„There is only one economy“, meinte Patrick Odier anlässlich der Jahresmedienkonferenz von economiesuisse. Der Präsident der Schweizerischen Bankiervereinigung machte damit deutlich, dass Werkplatz und Finanzplatz keine Gegensätze sind, sondern ein Ganzes bilden.
Und kaum scheint dieses Verständnis der Geschlossenheit der Wirtschaft behutsam zurückzukehren, wird die Vernunft erneut torpediert: „KMU ticken anders“, schreibt der politische Sekretär des Schweizerischen Gewerbeverbands im verbandseigenen Propagandablatt. Der Titel tönt ja noch harmlos; aber oha, weiter ist zu lesen, die Welt der Grossen (Firmen) scheine hell und habe Glamour… Sie sei aber auch krisenanfällig und brauche deshalb einen grossen Staat, der sie rettet… Die KMU hingegen seien bescheiden und krisenresistent… Dennoch würden sie in der Realität von Verwaltung, Politik und Wirtschaft als unmündige Kinder dargestellt… – Bei allem Respekt: Das ist Blödsinn!
Wie kommt jetzt ausgerechnet ein Vertreter des Gewerbeverbands auf die absolut unnötige Idee, KMU und Grossunternehmen gegeneinander auszuspielen? – Für KMU und Grossunternehmen gilt das Gleiche wie für Finanz- und Werkplatz: Sie sind in der Schweiz traditionell eng miteinander verbunden. Die Grossunternehmen sind auf qualitativ hochstehende Dienstleistungen sowie auf die Innovationskraft der KMU angewiesen. Und umgekehrt profitieren die KMU dank zahlreichen Aufträgen von grossen Firmen. Quasi wechselwirkend sind sie gegenseitig Bestandteil ihrer Wertschöpfungsketten und somit auf Gedeih und Verderb miteinander verbunden. Eine Symbiose, die man gemeinhin Wirtschaft nennt. Ob man dies nun gern hat oder nicht, spielt keine Rolle. Die Chinesen würden sagen: „Heisse willkommen, was Du nicht vermeiden kannst.“
Das Erfolgsgeheimnis der Schweizer Wirtschaft besteht aus einer liberal-konservativen Werthaltung und einem Unternehmertum, das gleichermassen aus erfolgreichen, weltoffenen KMU und Grossunternehmen besteht. Die verbale Kannibalisierung, welche einen Keil zwischen KMU und Grossunternehmen treibt, wäre in dieser nicht einfachen Zeit eine wenig intelligente Strategie. Wenn nun ausgerechnet der Gewerbeverband sich für die KMU einsetzen möchte, indem er gegen Grossunternehmen poltert, erweist er „seinen“ KMU einen Bärendienst. Und auch die grosse Mehrheit der Mitglieder dürfte wenig Lust auf solchen Unsinn haben.
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Kommentare anzeigen Hide commentsDas Problem ist, dass gewisse “Grosse” nicht mehr wissen, wie blöd sie mit den Boni umgehen sollen. Da werden Millionen verschachert mit dem Hinweis der “Verantwortung”.
Wo diese Verantwortung steht hat die Finanzkriese nun wirklich überdeutlich gezeigt. Dass in gewissen Betrieben (Banken) gemauschelt wurde was das Zeug hält hat die gesamte Wirtschaft nachhaltig geschädigt.
Wie kann ein Banker einem Geschädigten, dem er vor Jahren das Geld mit völlig überrissenen Versprechungen aus der Tasche gezogen hat, heute wieder seinen Boni rechtfertigen?
Und als Reaktion werden mal wieder strengere Kontrollen und Überwachung in Aussicht gestellt, der sich natürlich auch die “Kleinen” beugen müssen. Und der Aufwand für solche Kontrollen trifft einen kleinen Betrieb härter als einen grossen.
Die Kluft wird grösser, die “Mächtigen” sind nach wie vor gierig. Kaum kommt der erste Silberstreif, kommt wieder das übliche Geschäft. Die Staaten haben sich zugunsten der Wirtschaft verschuldet, und die Verursacher (Banken) schreiben wieder munter Gewinne.
Erst wenn die “Mächtigen” sich ihrer Verantwortung wirklich bewusst werden, erst wenn Spekulanten wieder Boden unter die Füsse bekommen, erst dann ist unsere Wirtschaft wieder im Gleichgewicht. Aber davon sind wir noch sehr weit entfernt.
Ich denke man könnte diese Zusammenarbeit erweitern. Ich bin der Meinung, dass eine gemeinsame Vertretung der Interessen von KMU und Grossunternehmen wesentlich ist, aber auch eine gute Zusammenarbeit zwischen allen Unternehmungen und den Arbeitnehmenden.
Die Vorgehensweise soll sich dem Prinzip anschliessen: Nicht das Recht des Stärkeren (Faust-Recht) soll regieren, sondern der grösstmögliche Nutzen für unseren Staat, die Bürger und die Unternehmen.
Denken sie als Parlamentarier nur an die Unternehmen oder auch für die Bevölkerung?
Eine Extra-Zugabe für Sie Herr Nationalrat Landolt
In ihrem Kanton Glarus geht es in der Gemeinden-Zusammenlegung mit grossen Schritten voran und Sie pflegen immerwährend die Kultur der Landsgemeinde. Im eidgenössischen Parlament funktioniert einiges sehr viel anders.
Die Parlamentarier kümmerten sich in dieser Legislatur zuerst um die Selbstbeschäftigung insbesondere die Ämterverteilung, dann um die Unternehmen, dann die EU und meines Erachtens erst zu guter Letzt um die Bevölkerung! Manchmal unterstützt die EU die Prioritäten-Reihenfolge mit Meldungen. Dabei fällt auf, dass oft EU auch die Abkürzung für EIDGENÖSSISCHEN URSPRUNGS ist.
Ihr ursprünglicher Artikel handelt von KMU und Grossunternehmen. Auch für diese Interessengruppen ist es vorteilhaft, die Akteure der anderen Gruppierung ernst zu nehmen, nicht vor den Kopf zu stossen und ein tugendhaftes Verhalten an den Tag zu legen.
Sie wissen es ja schon. Mehr zu diesem Thema ist in meinem Buch zu lesen, das im Teilnehmerprofil erwähnt ist.