1. Wirtschaft

Die Nationalbank unterschätzt die Risiken

Die Schwei­zer Fran­ken hat sich von der re­al­wirt­schaft­li­​chen Ent­wick­lung ab­ge­kop­pelt. Er wird von den Finanzmärkten in die Höhe ge­trie­ben. Grosse Euro- und Dol­lar­men­gen wer­den in Fran­ken um­ge­tauscht. In Er­war­tung schnel­ler Ge­win­ne. Die Ri­si­ken für Ex­port und Tou­ris­mus wach­sen täglich.

Enttäuschen​d ist die Reaktion der Nationalbank.

Zwar anerkennt sie die volkswirtschaftliche Risiken, erklärt sich aber unzuständig für die Währungspolitik. Hingegen warnt sie vor einer Blase auf dem Schweizer Immobilienmarkt, die bekämpft werden müsse.

Es gibt einen Zusammenhang zwischen der Frankenstärke und der Immobilienblase. Die Nationalbank hält seit langem die Zinsen extrem tief. Das inflationär billige Geld bläht den Immobilienmarkt gefährlich auf. Statt zu handeln appelliert die Nationalbank an die Banken die Baukredite zu reduzieren – ohne grossen Erfolg. Die Spirale dreht sich weiter.

Warum erhöht die Nationalbank die Zinsen nicht? Weil die Frankenstärke ihr jeden Handlungsspielraum genommen hat. Mit Zinserhöhungen würde aus den Finanzmärkten noch mehr Geld in die Schweiz strömen. Der Franken würde weiter in die Höhe und Exportwirtschaft und Tourismus noch mehr in die Enge getrieben.

«Wir betreiben eine unabhängige Geldpolitik.» sagt die Nationalbank. Die Fakten sprechen eine andere Sprache: die Nationalbank hat im vergangenen Jahr ihren Einfluss auf die Währungsrelationen Euro/Franken und Franken/Dollar verloren. Die Geldströme in den Franken sind im globalisierten Finanzmarkt zu gross geworden. Mit den bisherigen Instrumenten nicht mehr steuerbar. Die Erkenntnis ist schmerzlich und hat tiefe Spuren in der Nationalbankbilanz hinterlassen.

In diesem Jahr muss die Nationalbank erkennen, dass sie aus dem gleichen Grund im Inland nicht mehr eine eigenständige Zinspolitik betreiben kann, wie es zur Stabilität notwendig wäre.

Leider werden die Erkenntnisse nicht auf den Tisch gelegt. Die Nationalbank ist im Interesse der Schweizer Volkswirtschaft in der Pflicht, objektiv zu informieren, was Sache ist und aufzuzeigen, wo sie handeln kann und wo nicht oder nicht mehr. Erst dann ist die Politik am Zug. www.eugendavid.ch

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Comments to: Die Nationalbank unterschätzt die Risiken
  • Juli 18, 2011

    “Enttäuschend ist die Reaktion der Nationalbank.” Die Nationalbank hat das ganze Pulver innert Kürze verschossen. Nun wissen alle, dass die Nationalbank nichts mehr zu verpulvern hat und nützen das aus. Vielleicht sollte das Parlament das nächste Mal nicht einen profilierungssüchtige​n Hedge-Fund-Manager als Notenbankchef wählen, der ohne Not 45 Mia in den Sand setzt.

    Eine zu tiefe Verzinsung führt richtigerweise zu einer Immobilienblase, und die Banken freuen sich, dass sie dann vom Staat gerettet werden. Weshalb nicht eine Sonder-Steuer von 1-2% auf dem Liegenschaftenwert einführen? Hat den gleichen Effekt im Immobilienmarkt und noch den positiven Nebeneffekt, dass die Schweiz Schulden zurückzahlen kann.

    Es ist wirklich Zeit, dass das unfähige Parlament, das sich nur als SVP-Gegner definiert, neu gewählt wird.

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    • Juli 18, 2011

      “Es ist wirklich Zeit, dass das unfähige Parlament, das sich nur als SVP-Gegner definiert, neu gewählt wird.”

      Also sind alle SVP Gegner unfähig?

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    • Juli 18, 2011

      Nein, nur man kommt nicht zu der besten Lösungen, wenn man alles was von der SVP kommt verteufelt. Zudem ist es wünschenswert, wenn die Parteien die Regierungsverantwortu​ng angemessen mittragen. Das ist bei der SVP mit einem Bundesrat zuzeit nicht gegeben. Daher ist es verständlich, dass Unzufriedene SVP wählen.

      Die SVP ist als Partei nicht viel besser, aber auch nicht viel schlechter als die andern Parteien. Nur definiert sie sich nicht als SP-Gegner oder als FDP-Gegener.

