Nun haben sie es also geschafft: Philipp Hildebrand hat das Handtuch geworfen. Um es vorwegzunehmen: Die Transaktion war ein Fehler. Aber glaubt denn auch nur einer hier, dass ein solcher Spitzenmann seine Karriere wegen einem Währungsgewinn von 75’000 in den Wind schiesst?
Schliessen wir also daraus folgendes: Herr Köppel, ein willfähriges Werkzeug von Blocher’schen Gnaden deckt mit, wohlgemerkt, kriminellen Machenschaften auf, dass die Gemahlin des SNB-Präsidenten Devisenspekulationen in einem Rahmen betrieb, der den allermeisten Bankern am Paradeplatz nicht mal ein müdes Lächeln entlocken würde. Der Informant wurde von “grossen Gewissensnöten” getrieben. Ich bin sehr froh, dass wir noch derart senkrechte Bürger in unserem Land haben! Es ist nur etwas speziell, dass diese letzten Aufrechten in ihren Nöten ausgerechnet zu SVP-Vertretern rennen, die dann wiederum SVP-Vertreter kontaktieren, die wiederum SVP-Vizepräsidenten informieren, die sich dann bemüssigt fühlen, den BundesratDer Bundesrat der Schweiz bildet die Exekutive bzw. Regierun... zu informieren, selbstverständlich nur zum Wohle des Volkes.
Meine Lesart, und zu der stehe ich: Die Grossbanken haben die Mittel, solche Informationen zu beschaffen. Dass Herr Blocher nach der Ablehnung des EWR 1991 aus dem Verwaltungsrat der UBS gechasst wurde, heisst nicht, dass er keine Verbindungen mehr in diese Welt hat, im Gegenteil. Herr Hildebrand hat sich im Zuge der Finanzkrise mit seinen Forderungen nach einer massiven Erhöhung des Eigenkapitals vor allem der Grossbanken mächtige Feinde geschaffen. Die Urheber der ganzen Story würde ich zuallererst am Paradeplatz suchen. Blocher hat sich wieder mal ein paar Punkte verschafft. Dass es nicht mehr werden, erklärt sich aus der Tatsache, dass sein Parteivolk die ganze Sache nicht begreifen wird. Sei’s drum!
Heute wurde uns einmal mehr überdeutlich vor Augen geführt, wer in der Schweiz das Sagen hat. Die klitzekleine Zufriedenheit bleibt, dass wir uns wenigstens noch mit dem Stimmzettel äussern dürfen. Deshalb zum Schluss ein Zitat von Erich Kästner: “Nur die dümmsten Kälber wählen ihre Metzger selber”.
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