Samstagabend, eine Veranstaltung auf dem Land. „Wie ihr wisst: An unserer Schule wurden Kinder im Internet gemobbt“. Schweigen. Allen ist klar: Der Moderator hat recht. Zwei Stunden später werde ich ein Opfer kennenlernen. Es sass im Raum. Allerdings wurde es nicht an der erwähnten Schule gemobbt, sondern woanders.
Donnerstagnachmittag, eine Standaktion in Zürich. Eine junge Frau erzählt mir die Geschichte einer Freundin. Angefangen hatte es mit einem Chat und zuletzt musste die ganze Familie umziehen. Dazwischen lag die ganze Palette des denkbaren Missbrauchs von Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT). Die Behörden taten nichts. Weil sie nicht konnten, oder weil sie nicht wollten? Das wird aus der Geschichte nicht klar. Es ist offenbar auch gar nicht so wichtig, denn eine Freundin der vielleicht 20-jährigen Erzählerin pointiert: „Weisst Du, als Frau wirst Du im Internet heute einfach als billig gesehen, als Schlampe. So ist das“.
Aha. So einfach ist das also. Man muss kein alleinerziehender Feminist sein, um sich über solche Zustände aufzuregen. Und darüber, wie die IKT (oft englisch ICT genannt), die wahrlich mit faszinierenden Innovationen sonder Zahl glänzt, missbraucht wird. Diese Verlagerung der Gewalt in die schöne neue Welt des Cyberspace ist geradezu unheimlich – aber sie ist inzwischen fast mit Händen zu greifen.
Der Staat ist aufgerufen zu handeln, definitiv. Es ist schliesslich seine oberste Pflicht, seine Bürgerinnen und Bürger vor Gewalt zu schützen – das heisst aber auch: Die Bedrohungen im Cyberspace ernst zu nehmen. Das ist bei diesen versteckten Gewaltformen natürlich etwas schwieriger, aber es ist nicht unmöglich und auch nicht weniger wichtig als im „richtigen Leben“.
Selbst der BundesratDer Bundesrat der Schweiz bildet die Exekutive bzw. Regierun... schrieb, die Folgen von Cyberbullying könnten „für die Opfer schwerwiegend sein und zu Verhaltensproblemen, körperlichen Beschwerden, Konzentrationsschwierigkeiten, Angst- und Depressionszuständen führen“. Gesetzgeberischen oder sonstigen Handlungsbedarf gebe es aber nicht.
Kein Handlungsbedarf? Wenn dem so wäre, hörte ich nicht zwei- bis dreimal pro Woche solche Geschichten. Es ist Zeit, dass die Regierungen handeln – schweizweit einheitlich gegen Pädophile im Chat, kantonal gegen Bullying – nicht zuletzt auch um das Prinzip des freien Meinungs- und Informationsaustausches im Internet zu schützen. Ich bitte deshalb um die Unterstützung für die PetitionIn der Schweiz hat gemäss Art. 33 der Bundesverfassung jede... www.sicher-im-chat.ch.
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Kommentare anzeigen Hide commentsGuten Morgen Herr Saxer
Obwohl ich mich täglich im Internet aufhalte – wobei ich grundsätzlich selten bis nie auf Aufrufe im Facebook reagiere – höre ich heute das erste Mal von Bullying. Ich werde mich aber natürlich jetzt darüber – im Internet -informieren. Vielleicht melde ich mich dann wieder.
Bitte, wie wollen sie das Mobbing verbieten. Sie schreiben, etwas schlimmes, ganz, ganz, ganz schlimmes passiert. Verbieten!
Was ist schlimm und was wollen sie verbieten. Typisch Politiker, ein ganzer Artikel und nicht eine Aussage.
