Während dem Abstimmungskampf rund um das Referendum gegen die Revision des Betäubungsmittelgesetzes hat kaum ein Dialog stattgefunden. Vehement wurden die vermeintlichen Errungenschaften der Heroinabgabe ins Feld geführt und Horrorszenarien eines Rückfalls in die Zeit der offenen Drogenszenen vorgesetzt. Heute wäre dieser Dialog notwendiger denn je – denn unsere Drogenpolitik entpuppt sich als Sackgasse.
Legal – illegal – liberal
Die Ausführungsbestimmungen des revidierten Betäubungsmittelgesetzes traten per 1. Juli 2011 in Kraft. Schwarz auf Weiss bietet sich Artikel um Artikel ein ernüchterndes Bild. Im Rahmen der Anhörungsverfahren sind kaum Anliegen der abstinenzorientierten Verbände eingeflossen, so dass der Gesetzestext den idealen Boden für die von langer Hand geplante, generelle Drogenliberalisierung bietet. Die linksgrünen Votanten lassen die Korken knallen und sogar die Hanffreunde sind zufrieden mit den vorliegenden Bestimmungen, welche de facto die LiberalisierungUnter Liberalisierung versteht man den Abbau von staatlichen... des Cannabiskonsums einläuten – entgegen dem Volkswillen notabene.
Tödliches Badesalz
Derweil wird die Schweiz von Substanzen wie “Lava Red”, “Buzz Powder”, “Northface Ice cold”, etc.. überschwemmt – sogenannte Designerdrogen, welche getarnt als Badesalz, Kräuteressenzen oder Pflanzendünger problemlos übers Internet erhältlich sind und bei unseren Behörden z.T. noch nicht als Droge registriert sind. Ein Blick in die Partyszene zeigt, dass ohne “Pillen” nichts mehr läuft, obschon die fatalen Nebenwirkungen bis hin zu Suiziden den Konsumenten inzwischen bekannt sind. Sie gehören zum Weekend-Flash wie früher Schlips oder Krawatte. Zumindest hier sollte das revidierte Gesetz helfen und die Fristen zur Erfassung einer Substanz verkürzen.
Drogentherapie – ein Supermarkt
Daneben besteht ein eindeutiger Rückgang der Ausstiegswilligen. Fast alle abstinenzorientierten Entzugs- und Therapieinstitutionen beklagen rückläufige Zahlen – die Substitutionsbehandlungen hingegen werden niederschwelliger angeboten. Rund rund um die Anlaufstellen floriert der Handel mit illegalen Drogen, deren Preiszerfall die Hemmschwelle zum Erstkonsum zusätzlich senkt. Trotz eindeutiger Erkenntnis der Hirnforschung, dass Drogenkonsumenten raschestmöglich einer Therapie zugeführt werden sollten, geraten sie in den Abgabestellen aufs Abstellgleis, werden zu chronisch Kranken und treten irgendwann mit ihren Drogen im Altersheim ein.Es fehlt ein verbindliches psychosoziales Behandlungskonzept. Die Wahlfreiheit zwischen Substitution und Therapie respektiert zwar den freien Willen der Süchtigen – doch wie frei ist dieser Wille?
Dr. med. Daniel Beutler-Hohenberger, Co-Präsident Dachverband Drogenabstinenz Schweiz
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