Die Schweiz stimmt, dank seiner weltweit einzigartigen halbdirekten Demokratie, als erstes Land der Welt am 5. Juni 2016 über das Bedingungslose Grundeinkommen BGE ab. Das BGE wird zwar schon seit Jahren in vielen europäischen Ländern ernsthaft geprüft und diskutiert, im Speziellen in Frankreich und Holland, aber auch in Skandinavien und Deutschland und Finnland will schon im November 2016 als erstes Land der Welt ein BGE von 800 Euro einführen, doch das Volk hat dort nichts zu melden, auch wenn sich diese Staaten als der Demokratie zugehörig bezeichnen.
Der Initiativtext hält sich bewußt zurück und überläßt die Ausgestaltung dem Bund, der somit bei Annahme der Initiative lediglich gezwungen wird, sich mit dem Thema ernsthaft auseinander zu setzen. Die Initianten verlangen nur drei grundsätzliche Forderungen, wogegen, real betrachtet, keiner etwas einzuwenden hätte. Einwände werden dennoch zuhauf kommen, weil viele Schweizer Veränderungen hassen wie die Pest und sich noch immer dem Reduit-Gedanken des WWII verbunden fühlen. Es werden der Regierung keinerlei Vorschriften auferlegt, im Gegenteil, ihr wird ein zusätzliches Instrument in die Hand gelegt, ausgestattet mit jedem nur erdenklichen Handlungsspielraum bei der Ausgestaltung eines langfristiges Konzeptes menschenwürdigen Daseins, und zwar frühzeitig genug um auf die unausweichlich kommende Problematik der Massenarbeitslosigkeit vorbereitet zu sein, statt von ihr überrascht zu werden.
Es ist ein Generationenvertrag, der nur am Generationenkonflikt scheitern könnte, denn es verlangt von der Regierung diesmal echtes „proaktives“ Handeln (ein scheußlich oft mißbrauchtes Wort unserer Politiker), um nicht, wie bisher, unvorbereitet, wiederum erst nach Schadenseintritt hektisch und unüberlegt hysterisch handeln zu müssen, wie in den letzten 25 Jahren. Deshalb fällt es uns auch schwer nachzuvollziehen, wieso selbst die Initianten der Vorlage nur mit einer Zustimmung der Bevölkerung von 20 Prozent rechnen. Noch bedenklicher stimmt uns hingegen, daß selbst hochintelligente Menschen, wie etwa der eloquente, überaus scharfsinnige ehemalige Weltwoche-Chef und neu in den Nationalrat gewählte Roger Köppel der Idee des BGE nichts abgewinnen können oder wollen. Der Grund dafür dürfte in der Verlustangst pingeliger Machtinstrumente geldwerter Druckmittel der Elite ggü dem Armenquintil sein, welches über ein BGE an Autarkie, Lebensqualität, Selbstwertgefühl und Selbstbewußtsein gewinnen würde. Das gilt insbesondere für die vielen Arbeitgeber, denen es Spaß bereitet, ihre Angestellten bis an die gesundheitliche Grenze zu gängeln. SRF ECO fragte in einer dreiteiligen Serie, hier Teil zwei, wieviel Streß am Arbeitsplatz Arbeitnehmer aushalten können, und kommt zum Schluß, es sei sehr individuell. Vielen gehe es nicht gut, andere zögen frühzeitig die Notbremse. Leisten können sich das jedoch nur Gutbetuchte, der Rest schaut in die Röhre.
Das BGE rüttelt natürlich an bisherigen charakterlichen Eigenschaften der Schweizer und den eigens dafür geschaffenen Gesetzen, weniger Begüterte oder Sozialleistungsbezüger das Leben möglichst schwierig zu gestalten, sie spüren zu lassen, daß sie, nebst den Rauchern, der gesellschaftliche Abschaum sind. Es rüttelt am eingefahrenen Gebaren der Sozialämter, überwiegend besetzt mit Machtmenschen der unangenehmen Art, die sich dort ihr mangelndes Selbstbewußtsein während der Arbeitszeit auf Kosten der bereits am Boden Liegenden aufpolieren, quasi als unbrauchbarer Therapieersatz.
Es rüttelt an eingefahrene Denkweisen, bspw. daß Sozialbezüger für die Almosen strafanstaltsähnliche Arbeiten zu erledigen haben, egal ob sie dafür geeignet sind, egal, ob sie dabei unterfordert oder überfordert, egal, ob sie dabei Scham und Schande ausgesetzt werden. Hobbys, selbst kostenlose, sind in der Regel gestrichen, das Generalabonnement der SBB oder ein eigener fahrbarer Untersatz in der Regel auch. Lebt einer im Konkubinat, wird ihm der Mietbeitrag zur Hälfte gestrichen, so daß in der Folge die meisten zum Überleben die Partnerschaft auflösen müssen, was zu weiterer Isolation und gesellschaftlicher Ausgrenzung führt. Kurz, der überhöhte Streß wird stetig gesteigert und bleibt nach einer gewissen Zeit auf gesundheitlich gefährlich hohem Pegel konstant. Viele beginnen dann in dieser Trostlosigkeit sich selbst zu medikamentieren und greifen zu bewährten Mitteln wie Tabak, Alkohol oder illegalen Drogen, da letztere inzwischen oft billiger zu haben sind als die legalen, nachdem der Staat Tabak mit unverschämten Steuern von rund 65% belegt hat.
