1. Gesellschaft

Bevormundung der Eltern durch den Staat

Der Ar­ti­kel von Chris­tine Brand in der heu­ti­gen NZZ am Sonn­tag spricht mir aus dem Her­zen (Ch. Brand: “­Staat­li­che Ver­bote für Kin­der entmündigen die El­tern”, NZZaS, 6. März 2011, S. 17)! Wie ist es möglich, dass in der Schweiz über eine Li­zenz zum Hüten von Kin­dern überhaupt dis­ku­tiert wur­de, und das auf höchster po­li­ti­scher Ebe­ne? Wie kann es sein, dass sogar noch junge Tee­na­ger im Auto theo­re­tisch auf einem Kin­der­sitz Platz neh­men soll­ten, diese Vor­schrift aber bei den Kidz in den meis­ten Fällen gar nicht mehr durch­setz­bar ist? Wer kann erklären, dass ge­rade im Kon­sum­be­reich vie­les ver­bo­ten wird, von dem be­kannt ist, dass es im Ver­bo­te­nen auf junge Men­schen noch viel at­trak­ti­ver wirkt und es des­halb noch viel häufiger (dann zwar il­le­gal) kon­su­miert wer­den wird?

Liegt es an unserer zeitgeistiger Verunsicherung in Bezug auf die Risiken und Gefahren des Alltags, dass wir in jedem Gesetz, jeder Verordnung und jedem Paragraphen Halt, Schutz und/oder Rettung suchen? Oder hat womöglich unser politisches System Schuld, das sich permanent rechtfertigen muss, indem es Lebensbereiche durchreguliert, immer unter dem Vorwand des Schutzes und Wohls unserer Kinder? Wo bleibt der gesunde Menschenverstand? Wo die Eigenverantwortung der Eltern, deren Aufgabe es u.a. ist, im Laufe der Jahre diese ihren Sprösslingen weiter zu geben?

Als Kantonsrätin würde ich mich für die Abschaffung solcher unsinniger Bestimmungen einsetzen, sie im Entstehen zu vernichten versuchen. Eltern und Kinder brauchen keine staatliche Bevormundung, weder im erzieherischen, schulischen noch verkehrs- und sicherheitstechnische​n Bereich. Familien und insbesondere Kinder brauchen freie Lebensräume, viel gute Luft zum Durchatmen und Lebensfreude, also alles, was durch die Existenz von Regulitis in Gefahr gebracht wird.

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Comments to: Bevormundung der Eltern durch den Staat
  • März 7, 2011

    Hier spricht die Vernunft! Es hat gut getan Ihren Artikel zu lesen!

    Es wird nicht einfach für Sie sein, unseren “Regulatoren” Einhalt zu gebieten, schliesslich beziehen diese aus ihrer sinnlosen Tätigkeit ihre Existenzberechtigung (und ihr Salär!).

    Viel Glück und dito offene Ohren!

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  • März 7, 2011

    Ein Artikel dem jeder zustimmt. Aber einmal gewählt….. wird noch mehr bürokratischer Müll produziert. Ich muss mich berufsbedingt mit zu vielem bürokratischem und nutzlosem Müll herumschlagen. Leider steigt dieser Müllberg ständig, unabhängig wer jeweils die Mehrheit hat. (Wie im NZZ-Artikel beschrieben)

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  • März 12, 2011

    Ich habe hier eben ihren Atrikel gelesen und mir dann auch gleich noch die zitierte Kolummne hervorgekramt.
    Im Grunde klingt ihre Kritik ja durchaus plausibel, doch was mir in den beiden Texten fehlt, ist die Stimme der Gegenseite. Womöglich schlagen die Gesetzesschmiede tatsächlich über die Stränge, doch sie werden zweifellos auch ihre Gründe haben, die in ihren Augen das Ergebnis eines längeren Prozesses darstellen und völlig vernünftig sind.
    Bevor man sich nicht die Argumente der Gegenseite angehört hat, finde ich es etwas früh, deren Entscheidung als falsch zu deklarieren. Denn gar nicht mal so selten haben irgendwie beide Seiten recht, auch wenn sie scheinbar das Gegenteil voneinander behaupten.

    Ich möchte noch zu bedenken geben, dass dem “gesunden Menschenverstand” leider nur bedingt zu trauen ist. Viel zu leicht lassen wir uns irreleiten und von falschen Binsenwahrheiten leiten. Persönlich denke ich, dass die einzige Methode herauszufinden, ob Methoden wie Verbote etwas bringen, darin besteht, saubere wissenschaftliche Studien zu machen. Erst auf Basis von diesen kann man solide Entscheidungen treffen.

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    • März 13, 2011

      Herr Gregr, sie vertrauen dem “gesunden Menschenverstand” nicht mehr. Ich stimme ihnen zu, dass dieser nicht immer richtig entscheidet. Dies aber mit Vorschriften und Gesetzen zu korrigieren ist sicher der falsche Weg. Der “gesunde Menschenverstand” muss sich nämlich bei jedem einzelnen entwickeln. Dies wird aber mit all den vielen Vorschriften und Gesetzen gerade verhindert. Niemand muss sich doch heute mehr selber überlegen ob sein Tun und Handeln richtig ist. Es ist doch alles schon von unseren Gelehrten definiert und niedergeschrieben. Somit verlernt doch unsere Gesellschaft, dass sich jeder einen “gesunden Menschenverstand” aneignet. Jedes Gesetz ist doch eine Bevormundung des Bürgers und reduziert die Möglichkeit Eigenverantwortung zu entwickeln und auch zu übernehmen.