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  • Juli 18, 2011

    DIE EXPERTEN UND DER WILLE ZUR SITUATIONSVERBESSERUN​G

    Sehr geehrter Herr Ständerat David

    Die Politik und die Nationalbank müssen zusammenstehen. Nach den Schuldzuweisungen möchte ich einen grossen Willen für die Situationsverbesserun​g sehen. Den Franken zu schwächen kann doch nicht so schwierig sein. Ich bin überzeugt, da gibt es verschiedene Rezepte die gut und sehr gut funktionieren. Die Persönlichkeiten, die sich in guten Zeiten andauernd als Experten im monetären Bereich darstellten, sollen jetzt im Ernstfall ihre Varianten darlegen. Andernfalls erachte ich sie künftig nur noch als Marketing-Sprecher.

    Die Politik ist in solchen Situationen gefordert und wird als Volksvertretung die eine und andere Entscheidung beeinflussen. In diesem Sinne erachte ich ihren Artikel und die Diskussion in den Medien als wesentliche Bevölkerungsinformati​onen.

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  • Juli 18, 2011

    Der folgende Auszug aus Herrn David’s Artikel ist für mich die Kernaussage des Artikels. Darum geht es für mich in erster Linie:

    “Leider werden die Erkenntnisse nicht auf den Tisch gelegt. Die Nationalbank ist im Interesse der Schweizer Volkswirtschaft in der Pflicht, objektiv zu informieren, was Sache ist und aufzuzeigen, wo sie handeln kann und wo nicht oder nicht mehr. Erst dann ist die Politik am Zug.”

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  • Juli 18, 2011

    Auch Erfolg hat zwei Seiten – jetzt beginnen wir die negative Seite unseres Wirtschaftserfolges zu spüren und heulen los. Blase hin oder her, lasst sie sich blähen und wenn nötig platzen, etwas weniger Pseudowohlstand, die Folge davon. Eine andere Regelung unserer bedrohlich wachsenden Überbevölkerung gibt es nicht. Es ist das Prinzip kommunizierender Röhren, wie man in der Physik sagt und je grösser die Niveaudifferenz, umso stärker der Druck der Zuwanderung, welche doch unserer Politk total aus dem Ruder läuft. Nein – lasst die Kybernetik arbeiten! Wer über die Verhältnisse lebt soll büssen, das gilt für den Einzelnen wie für Volkswirtschaften.

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  • Juli 18, 2011

    Ein Rezept für die Frankenschwächung ist die 5-prozentige Erhöhung der Bundessteuern von Unternehmen.

    Die Vorteile sind:
    1. Die Wirtschaft kommt in eine normale Konjunktur, somit wird der Franken schwächer.
    2. Die leidenden Branchen können mit diesem Geld gezielt unterstützt werden.
    3. Da grösstenteils die Gewinne besteuert werden, sind durch die Währungskurse benachteiligte Unternehmen automatisch davon ausgenommen.
    4. Nebeneffekte: Die Forschungsunterstützu​ngen sowie das Unternehmerrisiko Kurzarbeit kann etwas ausgeglichen werden und die Bevölkerung bekommt die durch Steuervergünstigungen​ von 20 Mia CHF vorenthaltenen Geld-Beträge teilweise zurück.

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  • Juli 18, 2011

    Mit Ihren Argumenten, Herr David, bin ich einverstanden, mit dem provozierenden Titel etwas weniger. Gerade viel Neues bringen Sie allerdings in Ihrem Beitrag nicht. Was Sie schreiben, und noch ein bisschen mehr, schrieb ich vor wenigen Tagen auch schon. Wenn Sie ein wenig nach unten scrollen, finden Sie es unter: http://www.vimentis.ch/dialo​g/readarticle/runter-​mit-dem-starken-frank​en/page2/

    Doch seit ich diesen Beitrag geschrieben habe, stieg der Schweizer Franken im Vergleich zum Euro und zum US-Dollar weiter. Er steigt zur Zeit so unrealistisch im Wert, dass ausländische Investitionen in unsere Währung wohl vorwiegend dem kurzfristigen Spekulieren dienen. Das macht unsere Exportwirtschaft kaputt.

    Die letztjährigen Eurokäufe der Nationalbank gingen in die Hose. Die beratenden „Experten“ sahen die kommende Entwicklung im Euro- und Dollar-Raum nicht. Doch heute sind Euro und Dollar viel billiger zu haben, und damit auch irgendwelche Anlageobjekte in diesen Ländern. Anstatt einfach ausländisches Geld zu kaufen, könnte die Nationalbank unseren Unternehmungen zinsloses Geld anbieten, um für sie sinnvolle, ihr eigenes Angebot ergänzende Zukäufe in den betreffenden Ländern zu tätigen. Die Kredite müssten zeitlich begrenzt sein und, das ist neu, die Risiken der Wertänderung während der Laufzeit würden je zur Hälfte von der Nationalbank und den Unternehmungen getragen.

