1. Abstimmungen & Initiativen

Die Mitte legt zu, rechts verliert

Zwar sind noch nicht alle Ständeratssitze ver­ge­ben, doch lässt sich ein kla­res Fazit zu den eidgenössischen Wahlen 2011 zie­hen: Die Mitte ver­tre­ten durch CVP, BDP und Grünliberale legt mas­siv zu, vor allem auf Kos­ten des rech­ten La­gers. Leichte Ver­luste muss auch das linke Lager hin­neh­men. SVP, Rechts­aus­sen­par­te​ien und FD­P/­Li­be­rale sind zu­sam­men so schwach wie noch nie. Mit­te-­links verfügt über eine klare Mehrheit.

Peter Schlemihls Politblog

Sitzverteilung Nationalrat

Sitzvert​eilung Nationalrat

 
Kla​re Mehrheit für Mitte-links
Noch nie waren SVP, FDP und sonstige Rechtsparteien im Nationalrat so schwach vertreten. Kam dieser Block 2007 noch auf 99 von 200 Sitzen, muss er sich heute mit 87 Sitzen begnügen. Für SVP und FDP (die sich ja selbst nicht als Mittepartei bezeichnet) wird es also in der kommenden Legislaturperiode nicht möglich sein ohne Unterstützung aus der Mitte zu Mehrheiten zu kommen. Das Mitte-links Lager verfügt über eine klare Mehrheit im Nationalrat und wird wird eine mindest ebenso klare Mehrheit im Ständerat erreichen. Bisher kommen CVP, SP und Grüne dort zusammen auf 22 Sitze, FDP und SVP nur auf 12. Es sieht so aus als würden FDP und SVP auch im Ständerat eher verlieren.
 
Mitte legt zu
In der Realität ist aber die FDP (auch wenn sie es selbst nicht gerne hört) teil der Mitte. Diese Mitte hat sich gegenüber 2007 von 71 auf 82 Sitze gesteigert, ist aber nach wie vor weit davon entfernt eine Mehrheit zu haben. Auch betreffend Wähleranteile kann sich die Mitte von rund 36% auf über 40% steigern. Im Ständerat wird die Mitte weiterhin über eine klare Mehrheit verfügen.
 
Andere Kräfteverhältnisse innerhalb der Mitte
Die FDP verfügte bis vor Kurzem unterstützt von den Liberalen immer über eine klare Mehrheit innerhalb der politischen Mitte. 2007 kam die FDP (+ Liberale) dann erstmals nur noch auf 35 von insgesamt 71 Mitte-Sitzen. Heute sind es gerademal noch 30 von insgesamt 82. Und auch im Ständerat muss die FDP vorraussichtlich wie schon 2007 auch im Ständerat Verluste hinnehmen und wird auch dort einen neuen historischen Tiefwert erreichen.
 
Keine nationale Rechtsaussenpartei neben der SVP
Mit dem Sitzverlust der EDU hat auch die letzte national vertretene Rechtsaussenpartei neben der SVP das Parlament verlassen müssen. Ausser den regionalen Lega und MCG ist somit keine sonstige Rechtsaussenpartei mehr vertreten. Das ist auf den stetigen Rechtsrutsch der SVP zurückzuführen. Diese hat neben den Wählern auch zahlreiches politisches Personal von Freiheitspartei und Co. übernommen (Ulrich Giezendanner, Roland Borer, Ulrich Schlüer,…).
 
Ständ​eratshoch für die Linke
2007 hat die Linke mit 11 Sitzen ein Rekordergebnis im Ständerat erzielt. Dies war auch auf die erstmaligen Sitze der Grünen zurückzuführen. Bis jetzt konnte die Linke alle ihre 11 Sitze verteidigen (Dank dem Sitzgewinn im Aargau konnte die SP auch den während der Legislatur erlittenen Verlust im Kanton Bern wettmachen).  In den restlichen zweiten Wahlgängen hat die SP sogar noch die Möglichkeit das Ergebnis von 2007 zu überbieten.
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Comments to: Die Mitte legt zu, rechts verliert
  • November 16, 2011

    Ich bin zwar parteilos, aber tendenziell doch eher auf der Seite der SVP, allerdings mit starker, sozialer Haltung. Sie scheinen doch alle Verluste der FDP und der SP zum Lager der Rechten zu zählen. Zählt man die Abspaltung der BDP von der SVP von den letzten Zahlen der SVP ab, hat die SVP eher zugelegt als verloren. Im minimum hat sie sich auf hohem Niveau halten können. Klar, das täuscht nicht darüber hinweg, dass die SVP defakto einen Verlust (Stimmen verluste) hinnehmen musste. Sie muss sich zweifellos über gewisse Korrekturen Gedanken machen. Übrigens beachten Sie meinen Blogeintrag “Fluchtpunkt Schweiz”. Ihr Kommentar dazu würde mich interessieren. Gruss

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  • November 17, 2011

    Herr Brauen

    1. Ich spreche von der Sitzverteilung im Nationalrat. Und da hat die SP nicht verloren sondern 3 Sitze gewonnen.

    2. SVP und FDP zusammen haben tatsächlich massiv verloren (-13 Sitze)!

    3. Zählt man die FDP zur Mitte, hat die Mitte trotzdem massiv gewonnen (+11 Sitze)!

    4. Die SVP hat massiv verloren, Wähleranteile und Sitze! Wenn ihr die Leute davon laufen oder sie die Leute ausschliesst (Bündner Sektion) ist die SVP selbst schuld! Zudem vertritt die BDP ganz andere Positionen als die SVP (Personenfreizügigkei​t, Atomausstieg,…)!

