“Es war eine illegale Party als Racheaktion für das destruktive Verhalten an der letzten illegalen Party unter der Hardbrücke. Damals schoss die Polizei auch ziellos auf die Gäste ein, ohne irgend eine Vorwarnung zu geben. Diese Partys wurden immer in Industriegebieten veranstaltet, wo niemand wirklich gestört wurde. Die Party am Bellevue sollte die Rache dafür sein.” So wird ein anonymer Informant in Tagesanzeiger.ch zitiert. Auseinandersetzungen von Jugendlichen mit der Polizei sind nichts wirklich Neues in unserer Stadt. Globuskrawall, Jugendunruhen und jetzt die eskalierende Partyszene; die Bilder gleichen sich und die Aussagen auch. Der Jugend würden zu wenig Freiräume zur Verfügung gestellt, die Polizei vertrete das Bürgertum und gehe provokativ und zu hart gegen die friedlichen Jugendlichen vor. Haben Sie schon mal mit einer pubertierenden Tochter diskutiert, wenn es um “Freiräume” ging? Ja? Ich auch. Für diejenigen, die nicht wissen, wie das geht, hier eine kurze Erklärung: Die Eltern verstehen nichts von gar nichts. Gäbe es keine Eltern, gäbe es keine Probleme. Die Eltern wollen einzig und allein die Freiheit der Kinder einschränken, weil sie das gern machen. Kurz gesagt, eine Diskussion ist unmöglich, die Standpunkte zu verschieden. Das Ganze kann heftig werden und endet in einem Schwall von Verwünschungen, Tränen und zugeknallten Türen. Das hat mit Politik nichts zu tun, sondern mit physiologischen Vorgängen im jugendlichen Hirn, die unbeeinflusst von dessen Eigentümer ablaufen. Die Jugendlichen möchten Spuren hinterlassen und ihre Welt so gestalten, wie es ihnen passt, ohne allerdings besonders viel Verantwortung zu übernehmen. Es wird demzufolge mehr gefordert, als man bereit ist zu geben. Solange das Phänomen nur die eine Tochter betrifft und der Rahmen durch die eigenen vier Wände gegeben ist, kann man darüber lachen. Wenn sich aber viele Jugendliche zusammenrotten, dann erwächst der Polizei, die stellvertretend die Rolle der Eltern zu übernehmen hat, eine gefährliche Gegnerschaft. Wie die Eltern darf die Polizei nicht à priori dreinschlagen. Sie muss ermahnen, zurechtweisen und versuchen, die Jugend vor sich selbst zu schützen, etwa, wenn sie in Missachtung sämtlicher Vorsicht auf Tramhäuschen klettert und sich selbst in Gefahr bringt. Zerstörung ist eine Art der Umgebungsgestaltung, die durch die Gesellschaft nicht toleriert werden darf. Gegen den harten Kern muss gezielt und mit der vollen Wucht des Gesetzes vorgegangen werden. Für die Mitläufer braucht es mehr Geduld. 68er mit Kommunismus, Jugendunruhen mit AJZ und Roter Fabrik, heute Partyszene mit Raum für illegale Partys. Abstand: jeweils gut 20 Jahre. Die Bilder gleichen sich, die Umstände wechseln. Der Protest muss aufgefangen werden, bevor massenhaft Krawalltouristen kommen.
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Kommentare anzeigen Hide commentsDass ich sowas noch erleben darf. Ein Artikel von einem SVP-Mann, dem ihc als SP-Mann zustimmen kann. Wunder gibt es immer wieder …
Genau Herr Siegenthaler, Problem erkannt, ich kann Ihnen nur zustimmen! Die Knacknuss verbirgt sich allerdings in der Lösung!