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    • Juli 18, 2011

      Geschätzter Herr Jorns

      Ihre Analysen gehen immer sehr weit in die Tiefe. Nur für einmal kann ich die Schlussfolgerungen nicht verstehen.

      Die tiefen Abgaben der Unternehmen haben zum starken Franken geführt. Ein weiterer Einsatz von Staatsgeldern zugunsten der Unternehmen führt zu einem noch stärkeren Franken. Für eine Trendwende muss meines Erachtens die Politik nun für einmal unabhängige Entscheidungen fällen und von der Honig-Mentalität abweichen.

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    • Juli 18, 2011

      Geschätzter Herr Oberholzer

      Volkswi​rtschaftlich begründete, längst fällige Wechselkursänderungen​ kann eine Zentralbank nicht verhindern. Interventionen durch Grosseinkäufe der fallenden Währung bringen ihr nur langfristige Verluste, verhindern kann sie die Entwicklung nicht. Unsere Nationalbank hat dies letztes Jahr in einem Mass erfahren, dass wir “Zuschauer” nur noch leer schlucken können. Die Währungsreserven sind weg, die jährlichen Auszahlungen an die Kantone fallen damit auch weg, und wir Steuerzahler werden folglich in den kommenden Jahren vermehrt zur Kasse gebeten.

      Sobald Wechselkursschwankung​en volkswirtschaftlich nicht begründet sind und kurzfristig ein Auf und Ab darstellen oder durch Währungsspekulationen​ getrieben werden, kann eine Zentralbank ausländische Währungen kaufen oder verkaufen und damit die Schwankungen verhindern oder wenigstens begrenzen.

      Ob wir beim Euro heute bereits in der Phase der spekulativen Übertreibungen sind, lässt sich schwierig beurteilen. Ich würde tippen “Ja”. Das liegt daran, dass unsere Exportindustrie nur noch mit Sondermassnahmen wie Arbeitszeitverlängeru​ng überleben kann und auch daran, dass nicht der ganze Euro-Raum sondern nur einzelne Staaten Probleme haben.

      Beim Dollar sieht es schlechter aus. Dessen Wert wird wohl weiter fallen. Da lässt sich nichts machen.

      Aus meiner Sicht ist folglich der Moment gekommen, wo unsere Nationalbank mit gutem Grund wieder in den Euro investieren und so mehr Stabilität des Wechselkurses bewirken kann. Die gekauften Euros einfach “ruhen” zu lassen, ist etwas phantasielos. Es gibt sicher gute Investitionsmöglichke​iten im Euroraum. Doch verfügt unsere Nationalbank nicht über das notwendige Know-how. Unsere Unternehmungen kennen den Markt, haben das notwendige Beziehungsnetz und auch die Möglichkeit, Synergien zu nutzen. Also lässt doch die Nationalbank besser diese Unternehmungen machen. Mit Vorteil beteiligt sie diese auch am Risiko. Selbstverständlich soll die Nationalbank nicht langfristig so “Unternehmer” werden, sondern nach einer zu vereinbarenden Zeit die investierte Summe, korrigiert um die Hälfte der Wertschwankung, in einen wie üblich zu verzinsenden Kredit an die Schweizer Unternehmung umwandeln.

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  • Juli 18, 2011

    Die Analyse von E. David stimmt vollumfänglich. Aber: Er bringt keinen Lösungsvorschlag. Heute können wir festellen, dass die Milliardenkäufe an zu teuren Euros durch die SNB (fast) nichts gebracht haben. Wie auch ? Auf dem Devisenmarkt der letzten Monate wurden Billionen von Euros verkauft und CHF sowie andere stabile Devisen gekauft. Was sollen da 150 Mia. gekaufter Euros ? Das SNB-Projekt hat etwas grössenwahnsinniges an sich. Aber es ist nun mal geschehen. Die SNB kann nun nur noch beten, der Euro möge sich irgendwann erholen. Das polit. Europrojekt hat, wie wir sehen, nicht nur GR, P, SP und IR ins Unglück gestürzt, sondern auch die SNB, also uns, die wir die Zeche mit höheren Steuern zahlen werden.
    Für den Schweizer Franken wäre der SNB eventuell zu raten, für etliche Milliarden mehr in Umlauf zu bringen. Dadurch wird ein gesuchtes Gut weniger knapp und günstiger. Später kann die SNB diese Geldmenge wieder abschöpfen. Sie muss dabei die Balance finden zur Verhinderung einer zu starken Inflation. Etwas Inflation müsste man wohl akzeptieren. Sonst bleibt der Franken noch lange (zu) stark.

