Vier Jahre sind vergangen, seit der Nationalrat meine Motion «Vaterschaftsurlaub» angenommen hat (06.3662). Damals waren wir über diesen ersten Durchbruch erstaunt, doch die Hoffnung auf rasche Fortschritte wurden in der Folge durch den Paternalismus des Ständerats begraben. Inzwischen ist genügend Zeit vergangen, um ein kleines Geheimnis zu lüften: Die Abstimmung fand am 8. März 2007 anlässlich des Weltfrauentags im Rahmen einer Sonderdebatte zur Gleichstellung statt. Diese Debatte fiel genau mit der Eröffnung des Genfer Autosalons zusammen. Einige Nationalratskollegen, die sich von den Edelkarossen stärker angesprochen fühlten als vom Thema der Gleichstellung der Eltern, machten einen Bogen um die Debatte. Beim Nachrechnen nach der Abstimmung zeigte sich, dass die Motion ohne diese glückliche Fügung nicht einmal im ersten Rat durchgekommen wäre.
Rückblickend ist es kein Zufall, dass diese Debatte ein so grosses Echo auslöste: Der Vaterschaftsurlaub entspricht einem echten Bedürfnis der Familien und der Gesellschaft.
Offensichtlich ist der praktische Nutzen des Vaterschaftsurlaubs: Neugeborene bedeuten schlaflose Nächte und eine sehr aufwändige Betreuung vor allem im Zusammenhang mit dem Stillen, gleichzeitig verlangen die Geschwister Aufmerksamkeit. Um diese kritische Phase erfolgreich zu bewältigen, ist es wichtig, dass der Vater in den ersten Lebenswochen des Kindes wirklich präsent sein kann. Durch den immer grösseren Druck im Berufsleben und zeitraubendes Pendeln finden viele Väter nicht oder nicht mehr die dazu notwendige Zeit. Die Einführung eines Vaterschaftsurlaubs wird dazu ein willkommenes Gegengewicht setzen.
Der Nutzen des Vaterschaftsurlaubs geht jedoch über kurzfristige, praktische Aspekte hinaus. Die mittel- und langfristigen Wirkungen sind sogar noch wichtiger. Ein Urlaub ermöglicht es dem Vater, sich von Anfang an um das Kind zu kümmern, was folgende Vorteile hat:
- Die Mutter hat eher das Gefühl, wieder einer Erwerbstätigkeit nachgehen zu können.
- Es erleichtert die Organisation der Kinderbetreuung, weil der Vater daran beteiligt ist.
- Der Urlaub trägt dazu bei, dass zwischen Vater und Kind eine engere Beziehung entsteht, was in allen Lebensabschnitten wertvoll ist. Die Beteiligung des Vaters an der Erziehung ist sehr wichtig.
Kurz gesagt ist der Vaterschaftsurlaub ein Eckpfeiler einer familienfreundlichen, solidarischen und pragmatischen Familienpolitik. Wir werden weiter dafür kämpfen und hoffen, dass wir bis zur Umsetzung weniger lang brauchen als beim Mutterschaftsurlaub.
Personen haben auf diesen Beitrag kommentiert.
Kommentare anzeigen Hide commentsSehr geehrter Herr Nordmann
Nach dem Lesen Ihres Berichtes hatte ich Tränen in meinen Augen, so gerührt war ich! Ich stellte mir vor, wie aufopfernd sich heute die Väter um Ihre Kinder kümmern würden, hätten sie doch nur ein paar Wochen bezahlten Urlaub, um sich in dieser Zeit um ihre Kinder kümmern zu können!
Doch dann…
–Die Mutter hat eher das Gefühl, wieder einer Erwerbstätigkeit nachgehen zu können.–
So gut! Da wird dann bereits nach 3 Monaten das Kind in die Kinderkrippe abgeschoben, um weiter an der Karriere zu basteln! Jetzt muss Kohle angeschafft werden, denn die materiellen Ansprüche unserer Jüngsten sind bekanntlich enorm!
