Überraschend hat die BKW vor den Sommerferien mitgeteilt, dass das AKW Mühleberg 5 Wochen früher als vorgesehen abgeschaltet wird, um Massnahmen für die Sicherstellung der Kühlwasserversorgung realisieren zu können. Neue Erkenntnisse im Bereich der auf Extremsituationen ausgelegten Hochwasserszenarien (10′000 jähriges Hochwasser) haben ergeben, dass bei bestimmten Ausnahmesituationen eine Verstopfung des Einlaufbauwerks des SUSAN-Notstandsgebäudes durch das in der Aare erwartete Geschiebe nicht ausgeschlossen werden kann.
An diesem Beispiel lässt sich sehr schön die Problematik des Restrisikos von AKWs darstellen. Zum einen hat man die Problematik des Hochwassers in der Vergangenheit offenbar unterschätzt (Restrisiko menschliches Versagen), was bei einem Hochwasser ähnlich wie in Fukushima zu einem Super-Gau hätte führen können. Zum anderen wird auch auch nach der Realisierung der vorgesehenen Massnahmen ein Restrisiko bleiben. Wenn es 10′000-jährige Hochwasser geben kann, weshalb sollte es dann nicht auch ein 20′000-jähriges Hochwasser geben können (Restrisiko Natur)? Natürlich ist die Wahrscheinlichkeit dafür klein, aber man weiss eben nicht, ob es nicht doch und wann es geschehen kann. Und wenn es geschieht, dass ist die Lehre aus Japan, kann es eben sehr rasch zur Katastrophe kommen. Dass Hochwasser im August 2005 war schliesslich auch völlig überraschend.
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Kommentare anzeigen Hide commentsSehr geehrter Herr Jenk
Wüssten wir heute nichts über Fukushima, würde sich niemand über unsere AKWs gedanken machen.
Freundliche Grüsse
Als sozial gesinnter und umweltbewusster Mensch wollte ich Mitglied der SP werden. Vom damaligen Präsidenten Helmut Hubacher musste ich erfahren, dass nur willkommen ist, wer sich zu den “AKW Nein Danke”–Kämpfern zählt. Damit wird diese Haltung zur Ideologie. Doch die SP und die Grünen haben noch nicht begriffen, dass die Trendwende im weltweit stark wachsenden Verbrauch von fossilen Brennstoffen nur denkbar ist, wenn wir die Weiterentwicklung der Nutzung von Energieeffizienz, erneuerbarer Energie und Kernenergie (inkl. Kernfusion) vorantreiben.
Sehr geehrter Herr Jorns
Das heutige Unglück in der französischen Atomanlage Marcoule zeigt, dass nicht die Gegner der Atomenergie ideologisch blind sind, sondern deren Befürworter, die wider bessseren Wissens immer noch behaupten die Atomenergie sei sicher.
“Es handelt sich um einen Industrieunfall, nicht um einen Atomunfall”, sagte der Sprecher von EDF, dessen Tochterunternehmen Socodei die Anlage betreibt.
Unfälle gibt es in allen Industrieanlagen und auch sonst überall im Leben. Bei atomaren Anlagen geht es einzig darum, dass bei solchen Unfällen keine uns stark gefährdende Radioaktivität ausströmen darf. Bei unseren heutigen Kernreaktoren ist das leider noch immer möglich. Sie können bei einem Unfall überhitzen und zu einer Kernschmelze führen. Diese ist wahrscheinlich bei den zur Zeit im Bau stehenden Reaktoren der 3. Generation für die Umgebung gefahrlos. Bei unseren in Produktion stehenden Reaktoren können wir leider erst dank den ständig auf den neusten Wissensstand gebrachten zusätzlichen Sicherheitseinrichtungen hoffen, dass keine radioaktive Verstrahlung wie in Fukushima stattfinden würde. Das verbleibende Risiko für eine Verstrahlung von grösseren Regionen wird als äusserst klein eingeschätzt.
Doch erst Kernreaktoren der 4. Generation sind inhärent. Das heisst, eine Kernschmelze ist bei diesen zukünftigen Reaktoren bereits von der Auslegung her gar nicht mehr möglich.
Gemäss der Einschätzung des Bundesamtes für Energie und des Paul Scherrer Instituts wird es höchst wahrscheinlich nicht möglich sein, bis 2035 die Nutzung der erneuerbaren Energien soweit zu bringen, dass wir auf eine grosse Zahl von Gaskombi-Kraftwerken verzichten können.