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    • Juli 19, 2011

      Interessanter Aspekt, Herr Selk. Das wäre wirklich der Hammer, wenn die desaströsen Euro-Mia.-Käufe der SNB auf “Bitten” des IWF zustande gekommen wären. Interessante und vielleicht gar nicht abwegige Hypothese ! Wenn das stimmt, dann hätte wieder ein hochrangiges Berner Behördenmitglied den Kotau vor den EU- resp. Euroinstanzen gemacht.

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  • Juli 18, 2011

    Wäre es nicht dringend zuallererst so weit als möglich abzusichern, dass solche Aktionen wie die “Eurostützkäufe” nicht mehr so ohne weiteres möglich sind?

    Die SNB/Hildebrand haben zu viel Freiheiten, für die Konsequenzen die ihr eigenmächtiges Handeln für unser Lande haben kann (hat).
    Mich hat überrascht das solche “Investitionen” für die SNB, noch dazu in der Grösse, ohne weiteres quasi im Alleingang möglich sind, genauso wie mich jetzt wundert, warum die SNB/Hildebrand angesichts der riesigen Verluste für die Schweiz nicht zur Verantwortung gezogen wird.

    Solche Spekulationen dürfen ab sofort für die SNB nicht mehr möglich sein. Wir sind diejenigen die daraus resultierende Verluste tragen müssen!

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    • Juli 19, 2011

      Geschätzte Frau Keller

      Ihre Argumente teile ich. Die Handlungsmöglichkeite​n der Notenbank sind ein kritischer Punkt in unserer politischen Struktur. Meines Erachtens sollte dies in der nächsten Parlaments-Session diskutiert werden.

      Die Verteidigungsargument​e zugunsten von Herrn Hildebrand kann ich mir vorstellen. Er kann ja einfach sagen, ihre Betrachtungsweise sei etwas einseitig. In EURO oder den grossen Weltwährungen gerechnet sind keine Verluste entstanden.

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    • Juli 19, 2011

      Liebe Frau Keller, Sie haben recht. Das Problem ist, dass die SNB bisher eine unantastbare “heilige Kuh” war und dass sie auf ihre Unabhängigkeit gegenüber der Politik pocht. Zwar gäbe es noch den Bankrat als Aufsichtsgremium. Aber der sagt auch immer nur, dass es sich bei den Mia. an Euro-Devisenverlusten​ um “Buchverluste” handle, also halb so schlimm. Nun diese Buchverluste können sich verewigen und führen bereits dazu, dass die SNB den Kantonen, also ihren Besitzern, 2012 keinen Gewinn ausschütten wird. Das ist m.W. seit Jahrzehnten zum 1. Mal so. Es drohen sogar Steuererhöhungen. Die SNB operiert so wie im luftlehren Raum. Ihr Präsident Hildebrand hat m.E. mit den abverheiten Eurokäufen einen Fehler gemacht, der ihm eine lebenslange Lehre sein wird. Aber eben: Das Fiasko ist jetzt da, dauert vielleicht noch jahrelang und verschlimmert sich ev. noch ! Sanktionen muss er kaum fürchten: Sagt die SVP zu recht, er müsse abtreten, schreien die anderen “Hände weg von der SNB” (Grund: Siehe oben). Das ist Parteipolitik.

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    • Juli 20, 2011

      Folgt diese Politik nicht der selben die in der EU praktiziert wird?
      Aufgrund der “einsamen Entscheidungen” der Verwalter von Volksvermögen werden Milliarden verzockt und das Volk muss dafür geradestehen. Muss man das einfach akzeptieren? Warum?

      Mit uns sollte man das nicht machen können, wir haben die politischen Instrumente doch in der Hand um diesem Treiben Einhalt zu gebieten und die dafür Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen – oder doch nicht?
      Wenn wir mit Steuererhöhungen für das blechen müssen was ein Hildebrand anstellt, dann haben wir auch was dazu zu sagen – so sehe ich das – wenn wir solche Aktionen noch länger hinnehmen, öffnen wir der Willkür Tür und Tor und die Schweizer Demokratie ist nur noch ein nostalgischer Witz.