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    • Juli 19, 2021

      Es ist dem für die SP günstigen Konstellation im Wahlprozedere zu verdanken, dass die SP 3 Sitze gewann, obwohl sie Wähleranteile verloren hat. Es ist klar, dass wenn die SVP auf hohem Niveau verliert, dass sich das in entsprechender Anzahl Sitzverluste niederschlägt. Der Ausschluss der Bündner-SVP war keine glückliche Handlung, ganz klar. Ebensowenig die intrigöse Abwahl von Blocher. Frau Widmer-Schlumpf hätte dieses unsaubere Spiel nie mitmachen dürfen. Machthunger lässt oft die Loyalität und Anstand schmelzen. Zur Erinnerung: Der damals gewählte SP-Bundesrat (ich habe seinen Namen vergessen) musste auf Druck der SP auf das Amt verzichten. Auch keine schöne Sache! Die BDP versucht sich krampfhaft von der SVP abzugrenzen. Die BDP-Leute vertreten lediglich eine moderatere Denkweise als die SVP. Weiteres muss sich erst noch weisen. Was die GLP mit ihren Sitzgewinnen macht, wird sich zeigen. Alle Parteien haben sich “grüne Themen” zugelegt, weil es im Trend liegt.

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  • November 19, 2011

    Wieder einmal eine ziemlich naive schlemihlsche Sichtweise der Resultate…

    1. Fährt die SP das drittschlechteste Resultate ihrer Geschichte ein! Die 18,7% sind wirklich mies für die SP, da diese vor 4 Jahren schon fast 4% verloren hat! Und jetzt nochmals -0,8% weniger Wähleranteil, nicht einmal das Minimalziel von 20% erreicht!

    2. Sagen Wähleranteile ( Gewinne und Verluste ) viel mehr aus als Sitzstärken und Fraktionsgrössen! Schon nur bei BR Wahlen ist der Wähleranteil maßgebend als Berechnungsgrundlage und nicht die Sitz- und Fraktionsgrössen! Aus dem Grunde nicht, weil Proporzglück und Proporzpech nicht die wahre Stärke einer Partei aussagen! Die SP hätte nämlich auch genauso bei -0,8% 3-4 Sitze verlieren können, während die CVP 2007 bei nur 0,3%+ gleich 3 Sitze gewann! Ich könnte jetzt nämlich auch die billige Leier bringen und sagen, dass die SVP in mindestens zwei Fällen ( GR und SZ) Proporzpech hatte und damit einen Sitz verlor und einen knapp verpasste! Darum sagt halt der Wähleranteil immer noch am meisten aus über die Präferenz im Volk! Die SVP hat auch schon bei Wahlen um 1% zulegen können und trotzdem 1 Sitz eingebüßt!

    3. Ach ja, was Herr Schlemihl wieder unterschlägt ist der Umstand, dass die SP eigentlich nur von den linken Schwesterparteien ( PDA, GP und CSP) und Ex-SP-ler Ricardo Lumengo Sitze holte! Zusammen mit den -0.8% Wähleranteil ist das kein wahrer Gewinn für die SP!

    4. Liegen zwischen 18,7% (SP) und 26,6% ( SVP ) immer noch Welten! Es ist halt immer noch ein Unterschied, ob man von hohen 29% wieder 2,3% abgibt, oder ob man von 19,5% nochmals 0,8% verliert! Für eine Sozialdemokratie in der Wirtschaftskrise ist das hundsmiserabel! Mit -2,3% hat die SVP nicht einmal die Hälfte von dem verloren, was die BDP mit 5,4% gewann, haben doch immer alle Linken behauptet, die BDP würde massiv von der SVP absahnen! Das war in diesem Ausmaß nicht einmal der Fall! In GR-EWS wurde die BDP nicht einmal stärkste Partei, sondern die SVP, die beinahe 2 Sitze holte!Dass dann die Grünen von tiefen 9,6% wieder 1,2% abgeben ist dann auch ein Armutszeugnis!

    Die BDD ist dann auch nicht eine Soft-SVP, sondern nur der protestantische Klon der CVP! Außer dem Namen ist jetzt an der BDP gar nichts neu! Und die Verfehlungen der Jung- und Kleinanstandspartei sind schon sehr gross! Die SVP ist mit Abstand immer noch die größte Partei im Lande! Und wenn ich jetzt auch noch die Lega ( ohne MCG!) dazu zähle, dann kommt dieses Lager wieder auf über 27% Wähleranteil!

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    • Juli 19, 2021

      Lieber Herr Anderegg,

      1.+3. Wenn Sie meinen Artikel richtig gelesen hätten und meine Grafik richtig betrachtet hätten, dann hätten Sie gemerkt, dass ich gar nichts unterschlage. Ich weise sogar explizit auf die leichten Verluste des linken Lagers hin und auch in meiner Grafik sind diese leichten Verluste klar ersichtlich.

      2. Komplett falsch! Entscheidend sind die Sitze und nicht die Wähleranteile. Es sind die Personen auf diesen Sitzen, die letztendlich entscheiden. Wähleranteile alleine bringen gar nichts, mein Guter. Das hat die SVP immer noch nicht begriffen!

      4. In GR hat die SVP massiv verloren. Die BDP holte auf Anhin ein Glanzresultat!

      5. Ich gebe Ihnen recht, die BDP vertritt eher eine bürgerliche Mitte-Politik wie die CVP und nicht eine populistische Rechtsaussenpolitik wie die SVP.

      6. Lieber Anderegg, die SVP und andere Rechtsparteien (EDU, Lega, SD, FPS, PNOS,…) kamen 2007 zusammen auf einen Wähleranteil von knapp 32%. Heute sind es nur noch gut 29%. Zudem gibt es heute neben der SVP keine gesamtschweizerische Rechtspartei, die im Parlament vertreten ist.

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