Am 14.04.11 berichtete der Tages-Anzeiger über den Architekten Hanspeter Oester, der in Adliswil für die Zurich International School ein Oberstufenschulhaus baute. Die Baukosten betrugen 36 Millionen Franken. Für den Bau des Schulhauses Blumenfeld in Zürich-Affoltern sind 70 Mio. Fr. budgetiert. Das Schulhaus der ZIS nimmt 450 Schüler auf, hat eine Dreifachturnhalle, eine Mensa und einen Mehrzwecksaal. Das Schulhaus der Stadt Zürich soll 440 Schülern und 300 Hortkindern Platz bieten und soll ebenfalls Dreifachturnhalle, Mehrzwecksaal und Bibliothek enthalten. Die Projekte sind also vergleichbar. Die Grundstückkosten sind Bestandteil des Baukredits. In Adliswil sind diese tiefer als mitten in der Stadt Zürich. Damit lässt sich der Aufwandunterschied aber nicht allein begründen. Dieser Meinung war auch Georg Gindeli, sonst hätte er den Artikel kaum geschrieben. Pikanterweise ist der Architekt für beide Projekte derselbe. Er bemüht sich im genannten Text denn auch, die fast doppelt so hohen Kosten zu begründen. Beigezogen werden Bodenpreis, Erschliessung, Vorbereitung, Architekturwettbewerb, Möblierung usw. Das Gebäude sei um 20 Prozent grösser, was die Baukosten um den gleichen Prozentsatz steigere. Die Klassenzimmer müssten mehr Kinder aufnehmen als in der Privatschule, was die Lüftungsanlage teurer mache. Naja, da gibt’s noch andere Gründe, das weiss auch der Architekt. Er will seiner Bauherrschaft aber nicht an den Karren fahren, schliesslich ist das Architektenhonorar direkt abhängig von der Bausumme. Der Journalist nennt den Hauptgrund: Sonderwünsche sind teuer. Das Gebäude in der Stadt muss den Minergie Standard P und weitere Zusatznormen erfüllen. So müssen etwa die Turnhallen grösser sein und die Erdbebensicherheit muss garantiert werden. Der Entscheidprozess von Verwaltung und Gemeinderat ist länger. Aber noch viel wichtiger: die private Bauherrschaft war von allem Anfang auf tiefe Kosten aus. Die ZIS ist nicht gewinnorientiert und musste das Geld für den Bau laufend zusammenkratzen. Der Kostendruck dürfte hoch gewesen sein. Trotzdem wird das Schulhaus der ZIS CO2-neutral beheizt, mit Erdsonden. Laut Architekt sei der Bau in Adliswil ein nicht wiederholbarer Glücksfall gewesen. Ihr Kolumnist besuchte noch als Gemeinderat das Schulhaus der ZIS in Wädenswil und berichtete darüber. Schon damals waren die Baukosten viel günstiger als beim Schulhaus Im Birch der Stadt. Es ist also System dahinter. Das hat offenbar auch der Stadtrat gemerkt und kürzte diese Woche das Projekt um 8 Mio. Fr., indem das Raumprogramm gestrafft und die Fassade billiger gestaltet wurde. Der Objektkredit, über den voraussichtlich im Frühjahr 13 abgestimmt wird, beträgt trotzdem noch 77 Mio. Fr. Wir leisten einen hohen Aufwand für Bildung; davon geht unnötig viel in Bauten.
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Kommentare anzeigen Hide commentsRolf André Siegenthaler SVP
Danke fürs genau hinsehen.
Es ist schon lange so, dass öffentliche Bauten ein Mehrfaches von dem Kosten was Privat Bauten kosten.
Die Öffentliche Hand hat ja das Geld, oder erhöht dann einfach die Steuern,..
Scheinbar erhöht eine teure Baute die lernfähigkeit der Kinder, wobei es ja heisst, man solle prüfen, wer der Lehrer ist, was der kann und drauf hat, da dies massgebend sei, für eine Ausbildung.
Das Fach Mathematik würde ich bei solchen Lehrern besser nicht belegen..
Trotz allem sind diese Projekte nicht vergleichbar Bauen in einer Stadt oder eher ländlichen Umgebung, sind riesen grosse Unterschiede.
Ob es das doppelte Kosten soll steht in den Sternen da ich die Ausführungsart oder die Pläne nicht gesehen habe.
Doch eines weis ich genau die Lernfähigkeit in Angenehmer Umgebung ist höher die Konzentration besser und länger Aufrecht zuhalten, gute Luft kein Lärm etc.
Wichtig dahinter sehe ich das die Schulen in der die Zukunft der Schweiz ausgebildet wird so gut wie Möglich gemacht wird, den die Schüler sind unsere zukünftigen Grundlagen für eine funktionierende Wirtschaft.
Spricht ein Narr……
Interessante These, nur leider widerlegbar. Die besten Schulklassen sind nicht in den modernsten Schulhäuser, PISA lässt grüssen.
Für den Schulerfolg zählt vor allem Klassengrösse, Homogenität der Klasse und Erfahrung der Lehrpersonen.
Mein Sohn geht zwar in ein “modernes” Schulhaus, das sogar die Türe automatisch öffnet. Dafür muss er die Englischwörtchen selbst von der Wandtafel abschreiben, weil eine Fotokopie doch viel zu teuer ist.