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    • Juli 20, 2011

      Liebe Frau Keller, Sie und ich und unsere Blogkollegen hier haben bereits etwas gemacht: Wir diskutieren das Thema, wir verdrängen es nicht. Bleibt zu hoffen, dass auch ein SNB-Kadermitglied oder Herr Hildebrand selber einen Blick in Vimentis wirft. Ansonsten bleiben uns noch die Wahlen als Plattform. Juristisch dürfte verm. nichts zu machen sein, denn wie es sich nach dem Swissair-Prozess zeigte und offiziell in der Urteilsbegründung zu hören war: Unfähigkeit ist nicht strafbar, so schwer deren Konsequenzen auch sein mögen. Es braucht eine kriminelle Absicht hinter dem Handeln (Bereicherung, Schädigungsabsicht usw.). Soweit wollen wir bei der SNB nicht gehen.

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    • Juli 21, 2011

      Natürlich wollen wir nicht so weit gehen – angesichts der Lage insgesamt. Das wäre bestimmt der völlig falsche Ansatz ….!

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  • Juli 18, 2011

    Ich rechne es Herrn NR David sehr hoch an, dass er nicht wie SP und SVP mit einer überpragmatisierten Forderung an die SNB daherkommt. Einige Kommentare werfen Herrn NR David vor, er bringe keine neuen Lösungsvorschläge. Die Wahrheit ist, dass es keine einache Lösung gibt, die alle zufriedenstellt.

    D​ie SNB hat zwei Optionen. Erstens: Sie kann mit den Markt mit CHF fluten und versuchen, Kurskosmetik zu betreiben. Wie gesehen sind 150 Milliarden Franken aber höchstens ein Tropfen auf den heissen Stein. Um den aktuellen Kurs in Richtung 1.30 zu hiefen wird also ein Vielfaches davon benötigt. Ein solcher Eingriff ist ein gigantisches Experiment. Die steigende Inflation frisst Ersparnisse, PK-Beiträge und Säule 3a Guthaben weg, vernichtet also Volksvermögen. Auch eine Immobilienblase oder ähnliches werden realistisch, und die Schweiz könnte in eine (private) Schuldenkriese rasseln.

    Oder zweitens: Die SNB tut nichts, und hofft auf eine Beruhigung der Schuldenkrise und die damit verbundene Stärkung des Euros. Die Leidtragenden sind die Exportwirtschaft und deren Arbeitnehmer. Gewinne werden einbrechen und Arbeitsplätze verloren gehen, das Wirtschaftswachstum wird gebremst.

    Persönli​ch stelle ich mich auf den liberalen Standpunkt und sehe nicht ein, warum der Staat einen ganzen Wirtschftszweig subventionieren soll. Unsere Banken brauchten schon einen Bailout. Kann bald jeder die Hand hinhalten, wenns mal nicht rund läuft? Die Aktionäre der Firmen tragen das unternehmerische Risiko, nicht der Staat. Als der Kurs 2008 auf 1.68 kletterte wollte auch niemand Extra-Steuern von der Exportwirtschaft, weil sie wegen dem massiv unterbewerteten Franken zu hohe Gewinne einfuhren. Warum soll man also heute in der umgekehrten Situation diesen Wirtschaftszweit subventionieren?

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    • Juli 19, 2011

      Geschätzter Herr Weilenmann
      Geschätzter Herr Selk

      Die Nationalbank kann meines Erachtens 50 Mia CHF generieren und als CHF-Reserven in ihr Eigenkapital übernehmen. Damit wäre ihre Handlungsfähigkeit wieder etwas grösser.

      Was halten Sie davon?

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    • Juli 19, 2011

      Die Notenbank hat nur noch wenige Eigenmittel. Kann sie Geld drucken und damit ihr Eigenkapital stärken?

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    • Juli 19, 2011

      Grüezi Herr Oberholzer

      Sie müssten noch die Folgeabsicht Ihres Vorschlages erläutern. Was genau soll die SNB mit diesen 50 Mia machen?

      Die SNB erhöht die Geldmenge bereits stetig, um ihr Zinsziel (0.0% – 0.25%) halten zu können. Die Entwicklung dazu sehen sie hier:
      http://www.snb​.ch/ext/stats/statmon​/pdf/defr/B2_Geldmeng​en.pdf

      Die SNB hat also durch diese Stützaktion nichts ihrer ihrer “Handlungsfähigkeit​” eingebüsst, da sie sowieso beliebig Geld generieren kann. Es ist viel mehr so, dass die SNB mit den Insrumenten, die sie zur Verfügung hat, momentan wenig bis nichts machen kann.

      Es ist also nicht so, dass die SNB einmal 50 Milliarden frisches Geld “drucken” müsste. Sie druckt sich bereits heute (mehr oder weniger) täglich, was sie gerade braucht.

