslich ist stark im kommen, doch ob sie sich langfristig gegen die Solarthermie durchsetzen kann, auch das wissen wir heute noch nicht. Das Problem der Solarenergie-Nutzung ist, dass die während der Lebenszeit der Anlage produzierte Energiemenge im Vergleich zum damit im weitesten Sinn erforderlichen Aufwand schlecht da steht. Eine wirklich seriöse Abschätzung habe ich bis heute noch nicht gesehen. Einen brauchbaren Hinweis in dieser Richtung geben uns zur Zeit nur die auf erstellten Statistiken basierenden Grafiken der Beiträge an die Strom- und Gesamtenergieproduktion.
Wenn ich Sie, Herr Fricker, und Professor Rolf Wüstenhagen als „Träumer“ sehe, liegt das genau an diesen erwähnten Grafiken über unsere Energieversorgung und an den zu beobachtenden zur Zeit stattfindenden Veränderungen davon. Betrachten Sie doch nur z.B. die von der IEA erstellte Grafik über die weltweite Energieproduktion http://www.bernerschach.ch/IEA.pdf Und beachten Sie die dazu gemachten Prognosen für die kommenden Jahrzehnte. Erstens geht man davon aus, dass der weltweite Energieverbrauch unter Berücksichtigung der zu erwartenden Steigerung der Energieeffizienz, insbesondere wegen den Schwellenländern, auf ein Mehrfaches von heute ansteigen wird. Zweitens rechnet man, dass der Anteil der fossilen Energiequellen wegen den sich schlecht durchsetzenden Alternativen auf ca. 90% ansteigen wird.
Ich meine es wirklich ernst: Erwacht endlich, ihr Träumer! Niemand ist gegen die Effizienzsteigerung oder die erneuerbaren Energien. Doch wir andern uns nicht krampfhaft an den Glauben der “Atomkraft -– Nein Danke -– Kämpfer” krallenden Menschen, sehen die Welt ganz anders als ihr! Erdöl und Erdgas werden in den kommenden Jahrzehnten knapp, politisch umkämpft und unter dem Einfluss von Spekulanten teuer. Anstatt schrittweise auf die Nicht Fossilen Energiequellen umzusteigen, schauen wir machtlos und unbegreiflich träge zu, wie ihr Anteil an der weltweiten Gesamtenergieversorgung bereits unter 18% abtaucht. Das wohl grösste Risiko der Menschheit ist ihre immer noch wachsende Abhängigkeit von den fossilen Energiequellen. Niemand kann heute abschätzen, in was für eine Wirtschaftskrise wir da hineinlaufen und welches die Konsequenzen sein werden. Wer erneuerbare Energien und Kernenergie gegeneinander ausspielt, hat den Ernst der Situation noch nicht begriffen: Wir brauchen alle drei: Energieeffizienz, erneuerbare Energie und Kernenergie (langfristig inkl. Kernfusion). Und wenn wir bei deren Weiterentwicklung nicht noch einen Zacken zulegen, kommen wir leider zu spät!