–Der Urlaub trägt dazu bei, dass zwischen Vater und Kind eine engere Beziehung entsteht, was in allen Lebensabschnitten wertvoll ist. Die Beteiligung des Vaters an der Erziehung ist sehr wichtig.–
Richtig! Dann kann der Vater während seines bezahlten Vaterschaftsurlaubes noch eben eine Beziehung aufbauen und sein Kind erziehen. Später, wie die Erfahrung zeigt, ist dazu keine Zeit mehr. Vermutlich, weil das Kind ja gar nicht mehr zu Hause ist, sondern in der Kinderkrippe, resp. in der Kita… Man kann schlussendlich alles delegieren, nicht wahr?!
Lieber Herr Nordmann, aber WER soll Ihrer Meinung nach diesen Unsinn bezahlen?
Meine Eltern haben uns Kinder auch gross gezogen, ohne Vaterschaftsurlaub. Mein Vater hat auch gependelt und musste zudem am Samstag noch arbeiten.
Erst, als ich als jüngster eingeschult wurde, begann meine Mutter wieder halbtags zu arbeiten. Am Nachmittag war sie aber für uns Kinder da! Wir haben alle unseren Weg gemacht und sind auf unsere Eltern stolz! Zudem haben wir etwas ganz wichtiges kennengelernt, das heute die meisten Jugendlichen nur vom Hörensagen kennen; VERZICHT! Ja, unsere Eltern heben für uns oft verzichtet.
Wir Kinder mussten jedoch nie auf die Liebe und die Zeit unserer Eltern verzichten!
Herrn Villigers Kommentar hätte eine viel höhere Zustimmung als wie bisher
verdient. Die Idee des Vaterschaftsurlaubs entspringt nichts anderem als
der Taktik der SP, immer mehr Sozialleistungen einzuführen, bis wir schliesslich das Sozialparadies der uns umgebenden Länder erreicht haben.
Es geht um nichts anderes als um Angleichung; die Schweiz soll sich wirtschaftlich hinunternivellieren, denn dem heutigen Sozialdemokraten ist
es ein Dorn im Auge, dass wir bessergestellt sind: Er strebt die internationale Gleichmacherei an, zieht dafür alle Register und scheut
sich nicht, dafür gar in die Rührseligkeit abzugleiten.
Ich habe zwei Jungs und brauchte nie Vaterschaftsurlaub um eine gute Bindung zu meinen Kindern herzustellen. Schliesslich habe ich ja Samstag und Sonntags frei! Mein Vater musste noch bis in die 1960er jeden Sammstag (also 6-Tage Woche) arbeiten. Da war es schwieriger sich mit den Kids zu beschaftigen aber auch er hat es geschafft.
Entweder will die heutige Generation nur noch Profitieren (was ich aus Erfahrung mit NEIN beantworten kann) oder viele der heutigen Männer sind unfähig ein Familienleben zu führen! Was aber auch nur bei einer Minderheit zutrifft.
Ich habe eine Idee; Jeder der vom Vaterschaftsurlaub profitieren will, müsste dies spätestens an seinem 24. Geburtstag melden und dann zur finanzierung einen Prozentteil seines Lohnen abzieghen lassen, vielleicht 3%, bis zur Pensinierung. Die die dies nicht wollen haben keinen Abzug.
Sorry SP. Zuerst will die SP einen Vaterschaftsurlaub damit das Kind eine Bindung mit dem Vater ernält und nachher fordert ihr dass ihr die Kinder 5 Tage in der Woche die Kitta besuchen kann!
Wer findet den Fehler?
“Der Vaterschaftsurlaub ist ein gesellschaftliches Bedürfnis”
Mit einigen Freitagen für die Väter nach der Geburt eines Kindes kann die Mutter etwas entlastet werden. Solche Freitage tragen aber NICHTS zur Gleichstellung der Frauen bei. Es muss die Möglichkeit geschaffen werden, dass sich die Eltern von minderjährigen Kindern in die Erwerbs- und Familienarbeit teilen.
GLEICHSTELLUNG bedeutet: VÄTER, HALBIERT EURE ERWERBSARBEITSZEIT !
https://www.vimentis.ch/d/dialog/readarticle/gleichstellung-vaeter-halbiert-eure-erwerbsarbeitszeit-/