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    • Juli 19, 2011

      Grüezi Herr Weilemann

      Nun kommen wir den Zusammenhängen näher.

      In den Medien wurde mehrmals berichtet, die Notenbank habe nur noch rund 30 Mia CHF Eigenkapital und sei deshalb nicht mehr handlungsfähig. Mit ihren Aussagen stimmt dies nicht überein. Auch ich habe mich über diese Äusserungen gewundert.

      Richtig ist demzufolge: Die Notenbank kann nichts machen, weil in den Devisen-Märkten viel grössere Geldbeträge den Markt beeinflussen. Bei so grossen Marktkräften ist die Intervention eines Landes wie der Schweiz nutzlos. Die Zinsen können auch nicht mehr gesenkt werden, weil sie bereits auf einem minimalen Wert sind.

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    • Juli 19, 2011

      Grüezi Herr Selk

      Zu den Verurteilungen des Nationalbank-Personal​s kann ich nichts sagen. Die Verluste aus CHF-Sicht stören mich so stark wie Sie.

      Das Parlament macht bei uns Gesetze und die Notenbank hat ihre Funktion. Soviel ich weiss sind sie nicht im Gremium der Nationalbank-Überwach​ung. Da sind aber einige Vertreter der Bevölkerung. Diese Vertreter können somit zum Rechten sehen. Sie haben sich aber bis heute noch nicht mit solchen Worten wie Sie gemeldet.

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  • Juli 19, 2011

    Ich weiss, der starke Schweizerfranken ist eine schwierige Angelegenheit. Vor allem stellt sich die Frage was zu tun ist. Beim überdenken der ganzen Situation hat sich ein Gedanke entwickelt und ich möchte diese Idee zur Diskussion stellen.

    Mein Vorschlag:

    Die SNB startet die Gelddruckmaschine. Dieses Geld wird dem Bund als zinsloses Darlehen zur verfügung gestellt. Der Bund nimmt dieses Geld und investiert in einen (oder mehrere) Aktienfond (oder realisiert einen neuen Aktienfond) welcher folgendermassen investiert:
    -Aktien von international tätigen Firmen welch ihren Hauptsitz im Euroraum haben.
    -Die Aktien dieser Firmen sollten generell eine Dividende auschschütten.
    – Es darf nie die Aktienmehrheit an einer Firma erworben werden.

    Dieser Vorschlag hat folgende Auswirkung:

    – Die Staatsverschuldung der Schweiz nimmt zu => der Schweizerfranken wird geschwächt.
    – Mit diesen Schweizerfranken werden Euros gekauft => Der Euro wird gestärkt, der Schweizerfranken geschwächt.
    – So lange die Aktien nicht verkauft werden, bringt diese Strategie Gewinne, da Dividenden ausgeschüttet werden => dieses Geld könnte z.B. zur Unterstützung der Bereiche die unter dem starken Franken leiden genutzt werden.
    – Da nie die Aktienmehrheit erworben wird, kann der Aktienfond (der Bund) nicht alleine die Geschicke einer Firma bestimmen. Somit bleibt die freie Marktwirtschaft gewährleistet.
    – Die Investition ist inflationsgeschützt, da in realwerte investiert wird.
    – Da nur international tätige Firmen berücksichtigt werden, verteilt sich das Risiko auf die ganze Welt und nicht nur den Euroraum.
    – Beim abklingen der Problematik kann bei günstiger Gelegenheit sukzessive aus dieser Investition ausgestiegen werden und das Geld an die SNB zurückgegeben werden.
    – Diese Idee ist tendenziell sehr schnell realisierbar und ohne grosse Bürokratie möglich.

    Dies ist nur der Ansatz einer Idee. Ich bin sicher, dass es Experten gibt, welche so eine Idee weiter ausarbeiten könnten. Ich glaube aber, dass diese Idee weiter verfolgt werden sollte. Oder gibt es Experten welche konkrete Argumente gegen eine solche Idee aufzeigen können?

    Die Diskussion ist freigegeben!!!

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    • Juli 20, 2011

      Geschätzter Herr Steiner

      In der NZZ ist ein Artikel mit sehr ähnlichem Inhalt erschienen. Die Verantwortlichen nennen den Ansatz «Staatliche Spekulation» und wollen dies nicht.

      Die Bildung eines Staatsfonds in Höhe von 100 Milliarden Franken war vom UBS-Ökonomen Caesar Lack angeregt worden. Demnach würde der Bund das Geld durch die Ausgabe von Bundesanleihen (Eidgenossen) besorgen, die von der Nationalbank gezeichnet werden.

      http://www.nzz.ch/n​achrichten/politik/sc​hweiz/bundesrat_verzi​chtet_auf_sofortmassn​ahmen_gegen_frankenst​aerke_1.11506055.html​

      Mein Kommentar: Das Risiko wäre noch grösser als bei den Pensionskassen. Die Deckungen der meisten Pensionskassen sind tendenziell tiefer als es im vorneherein angedacht war. Die Signale aus der Vergangenheit sind somit negativ.

