1. Sonstiges

Eine andere Lösung am Gotthard

 

Ende 2016 wird der neue Gotthardbasistunnel eine schnelle,

sichere, effiziente und hoch leistungsfähige Eisenbahnverbindung

bieten. Der 1882 eingeweihte Scheiteltunnel verliert dabei

an Bedeutung. Man kann sich eine Verlängerung der touristischen

Meters​purbahn, die von Andermatt nach Göschenen

führt, bis nach Erstfeld und Flüelen vorstellen. Nach

Andermatt müsste dann dort umgestiegen werden statt in

Göschenen. Diese Lösung wäre auf Dauer auch günstiger als

der Erhalt der SBB-Bergstrecke von anno dazumal, deren

Unterhalt sich jährlich auf 50 Millionen Franken beläuft. Der

Gotthard ist nicht der Lötschberg: Dort gibt es neben den beiden

Bahnlinien weder Autobahn noch Strasse.

 

Bekanntl​ich soll der Strassentunnel gegen 2020 ausser Betrieb

genommen werden, um grössere Sanierungsarbeiten

v​orzunehmen. Der Kanton Tessin und Wirtschaftskreise

ha​ben den Bundesrat zum Vorschlag bewogen, die Sanierungsarbeiten

e​rst nach der Fertigstellung eines zweiten Strassentunnels

vorz​unehmen. Wird das so realisiert, werden nach

Abschluss der 2,8 Milliarden Franken teuren Arbeiten vier

Tunnel durch das Bergmassiv führen: der neue Eisenbahn-

Basistunn​el (zwei Röhren), der bestehende, dannzumal

sanierte Strassentunnel, der neue, ebenfalls zweispurige Strassentunnel

und der alte Eisenbahntunnel, der den heutigen

Sicherheits​normen nicht mehr entspricht. Um ihn an diese anzupassen,

müssten zusätzliche 600 Millionen Franken aufgewendet werden.

 

Um dem Verfassungsartikel zu entsprechen, der einen Ausbau

der Verkehrskapazität durch die Alpen verbietet, hat der

Bundesrat versprochen, dass die beiden Autotunnel – auch

wenn sie beide zweispurig angelegt sind bzw. werden – nur je

einspurig genutzt werden. Um jene zu überzeugen, welche die

Redlichkeit dieses Vorschlags infrage stellen, schlägt der Bundesrat

ein neues Gesetz vor, in dem diese Verpflichtung verankert

werden soll. Das Misstrauen dagegen ist aber gross.

Der Verein Alpeninitiative zum Beispiel lehnt eine Lösung

mit einer zusätzlichen Röhre ab und schlägt stattdessen für die

Zeit der Strassentunnel-Sanier​ung ein System mit einer «doppelten

rollenden​ Strasse» vor, zwischen Airolo und Göschenen

für die Autos und zwischen Erstfeld und Biasca durch den

Basistunnel für den Schwerverkehr. Kostenpunkt: 850 Millionen

Franken. Diese Übung würde vier bis sieben Jahre dauern, und am

Schluss würde nichts bleiben. Es würde sich um eine reine

Ausgabe handeln, nicht um eine Investition. Die 850 Millionen

würden verbraten, nur um die auf 650 Millionen veranschlagte

Sanier​ung des Strassentunnels zu ermöglichen.

 

Desh​alb ist ein völlig anderer Vorschlag ins Auge zu fassen:

Der bestehende alte Scheiteltunnel der Bahn zwischen

Göschenen und Airolo ist so umzubauen, dass er künftig als

zweiter Strassentunnel dienen kann. Er ist dafür nur schon

prädestiniert,​ weil seine Portale in unmittelbarer Nachbarschaft

jener des Strassentunnels liegen. Das Bauwerk von

1882 müsste dazu verbreitert und mit einem Sicherheitsstollen

v​ersehen werden. Nach der Inbetriebnahme des Scheiteltunnels

könn​te der bestehende Strassentunnel saniert werden.

Nach Abschluss der Arbeiten könnten beide Tunnel im Sinne

des bundesrätlichen Vorschlags genutzt werden. Diese Lösung

wäre auf 1,4 Milliarden Franken zu veranschlagen, mit

anderen Worten auf die Hälfte des Betrags, der bei der

Lösung des Bundesrates aufgewendet werden müsste – und

das mit demselben Ergebnis und erst noch ohne jegliche

Unterbrechu​ng des Verkehrs.

 

Artikel​ erstmal durch die NZZ am 7. März 2014 publiziert

 

Rodolp​he Weibel

Rue de Bourg 11

1003 Lausanne

 

 

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