1. Aussenpolitik

Bergkarabach: Weiterer Genozid verhindern!

Seit dem 27. Sep­tem­ber tobt in Berg­ka­ra­bach wie­der ein Krieg, in wel­chem ca 150 000 Ar­me­nier ver­trie­ben und um­ge­bracht wer­den könn­ten, wenn die Kampf­hand­lun­gen nicht ge­stoppt werden.

Bergkarabac​h ist ein Gebiet östlich von Armenien und ist seit sehr langer Zeit mehrheitlich von armenischen Christen bewohnt.

Frühe Zeugnisse armenischer Kultur sind das Kloster Amaras (4.Jh.n.Chr.) und Gandassar (1216 n.Chr.).

Bei der Erfassung der Bevölkerung 1823 waren die Armenier in den gebirgigen Gegenden (dem heutigen Bergkarabach) in der Mehrheit. In Niederkarabach waren die muslimischen Aserbaidschaner in der Mehrheit.

Da im 19.Jh. immer mehr Armenier aus dem osmanischen Reich und Persien flohen und nach dem Armenien innerhalb des Russischen Reiches siedelten, verschob sich die Mehrheit noch mehr zu Gunsten der Armenier.

Nach dem Völkermord (ca. 1,5 Mio. Tote) und Vertreibung von Armeniern im osmanischen Reich 1915/16 gab es nochmals eine Zuwanderung von Armeniern ins Russische Reich.

In den 1920- er Jahren war Bergkarabach fast ausschliesslich armenisch besiedelt; 94% Armenier im Jahre 1923. 1921 wurde vom Sowjetischen Diktator Stalin Bergkarabach entgegen jeglicher Logik Aserbaidschan zugeteilt; was bis heute Nachwirkungen hat. Es war die Sowjetrepublik Aserbaidschan, welche in Bergkarabach eine Ansiedlungspolitik von Aserbaidschanern betrieb, so dass 1989 noch eine Armeniermehrheit von 73% zu 25% Aseris vorhanden war. https://de.wikipedia.​​org/wiki/Bergkarabac​h​konflikt#Konflikt_1​91​8_bis_1923

Auch im Korridorgebiet Latschin, welches zwischen Armenien und Bergkarabach liegt, waren die Aseris nicht in der Mehrheit, sondern die Kurden. 1926 waren dort 51`200 Menschen ansässig, davon 73,1% Kurden. Der Rest waren Aserbaidschaner und Armenier. Allerdings gab es in den 50-er Jahren eine Deportation von Kurden nach Zentralasien.

Bergkar​​abach kam nie zu Ruhe. Immer wieder wurden im obersten Sowjet Anträge für einen Anschluss von Bergkarabach an die Sowjetrepublik Armenien gestellt, die jedoch alle abgelehnt wurden.

Nach dem Zerfall der Sowjetunion 1990/91 wurden sowohl das christliche Armenien, als auch das muslimische Aserbaidschan und das christliche Georgien unabhängige Staaten.

Aber das war auch der Beginn einer Wiederaufflackerung dieses alten Konfliktes um Bergkarabach. Im September 1991 erklärte die Regierung der autonomen Region Bergkarabach die Unabhängigkeit und im Dezember 1991 wurde in einer Volksabstimmung (Referendum) in Bergkarabach diese Unabhängigkeit bestätigt.

Ab diesem Zeitpunkt gehörte Bergkarabach nicht mehr zu Aserbaidschan! Das Ergebnis dieses Referendums (über 98% Ja zur Unabhängigkeit Bergkarabachs) war klar, da die aserbaidschanische Minderheit in Bergkarabach diese Abstimmung boykottierte. Aber auch ohne Boykott hätte die Mehrheit der Bergkarabacher Bevölkerung eine Ja-Mehrheit von 73% erreicht, da dies der armenische Bevölkerungsanteil in Bergkarabach war. Somit ist dieser Volksentscheid legitim und zu respektieren.– Im Weiteren gibt es eine UNO-Charta, wo das

Selbstbestimmungs​​recht der Völker festgelegt wurde: https://de.wikipedia.​​org/wiki/Selbstbesti​m​mungsrecht_der_V%C3​%B​6lker

Auch Osttimor, Südsudan und Kosovo wurden durch solche Referenden (Volksentscheide) unabhängig.

Im darauffolgenden Krieg zwischen Armenien und Aserbaidschan 1992 bis 1994 obsiegten die Armenischen Milizen und vertrieben die Aserbaidschaner aus Bergkarbach und dem Korridorgebiet von Latschin.

Progome und Vertreibungen gab es auf beiden Seiten.

Am 12.Mai 1994 trat dann ein Waffenstillstandsabko​​mmen in Kraft, welcher die Frontlinie bis heute festlegte.

