Fast 700 Millionen Stunden Freiwilligenarbeit im Wert von über 40 Mia. Franken werden jährlich in der Schweiz geleistet – sei es in einer Organisation, in einem Verein oder im privaten Rahmen. Ohne sie würde die Lebensqualität stark abnehmen bzw. vieles massiv teurer werden, wobei es den Sport- und Sozialbereich gleich stark wie die Politik und Kultur treffen würde. Freiwilligenarbeit und Ehrenamt sind der Kitt einer demokratischen Gemeinschaft. Freiwilligenarbeit ist in der Schweiz jedoch auch kontinuierlich rückläufig. Lösungen sind gefragt.
Staat gefragt?
Wie immer wird der Ruf nach dem Staat sehr schnell laut, wenn es irgendwo Probleme zu lösen gibt. So wird das „Erfolgsmodell“ Stiftung Benevol des Schweizerischen Roten Kreuzes im Kanton St. Gallen denn auch mit einem massgebenden Beitrag von Kanton und Gemeinden unterstützt. Gerade Gemeinden könnten mit relativ wenig Aufwand doch einiges bewirken, wie z.B. bei der Verleihung des Prix Benevol.
Aktive Personalpolitik ist gefragt
Nebst den klassischen Massnahmen aus dem Marketingbereich kann aber auch durch eine aktive Personalpolitik die Freiwilligenarbeit gefördert werden. So können freiwillige Engagements bei der Rekrutierung sowie bei der Leistungsbeurteilung honoriert werden. Auch „freiwilligenfreundliche“ Arbeitszeit- und Urlaubsmodelle leisten ihren Beitrag. Weiterbildungsmöglichkeiten können mit freiwilligen Arbeitseinsätzen verbunden werden; dazu bedarf es eines vermehrten Bewusstseins, dass Lernen überall möglich ist. Kanton, Gemeinden und teilweise auch Schulen (Stichwort „Bildungsurlaub) können mit gutem Beispiel vorausgehen.
Das Beispiel Graubündner Kantonalbank
Aber es braucht nur beschränkt „mehr Staat“ und schon gar nicht zusätzliche Regulierungen, Berichte und die entsprechende Bürokratie. Auch Unternehmen können einen Beitrag leisten und gleichzeitig davon profitieren, wie das Beispiel der Graubündner Kantonalbank zeigt: So können deren Mitarbeitenden unter dem Motto «einfach Gutes tun» einen Arbeitstag pro Jahr für Aktivitäten im sozialen Bereich einsetzen. Beispiele solcher Engagements sind: Malnachmittage in Zusammenarbeit mit einem Kinderheim, Gestaltungsprojekte und Klettersteigerlebnisse mit einem sonderpädagogischen Zentrum, Tanznachmittage mit der Alzheimervereinigung oder Anlässe von insieme Graubünden, der Überlebenshilfe Graubünden und der Sektion Graubünden des Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes. Das GKB Projekt Freiwilligenarbeit wurde 2010 von einer Gruppe von Nachwuchsleuten ins Leben gerufen und 2011 auf alle Mitarbeitenden ausgedehnt. Es ist gemäss Statement der Bank sowohl für die Mitarbeitenden der Bank wie auch für die Teilnehmenden der Partnerinstitutionen eine echte Bereicherung.
Selbstverständlich kann man – wenn man böse will – die Massnahme der GKB als Marketingmassnahme abtun. Tatsache bleibt, dass mit dieser Idee das Potenzial für 1‘000 Freiwilligentage freigesetzt werden. Davon können die verschiedenen Organisationen durchaus profitieren. Und vielleicht fängt der eine oder andere bei seinem Einsatz „Feuer“ und setzt sein Engagement auch in seiner Freizeit fort?
Weitere Ideen und Best Practice Projekte http://www.htwchur.ch/management/wwwhtwchurchzvm/kompetenzfelder/freiwilligentaetigkeit/leitfaden.html
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Kommentare anzeigen Hide commentsDie einen machen freiwilligen Arbeit für Gotteslohn. Die Anderen, Zb. Studienabgänger profitieren durch die Idealisten, mit ungerechtfertigten hohen Gagen. Bei mir hats zu lange gedauert bis ich dies merkte.