Auf erschreckende Weise wurde in den letzten Tagen offenbar, dass Judenhass nicht nur eine Spezialität von Neonazis ist, wenn man liest, was anlässlich propalästinensischer Aktionen skandiert oder auf Facebook gepostet wurde. „Wir müssen die Juden ausrotten“, „Hamas sollte mal Zyklon B einsetzen“, „Nur ein toter Jude ist ein guter Jude“, „Wie schön wäre die Welt ohne Juden“, ” Kindermörder”, „Keiner mag euch, jeder hasst euch“, “Mörderwalze”, “Neue Nazis”, „Richtig ehrenloses Volk, schämt euch für eure Existenz“.
„Nur weil ich kritisch bin gegenüber Israel, bin ich nicht antisemitisch“, ist eine Aussage, die ebenso richtig ist wie banal, aber am Thema vorbei geht. Meinungsäusserungsfreiheit und Kritik am Verhalten anderer sind in Demokratien selbstverständliche Grundrechte. Der Skandal liegt denn auch nicht in der Haltung gegenüber Israel im Palästinakonflikt, sondern im toleranten Stillschweigen gegenüber dem Hass, der die Kritik begleitet und der auch unsere jüdischen Mitmenschen in der Schweiz betrifft. In der leidenschaftlichen Einseitigkeit der Beurteilung der Konfliktparteien. Im demgegenüber auf auffällige Weise unengagierten Verhalten, wenn es um andere Konflikte geht und dem von diesen verursachten Leid. Antisemitismus muss bekämpft werden, wo immer seine Fratze erscheint. Er ist der „Brunnenvergifter“ unserer Geschichte.
Personen haben auf diesen Beitrag kommentiert.
Kommentare anzeigen Hide commentsMit “Antisemitismus” meint Frau Binder-Keller “Judengegnerschaft”, und
sie schmiegt sich der im Grunde genommenen unkorrekten Einbürgerung
des in der Öffentlichkeit verstandenen letztgenannten Begriffs an. Es gibt
auch nichtjüdische Semiten, zu denen sich u.a. die Araber einreihen. Von
“Antisemitismus” im Palästinenserkonflikt zu reden halte ich für grundfalsch.
Bei den von Frau Binder-Keller wiedergegebenen Äusserungen, wie sie in
der Nazizeit gebraucht wurden, handelt es sich um blosse Kriegsrufe der einen
Seite. Frau Binder liegt richtig, wenn sie die Übertragung propalästinensischer Parteilichkeit auch gegenüber den Diasporajuden geisselt. Das Ganze hat nämlich mit “den Juden” an sich nichts zu tun.