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    • Juli 20, 2011

      Herr Oberholzer
      Ich behaupte auch nicht, dass dieser Vorschlag kein Risiko beinhaltet. Das Risiko ist aber bei der jetzigen Ausgangslage sicher kleiner als wenn die SNB wieder über Devisenkäufe versucht den Franken zu schwächen.

      Falls aber unsere Regierung oder die SNB in die freie Marktwirtschaft eingreiffen will um Einfluss auf den Franken zu nehmen, sollte dies wenn möglich nicht zum Nachteil der Schweiz geschehen. Also sollte man einen Weg finden welcher Nachteile so weit als möglich verhindert. Dass jede Einflussnahme auch mit Risiken verbunden ist, ist klar. Aber auch das Nichtstun beinhaltet Risiken.

      Mein Vorschlag beinhaltet auch ein Gewinnpotential:
      – Falls der Franken durch diese Massnahme geschwächt würde, entsteht ein Devisengewinn.
      – Da die Priorität auf dividendenstarke Firmen ausgerichtet ist, ist es wahrscheinlich, dass alle Jahre ein Dividendengewinn resultiert.
      – Da das Darlehen des Bundes von der SNB zinslos und ohne Zeitlimite ist, resultiert aus der Anlage kein Verlust, so lange keine Aktien verkauft werden. Der Bund kann dann bei günstiger Gelegenheit, wenn sich die Situation beruhigt hat, langsam wieder aussteigen und das Geld an die SNB zurückzahlen. Daraus könnte sogar ein Gewinn resultieren.

      Ich bin natürlich offen für weitere Ideen in diesem Zusammenhang.

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    • Juli 20, 2011

      Geschätzter Herr Steiner

      Einen kleinen Beitrag mit Gedanken habe ich noch.

      Der Franken wurde in den letzten Tagen bereits etwas schwächer. Wenn ein solcher Fond eine markante Schwächung der Währung bringt, würde dies mangelndes Vertrauen der Märkte in den Fond bedeuten. Dies steht im Widerspruch zur Zielsetzung einer Rendite.

      Geld in den Märkten zu verdienen bedeutet meines Erachtens dass man bei tiefen Kursen einsteigt und bei hohen Kursen aussteigt. Dazu muss oft schlechtem Geld gutes Geld nachgeliefert werden. Wenn es am schönsten ist wird dann ausgestiegen. Damit erhöht sich die ganze Summe und mit der Zeit ist es viel gutes Geld. Soweit die Theorie.

      Die Schwankungen sind im politischen Umfeld sehr problematisch. In unserem System müssen sich die Verantwortlichen bei jedem Rückschlag rechtfertigen. Wir erlebten die Reaktionen der Bevölkerung bereits bei der UBS-Rettung, bei den Pensionskassen und bei den Aktivitäten der Notenbank.

      Für die Bevölkerung stehen nicht die objektiven Chancen-Risiko-Überle​gungen im Vordergrund, sondern das geschrumpfte Vertrauen in die Institutionen, die Aufgabenteilung zwischen Staat und Privat, sowie die übermittelten Erfahrungen der letzten 10 – 15 Jahre.

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  • Juli 19, 2011

    Komisch wie sich Frau Leutenegger Oberholzer aus der Diskussion verabschiedet und ihren Artikel aus der Artikelliste streicht (Falls dies nicht so ist, entschuldige ich mich vorab schon bei ihr). Scheinbar ist die Diskussion nicht nach ihrem Geschmack verlaufen. Es ist aber schade, dass all die Ideen und Gedanken dadurch verlohrengehen.

    Hi​er noch eine Möglichkeit zum Artikel zu gelangen. Wie lange dies geht weiss ich nicht: http://www.vimentis.c​h/dialog/readarticle/​runter-mit-dem-starke​n-franken/

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    • Juli 18, 2021

      Grüezi Herr Steiner

      Auf dieser Dialog-Plattform gibt es immer wieder die eine und andere Überraschung. Ich kann mir vorstellen, dass sich gewisse Kreise gestört fühlen wenn die Kommentare zu viel Einfluss auf das politische Geschehen nehmen. Dann reklamieren sie nicht beim Kommentarschreiber sondern bei der Politikerin. Die Komplimente kommen bei einem solchen Vorgehen bei uns natürlich nicht an.