Mobbing zu verbieten durch flächendeckende Kontrollen, ist selbst eine Art Mobbing
Grüezi Herr Nünlist
Was schlimm daran ist, wenn man im Internet fertig gemacht wird fragen Sie? Nun, beispielsweise dass man das kaum mehr los wird, wenn überhaupt. Was ich verbieten wolle, fragen Sie? Nun, nichts was nicht schon verboten wäre. Ich will, dass sich Staat, Schulen und Gesellschaft den Schattenseiten der Cyberwelt annehmen und beispielsweise mit flächendeckenden Anstrengungen dafür sorgen, dass wir des Fertigmachens im Netz Herr werden.
Guten Tag Herr Saxer, danke für die Antwort.
Ich muss sagen, ich verstehe es nicht und ich bin schon seit DOS dabei.
Ich brauche Beispiele:
Also in einem Forum schreibt jemand, “Herr Nnünlist ist ein ………..”.
Ich kann das dem Forumbetreiber melden, der löscht dies und verwarnt die entsprechende Person. Löscht er es nicht, kann ich ihn verzeigen.
Im Chat schreibt jemand das selbe, dann ist es ja nicht öffentlich ersichtlich. Das wäre, wie wenn das unter vier Augen erzählt wird.
Jetzt schreibe ich ein Inserat gegen meine EX-Freundin, wo sie Sexuelle Dienste anbietet, mit Telefonnummer. Eindeutig eine Straftat. Die IP-Adresse ist hinterlegt. Der Täter kann ausfindig gemacht werden!!!
Der Täter, vielleicht führt die IP-Adresse zu einem PC an der Uni, wo jeder Zugriff hat. Dann ist aber die Uni verantwortlich. Sie könnten den PC ja so absichern, dass nicht jeder Zugriff darauf hat und wenn, dass er sich mit einem Passwort erkenntlich machen müsste. Das Problem sind also NUR öffentliche PCs.
Habe ich ein Auto und stelle es nicht abgeschlossen vor einer Schule ab und der Schlüssel steckt noch. Ja werde ich da nicht zur Verantwortung gezogen? Da kommt es doch niemandem in den Sinn, alle Autofahrer zu bevormunden.
Dass der Besitzer mitverantwortlich ist, ist eigentlich überall klar, ausser beim PC.
Das Problem liegt also bei den Schulen selbst.
Flächendeckende Massnahmen sind erstens nicht wirksam, wirken zu spät und zahlen tun die, die nichts dafür können, dass andere sich nicht verantwortungsbewusst verhalten. Ein Autovermieter, der muss nachweisen können, wer wann mit welchem Auto fuhr. Wir können ja Autos auch anonym vermieten und flächendeckend kontrollieren. Wäre das aber sinnvoll? Nein das ist nicht sinnvoll, sinnvoll ist, das Auto ist registriert, Auto Nummer, PC IP-Adresse, das Auto kann zurück verfolgt werden, der Eigentümmer ist auffindbar. Jetzt ist dieser verantwortlich, dass der Fahrer ausfinbar zu machen ist. Bitte, beim PC ist das doch nicht anders. Ich würde in einem solchen Fall die Uni verklagen.
Liebe Grüsse Kurt Nünlist
P.S Es passiert meiner Meinung nach nichts schlimmes. Der Mensch ist nun mal vor dem PC nicht besser oder lieber als sonst. Aber es passiert eine Schweinerei. die Schweinerei ist, dass die, die verantwortlich wären am lautesten schreien und die Verantwortung auf die Allgemeinheit abschieben wollen. Die Schulen sind verantwortlich, dass ihr Schüler gemobbt werden.
Grüezi Herr Nünlist
Bullying funktioniert zB so, dass ein falsche Facebook-Account eröffnet wird, auf dem seine vermeintliche Besitzerin angeblich selbst sehr herabssetzende Bilder ihrer selbst publiziert. Für das Opfer alles anderes als angenehm, um deutlich zu untertreiben. Wenn Sie seit DOS dabei sind wissen Sie auch, wie einfach solche Tätern IP-Adressen verschleier können. – Wie dem auch sei: NEIN, die Schule ist NICHT schuld, das sagt niemand. Aber die Schule ist einer der Orte, an denen man auf das Leben vorbereitet wird. Und dazu gehören heute ein paar neue Inhalte. C’est tout.