      Dann noch einen Kommentar zu den Gesetzesschmieden. Ich stimme ihnen zu, dass diese sicher meist nach gutem Wissen und Gewissen und begründbar neue Vorschriften und Gesetze definieren. Es muss aber auch jedem klar sein, dass dies deren Job ist. Auch diese Leute müssen doch rechtfertigen dass ihre Stelle gebraucht wird und notwendig ist. Somit ist es logisch, dass je mehr Gesetzesschmiede wir haben desto mehr Vorschriften und Gesetze werden erzeugt. Ob diese dann wirklich immer sinnvoll und notwendig sollte hinterfragt werden dürfen.
      Leider wird bei diesem Industriezweig der Kunde selten gefragt ob er diese Produkte kaufen möchte. Die Geschäftsführer bestimmen, was der Kunde kaufen muss. Sicher ein lohnendes Geschäftsmodel. Es leben tausende von Beamten, Juristen, Anwälten Politikern usw. davon.

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    • März 13, 2011

      Herr Steiner, ihre Ausführungen über den “gesunden Menschenverstand” gehen völlig an dem, was ich eigentlich zum Ausdruck bringen wollte vorbei. Ich bin nicht enttäuscht vom gesunden Menschenverstand der Leute und denke auch nicht, dass man dies mit Verboten korrigieren oder kompensieren kann.
      Der gesunde Menschenverstand ist so gesund, wie er es schon immer war, er ist einfach – wie man inzwischen aus zahlreichen Untersuchungen aus der Gehirn- und Verhaltensforschung weiss – nicht so verlässlich, wie man gern meint. Er ist bestenfalls eine Richtschnur aufgrund alter Erfahrungen, doch es besteht keine Garantie, dass die auch beu neuen Problemstellungen brauchbare Resultate liefert.

      Und nun driften auch sie in die Verschwörungsecke ab 🙂

      Ich möchte es anhand eines Beispiels illustrieren: Der gesunde Menschenverstand sagt uns doch, dass wenn zwei Dinge gleich gross aussehen, dass sie dann auch gleich gross sind. Demzufolge sind Sonne und Mond gleich gross (ist aus der Perspektive des gesunden Menschenverstands eine durchaus gültige Schlussfolgerung, die auch während langer Zeit von vielen akzeptiert wurde). Moment, werden sie rufen, da gibt es doch auch die Perspektive, die zwei unterschiedlich grosse Gegenstände aufgrund der Betrachtunsdistanz gleich gross erscheinen lassen kann. Da gebietet der gesunde Menschenverstand auch die Möglichkeiten in Betracht zu ziehen, dass der Mond grösser als die Sonne ist, oder dass die Sonne grösser als der Mond ist. Auch durchaus gültige Schlussfolgerungen. Was von den drei Sachen schreiben wir nun also in unsere Schulbücher? Jene Variante, die durch eine Volksabstimmung eruiert wurde? Alle drei, damit jeder sich selbst eine Meinung machen kann?

      Persönlich habe ich mir angewöhnt, wenn immer möglich mir erstmal das Argument anzuhören, bevor ich den Schluss als falsch bezeichne. Selbst wenn es völlig selbstredenede Schlüsse sind. Nur so kann ich die Motive erkennen, die durchaus berechtigt sein können. Und nur so kann man die Fehler erkennen, die am Ende zum falschen Resultat geführt haben.
      Wenn ich das nicht tue, stemple ich den Urheber des von mir als falsch erkannten Schlusses zu einem Blöden oder Bösen. Leider scheint mir genaus das in der aktuellen politischen Diskussion fast schon der Standard zu sein.

      Und genau das geschieht hier auch. Man schaut sie die Argumente der Gesetzesschreiber nicht an, warum dieses Gesetz genau so nötig ist, sonder erklärt das Gesetz für unsinnig. Man fragt nicht, wieso sie glauben, dass dieses Gesetz den gewünscheten Effekt hat, sondern erklärt, dass es das eh nicht haben wird. Man fragt nicht nach den Argumenten um dort die Fehler zu suchen, der gesunde Menschenverstand sagt, dass das Ergebnis falsch ist und das reicht.
      Ich kenne die Gründe und die Hintergrundinformatio​nen, auf Basis derer dann die Schlüsse gezogen wurden, die dann in dem entsprechenden Gesetz kumulierten, natürlich auch nicht. Ich kann aber auch nicht ausschliessen, dass da ganz konkrete Informationen vorlagen, die einen anderen Schluss gar nicht zuliessen.

      Man kann es auch andersrum anschauen: solange man den Gesetzesklemptnern nicht Böswilligkeit oder Blödheit (das heisst falsche Informationen, Fehler in den Schlussfolgerungen, Fehleinschätzung bei der Schwere der Probleme, etc.) nachweisen kann, gilt die Unschuldvermutung!
      D​er Nachweis wurde hier aber nicht erbracht, denn man ging auf die Motive und Argumente der Gesetzessetzer ja gar nicht ein – man unterstellte ihnen lediglich Faulheit und Profitgier.

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    • Mai 9, 2011

      Ich finde wenn es etwas gibt was reguliert werden sollte dann ist es die Gewalt in Medien und Computerspielen.
      Die​s sollte aber nicht durch Verbote, sondern durch eine “Produktehaftpflicht​” erfolgen.
      Wenn Gewalt in genannten Bereichen zu einer Straftat führt soll der Hersteller des Spieles/Filmes verklagt werden können auf Schadensersatz für die Opfer.
      Bei “greifbaren” Produkten wie z.B Elektrogeräte, Autos etc. ist dies ja auch so, wenn jemand durch die Produkte zu Schaden kommt wird der Hersteller haftbar, wieso also nicht auch hier?

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