Eine Aussensicht kann wertvolle Einsichten vermitteln. Insofern hat sich Ihr Kolumnist zum ersten Mal angesprochen gefühlt, seit die „New York Times“ dem „Tages Anzeiger“ beigefügt wird. Auf der Frontseite wird am 04.07.11 getitelt: „Traffic Torments, By Design; Across Europe, Cities Turn Hostile Toward Cars.“ Nun waren wir doch der Meinung, die Verkehrspolitik der Stadt Zürich sei keineswegs gegen das Auto gerichtet. Es gehe im Gegenteil nur um Verkehrssicherheit, allenfalls noch um die Herstellung eines ausgewogenen Verhältnisses zwischen Fussgängern, Velofahrern, Trams und Bussen sowie Autos im sogenannten „Modalsplit“. Es wurde immer wieder versichert, Parkplätze würden keineswegs abgebaut, sondern höchstens unter den Boden verlegt. Auch die Rotlichter waren schon Thema in Vorstössen. Da beteuerte die Stadt, es sei gänzlich ausgeschlossen, Grün-, bzw. Rotphasen aufeinander abzustimmen. Auch das Schliessen von Fussgängerunterführungen diene nur der Sicherheit – notfalls nur des Sicherheitsgefühls – der Zu-Fuss-Gehenden, nicht etwa dem Verlangsamen des Autoverkehrs durch Fussgängerhorden. Elisabeth Rosenthal, die New Yorker Journalistin erhielt von unserer Stadtverwaltung aber offenbar andere Informationen als die Lokalpolitiker. Gemäss ihrem Artikel sei es so: „The municipal Traffic Planning Department in Zurich has been working overtime to torment drivers. Closely spaced red lights have been added on roads into town. Pedestrian underpasses that once allowed traffic to flow freely have been removed. […] «Our goal is to reconquer public space for pedestrians,» said the citiy’s chief traffic planner, Andy Fellmann.» Wir sind uns bewusst, dass diese Verkehrspolitik in der Stadt Zürich demokratisch legitimiert ist. Der Stadtrat tut also nichts, was er nicht dürfte. Sogar der Regierungsrat unterstützt diese Politik, indem er der Stadt auf dem übergeordneten Strassennetz freie Hand lässt. Noch bis vor ca. 20 Jahren durfte die Stadt auf Kantonsstrassen keine Massnahmen zur Senkung der Kapazität vornehmen. „Zurich’s planners continue their traffic-taming quest, shortening the green-light periods and lengthening the red with the goal that pedestrians wait no more than 20 seconds to cross. „We would never syncronize green lights for cars with our philosophy“, said Pio Marzolini, a city official. «When I’m in other cities, I feel like I’m always waiting to cross a street. I can’t get used to the idea that I am worth less than a car.“» Wir wünschen Herrn Marzolini ein kräftigeres Selbstbewusstsein, danken ihm aber für die treuherzige Offenlegung der Stadtzürcher Verkehrspolitik. Dieser Artikel wird natürlich nichts ändern. Vielleicht aber kann er dereinst als Zitatenquelle dienen, wenn unsere Verwaltung wieder einmal geschönte Antworten auf einen Vorstoss gibt.
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