Zum vollständigen Artikel: http://www.sackstark.info/?p=36814
Personen haben auf diesen Beitrag kommentiert.
Kommentare anzeigen Hide commentsLieber Carolus
Ich finde Deinen Beitrag nicht sackstark – und auch nicht besonders lustig. Im Gegenteil, ich finde ihn eher ein bisschen deplaciert. In der Formulierung wirkt er eher etwas populistisch – und ganz schlimm – der Text wirkt höhnisch gegen die Flüchtlinge die tagtäglich nach Westeuropa drängen und alles, aber auch wirklich alles verloren haben! und im Eldorado Schweiz gibt’s viel Geld um nichts. Verstehe mich recht, mir ist egal, wenn Du beispielsweise den Köppel verhöhnst.…
Da Du offensichtlich einen Hang zur Satire hast, empfehle ich Dir Voltairs Novelle „Candide oder der Optimismus“. Passt ausgezeichnet zur Träumerei (diesmal nicht von Schumann) der BGE-Initianten.
Ich bin sicher, dass Du nicht wolltest, dass Dein Text so erscheint, wie ich ihn interpretiere. Natürlich will ich Dir die Freude am Schreiben nicht nehmen, junger Mann. Ebenso will ich Deine Satire niemals korrigieren. (Ich war nie Schulmeister…) Wenn Du willst, kannst Du meine Meinung einfach zu Kenntnis nehmen. Aber nimm’s nicht tragisch.
Danke, Franz
Daumen hoch für deine ehrliche Rückmeldung. Mit Humor ist vieles leichter zu ertragen, deshalb auch oft dieser Schreibstil. Der Untertitel meiner Webseite heißt ja auch:
«Die provokative Sicht des Carolus Magnus»
Und irgendwie muß ich diesem ja gerecht werden.
Carolus Magnus
P.S. – Roger Köppel wird von mir keineswegs verhöhnt, bitte schau es dir nochmal genau an.
P.P.S. Flüchtlinge kommen im Artikel nirgendwo vor. Meine «Satire» hat Grenzen.
Carolus Magnus
Wie ich sehe, Du nimmst meine Kritik nicht tragisch. Das freut mich, Carolus. Natürlich habe ich nichts gegen humoristische oder satirische Darstellungen. Diese Schreibart wende ich manchmal auch an – besonders eignet sie sich, weil man später sagen kann, das hab ich nicht so gemeint verstehst du denn kein Spass? Aber auch das ist Satire – Du verstehst schon, was ich meine….
Und wie gesagt, der Köppel interessiert mich nicht.
Was mir ein bisschen aufgestossen hat, ist die Darstellung unseres bitteren Loses, Mensch zu sein. Aber eben, auch das ist gewollte Ueberspitztheit. Dass es uns so hundsmiserabel geht. So miserabel, dass wir endlich aussteigen sollten. Vielleich auf die Art und Weise, wie es der Laotse machte – oder war es etwa Konfuzius? Nachdem er sich mit Reisschnaps vollgesoffen hatte, sei er auf einem Floss den Yangtsekiang hinuntergefahren. In stillem Gewässer sah er den sich wunderschön spiegelnden Mond. Er wollte ihn küssen und ersoff. Und Voltaire soll gesagt haben, Wenn Sie einen Schweizer Bankier aus dem Fenster springen sehen, springen Sie hinterher. Es gibt bestimmt etwas zu verdienen.
Also weiterhin viel Freude an der Satire…
Danke, Franz, für deine wohlwollenden Worte
Ein Klarstellung ist jedoch unbedingt vonnöten.
Satire mißbrauche ich nicht, um hernach zu sagen, ich hätte es nicht so gemeint. – Ich bin schließlich parteilos und kein Politiker. Was ich schreibe, das meine ich auch genau so, wie es geschrieben steht (unbeabsichtigte Fehler ausgeschlossen).
Carolus Magnus
Carolus Magnus
“(…) Natürlich will ich Dir die Freude am Schreiben nicht nehmen, junger Mann. (…)”
Herr Krähenbühl, Sie alter Mann, wie kommen Sie dazu Herrn Magnus zu duzen und mit “junger Mann” herabzuwürdigen?
Ich finde den Text sehr gut und treffend