Heute leben in Bergkarabach und dem Korridorgebiet Latschin, welches zusammen die Republik Arzach ausmacht, 146 600 Menschen, davon 99% armenisch-stämmig.

2008, 2014 und 2016 kam es zu militärischen Auseinandersetzungen mit den Aseris, welche jedoch wieder beigelegt wurden.

2020 jedoch hat sich die Lage dramatisch zu Ungunsten von Armenien und Arzach gewendet.

Seit September 2020 greifen nicht nur Aserbaidschanische Truppen, sondern auch Türkische Militärs und Djihadistische Milizen aus Syrien die Republik Arzach an. Die Türken und mittlerweile die Aseris verfügen über moderne Waffen und einen grossen Truppenbestand.

Die Auseinandersetzung wird sowohl auf militärischer, als auch diplomatischer, und propaganda- Ebene geführt.

Obwohl Armenien Mitglied des OVKS-Militärbündisses​​ ist, hält sich Russland bis jetzt zurück.

Es sind also NICHT die Armenier, sondern die Aserbaidschaner und Türken, welche in Bergkarabach (Republik Arzach) eindringen und die einheimische armenische Bevölkerung mit schwerem Geschütz vertreiben und massakrieren.

Dies lässt besonders aufhorchen, wenn man weiss, dass das osmanische Reich 1915 einen Völkermord an der armenischen Bevölkerung betrieb, wo über 1,5 Mio. Armenier vertrieben, ermordet, massakriert und auf einen langen Todesmarsch in die syrische Wüste geschickt wurden.

Darum hat die Armee der Republik Arzach und ihre Verbündeten aus Armenien das Recht, ihr Gebiet gegen diese Eindringlinge zu verteidigen.

Ja, es gab UNO-Resolutionen, wo Armenien aufgefordert wurde, Bergkarabach zu verlassen und den Aserbaidschanern zu übergeben; aber diese Resolutionen stehen im krassen Widerspruch zur UNO-Charta über das Selbstbestimmungsrech​​t der Völker!–

Es ist unlogisch und nicht nachvollziehbar, wenn einerseits der Volksentscheid von Kosovo über seine Unabhängigkeit von Serbien und der Volksentscheid von Südsudan über seine Unabhängigkeit von Sudan und Osttimor über seine Unabhängigkeit von Indonesien international anerkannt wird (was auch richtig war), aber derselbe Volksentscheid von Bergkarabach dann nicht.

Es scheint, dass im gegenwärtigen Medienhype über Corona und den Wahlen in den USA ein Krieg vergessen geht, welcher im Interesse von Erdogan und seinen Grossmachtträumen geführt wird.

Grossmachtträum​​e, welche bei Erdogan so weit gehen, dass er sogar Macrons Terrorbekämpfung nach den jüngsten Anschlägen in Frankreich und Oesterreich als islamophob bezeichnet. Erdogans Nähe zu diesen Djihad-Terroristen scheint hier offensichtlich zu sein!–

Warum ist die Geopolitik der Grossmächte (Oel- und Gaspipeline) immer noch wichtiger, als solch berechtige völkerrechtliche Anliegen?

Hier in der Schweiz müsste eine Solidarisierungswelle​​ zu Gunsten der christlichen Armenier stattfinden. Unsere Regierung müsste ein sofortiges Waffenausfuhrverbot gegen die Türkei und Aserbaidschan in Kraft setzen.

Ebenso müsste der Oelliefer-Vertrag der Migros mit dem SOCAR-Tankstellennetz​​ systiert werden, solange auf der Webseite von SOCAR Kriegspropaganda für Aserbaidschan betrieben wird.

Im Weiteren ist die Schweizer Bevölkerung aufgerufen, die SOCAR- Tankstellen zu boykottieren, so wie das auch mit den Tamoil- Tankstellen 2008 gemacht wurde.

Und zu guter Letzt gibt es auf der Webseite von CSI (Christian Solidarity International) eine E-Petition zum Unterzeichnen, wo Aussenminister Cassis gebeten wird, der Verhinderung eines erneuten Völkermordes an den Armeniern hohe Priorität einzuräumen und der leidenden Bevölkerung rasche humanitäre Hilfe zu leisten.

– Ein Verbot von Ausfuhr Schweizerischer Kriegsmaterialien an die antiarmenische Koalition zu verfügen;

– und die Anerkennung der Republik Arzach einzuleiten, im Einvernehmen mit der UNO-Charta für das Selbstbestimmungsrech​​t der Völker.

Siehe:

http​​s://csi-schweiz.ch/a​r​tikel/petition-die-​sc​hweizer-regierung-​mus​s-das-volk-von-be​rg-k​arabach-schuetze​n/

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