      Über das Profil von Frau Leutenegger Oberholzer kommt man zurzeit auch noch auf den Artikel. Wir können nur spekulieren was sie dazu bewogen hat den Artikel aus der Übersicht zu nehmen. Schade ist es auf alle Fälle.

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  • Juli 20, 2011

    RE: Die Nationalbank unterschätzt die Risiken

    Um dieses Interview mit dem Schweizer Vermögensverwalter Felix Zulauf in der Wirtschaftswoche/DE zu lesen sollte man sich die Zeit nehmen. Aber gute Nerven braucht’s dazu:

    http://www.w​iwo.de/finanzen/zerfa​ll-der-gesamten-finan​zarchitektur-473546/

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  • Juli 20, 2011

    Ergänzend zu meinem vorherigen Artikel:

    http://ww​w.tagesanzeiger.ch/wi​rtschaft/konjunktur/1​00-Milliarden-Franken​-sind-ein-Tropfen-auf​-den-heissen-Stein/st​ory/12508700

    Leide​r will man wieder in Staatsanleihen investieren. Dabei hat man in letzte Zeit gesehen wer am meisten Interesse an den Staatsanleihen hat. Dies sind nämlich die Banken. Und diese haben die letzten Jahre schon genung verdient. Besser man würde direkt in Firmen aus dem Euroraum investieren. Dies würde dort die Wirtschaft ankurbeln und Europa helfen, schneller aus der Krise herauszukommen.

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    • Juli 20, 2011

      Auszug aus dem Artikel zu Ihrem Link. Darin die Aussage, man würde die 100 Milliarden in “sichere Staatsanleihen” von Deutschland, Frankreich und in amerikanische Anleihen investieren. Das kann ich nicht nachvollziehen. Wieso sieht man Staatsanleihen dieser Länder noch als “sicher”?

      Artike​l-Auszug:

      «Jetzt brauchts halt Fantasie»

      So funktioniert die Idee eines Staatsfonds im Detail: Der Bund würde die 100 Milliarden Franken durch die Ausgabe von Bundesanleihen (Eidgenossen) besorgen. Die Anleihen würden durch die Nationalbank gezeichnet. Die so generierten Einnahmen würden dann im Ausland investiert und so den Franken abwerten. Die 100 Milliarden sollten vorzugsweise in sichere Staatsanleihen von Eurostaaten wie Deutschland oder Frankreich oder in amerikanische Anleihen investiert werden. Die Rechnung geht dann auf, wenn der Bund durch diese Investitionen höhere Renditen erzielt, als er für seine Bundesobligationen selber auszahlt.

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    • Juli 21, 2011

      Ja Frau Keller, deshalb sieht mein Vorschlag auch etwas anders aus. Lesen sie bitte etwas weiter unten. Auch ich bin dagegen in Staatsanleihen zu investieren. Wenn schon investiert wird dann in Werte die bei Währungsproblemen (z.b. wenn der Euro auseinanderbricht) ihren Wert nicht verlieren.

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  • Juli 27, 2011

    Herr Schneider
    Vielen Dank für ihre detailierten Ausführungen.

    Die Frage ist nun:

    1. Soll die SNB etwas in Bezug auf die Frankenstärke unternehmen?

    2. Falls ja: Was soll sie tun, was gibt es für Möglichkeiten die auch im Verantwortungsbereich​ der SNB liegen und auch in Bezug auf die aktuellen Rahmenbedingungen erlaubt sind.
    Hier sind Ideen gefragt. Was sagen die Experten?

    3. Kann die Nationalbank nicht so intervenieren, dass schlussendlich für die Schweiz ein Gewinn herausschauen könnte?

    Jedenfal​ls hat sich gezeigt, dass die Interventionen auf dem Devisenmarkt nicht zum Vorteil der Schweiz beigetragen haben. Es wurde viel Geld verschwendet indem man (bald wertloses) Papier gekauft hat.
    Ob deswegen jemand zur Verantwortung gezogen werden kann, müssen die Juristen und eventuell die Politiker entscheiden.
    Für einen einfachen Bürger ist es aber befremdlich, dass jemand Volksvermögen verschwendet. Hier herrscht ein gewisser Erklärungsnotstand.

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  • Juli 28, 2011

    Informationen zu den Risiken mit denen hinter den Kulissen Roulette gespielt wird. Wovon wir nichts wissen bestimmt hauptsächlich das Geschehen an den Finanzmärkten. Die “Schattenbanken” sind nicht kontrollierbare gesetzlose Systeme, die sich jeder Verantwortung entziehen:

    http://​www.wiwo.de/finanzen/​die-dunkle-macht-der-​schattenbanken-474320​/

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