Der Wirtschaft fehlen Fachkräfte und es wird über Frauenquoten für Führungskräfte diskutiert. Gleichzeitig geht die Freiwilligenarbeit kontinuierlich zurück. Was hat das miteinander und mit Frauen zu tun? Einerseits verzichten viele Frauen während und teilweise auch nach der Familienphase auf eine ausserhäusliche Erwerbstätigkeit oder reduzieren diese massiv. Andererseits sind es genau diese Frauen, die oft Freiwilligenarbeit leisten: Sie wirken an Mittagstischen mit, leisten Besuchs- oder Hilfsdienste bei Schwerkranken und alten Menschen, unterstützen Asylbewerber im Alltag, betreuen das kranke Kind der erwerbstätigen Nachbarin und pflegen oft auch Angehörige. So titelte die Migros-Zeichnung kürzlich treffend „Frauen pflegen, Männer wirken im Verein“. Gemäss Swiss Age Care-Studie 2010 werden jährlich Pflegeleistungen für Angehörige in einem Wert von 34 Mio. Franken erbracht – 2/3 davon von Frauen. Oft bezeichnen sich genau diese Frauen, leider meist leicht verschämt, als „nur“-Hausfrauen. Aber auch die Rückkehr ins Berufsleben – allenfalls sogar in Kaderpositionen – ist nicht einfach. Es liegt an Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, einerseits Strukturen für erwerbstätige Eltern zu schaffen und andererseits Freiwilligenarbeit sichtbar zu machen und ideell zu honorieren. So sollte die Erwähnung von Freiwilligen- und Familienarbeit in Lebensläufen bei der Bewerbung selbstverständlich sein und als wertvolle Erfahrung und Kompetenzerweiterung betrachtet werden. Das fördert die Karrierechancen von Frauen nachhaltiger als eine Frauenquote. Aber auch die Frauen, die – vielleicht zugunsten von Freiwilligenarbeit – einen anderen Weg wählen, sollen mit dem Verzicht auf Erwerbstätigkeit nicht auch gleichzeitig auf Anerkennung verzichten müssen. Jede soll den Weg wählen, der ihr und ihrer Familie zusagt. Keine soll sich rechtfertigen müssen: Einen deutlichen Mehrwert leisten alle – die einen für die Wirtschaft, die anderen für die Gesellschaft.
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