Unter Deflation versteht man in der [[Volkswirtschaftslehre]] einen Rückgang des allgemeinen [[Preisniveau|Preisniveaus]] während mehreren aufeinander folgenden Zeitperioden (Gegenteil von [[Inflation]]).
Wenn es Deflation gibt, wächst die [[Geldmenge]] langsamer als die Menge aller hergestellten Güter (bzw. die Geldmenge schrumpft stärker als die Gütermenge). Das führt zu einer [[reale Aufwertung|realen Aufwertung]] des Geldes d.h. man kann sich mit dem gleichen Betrag von Franken mehr [[Produkte]] und [[Dienstleistung]]en kaufen als vor der Deflationsphase (grössere [[Kaufkraft]]).
Es ist sehr wichtig die Deflation von der so genannten [[Disflation]] zu unterscheiden. Während bei der Deflation das Preisniveau sinkt, wächst es bei einer [[Disflation]] nur weniger schnell als vorher (d.h. die [[Inflation|Inflationsrate]] sinkt).

Beispiel:
Gehen wir davon aus, dass in einer Volkswirtschaft in einem Jahr 100 Äpfel produziert werden. Auf dem Markt werden diese Äpfel nun seit Jahren immer für denselben Preis nämlich 1.- Fr. verkauft. An einem sonnigen Markttag müssen wir jedoch feststellen, dass die Äpfel auf einmal nicht mehr 1.-Fr. sondern nur noch 0.90 Fr. kosten d.h. das Preisniveau unserer Volkswirtschaft ist um 10% gesunken, wir hatten Deflation.

Da es bei den Ursachen und der Bekämpfung von Deflation sehr wichtig ist zu unterscheiden, ob ein Land [[flexible Wechselkurse|flexible]] oder [[fixe Wechselkurse]] hat, teilt sich dieser Eintrag in zwei entsprechende Teile auf.

DEFLATION BEI FLEXIBLEN WECHSELKURSEN
Seit den 1970er Jahren hat die Schweiz wie auch die meisten anderen Länder grundsätzlich [[flexible Wechselkurse]].
Ursachen von Deflation:

  • Der wichtigste Grund für Deflation ist die Senkung der Geldmenge durch die Nationalbank. D.h. die Nationalbank verfolgt eine restriktive Geldpolitik und stellt der Wirtschaft weniger Geld zur Verfügung.
    Beispiel:
    Am Beispiel mit der Apfel-Volkswirtschaft kann man sehr leicht erkennen was geschieht, wenn die Geldmenge reduziert wird: Da am Anfang jeder der 100 Äpfel genau 1.- Fr. gekostet hat, gehen wir davon aus, dass die Geldmenge dieser Volkswirtschaft genau 100.- Fr. war. Nun entschliesst sich die Nationalbank die Geldmenge um 10.- Fr. auf 90.- Fr. zu senken. Die Nachfrager haben nun also nur noch 90.- Fr., können damit aber weiterhin 100 Äpfel kaufen. Sie werden deshalb nur noch bereit sein 0.90 Fr. pro Apfel zu zahlen, da sonst ein Teil der Äpfel überhaupt nicht verkauft werden könnte, weil nicht genügend Geld vorhanden wäre.
  • Ein anderer Grund für eine Geldmengenreduktion und somit für Deflation ist eine kleinere Umlaufgeschwindigkeit des Geldes. Wenn das Geld im Kreislauf schneller durchläuft hat das denselben Effekt wie, wenn wir eine grössere Geldmenge hätten.
    Beispiel:
    Auch das lässt sich am Beispiel der Apfel-Volkswirtschaft zeigen: Bis jetzt sind wir davon ausgegangen, dass jeder Franken nur einmal im Jahr verwendet wird um Äpfel zu kaufen. Natürlich ist das nicht so, denn wenn A bei B heute einen Apfel kauft, dann kann B mit demselben Franken nächste Woche auch einen Apfel kaufen. Folglich werden mit jedem Franken mehrere Äpfel gekauft. Gehen wir also davon aus, dass innerhalb eines Jahres mit jedem einzelnen Franken total 4 Äpfel bezahlt werden d.h. wir haben eine Umlaufgeschwindigkeit von 4 und die richtige Geldmenge ist natürlich nicht 100.- (wie oben vermutet) sondern 25.- Fr., weil jeder Franken 4mal eingesetzt wird. Wenn nun die Umlaufgeschwindigkeit auf 2 sinkt und die Geldmenge bei 25.- Fr. bleibt, dann gibt es ja in der Wirtschaft eigentlich nur noch 50.- Fr. (25.- Fr. mal 2 statt mal 4 wie vorher) d.h. jeder der 100 Äpfel kostet nicht mehr 1.- sondern 0.50 Fr.
  • Deflation auslösen können auch sinkende Preise der [[Produktionsfaktor]]en (z.B. [[Kapital]], [[Rohstoffe]]). Durch die daraus resultierenden tieferen Zinsen bzw. das billigere Öl wird die Produktion sehr vieler Güter und damit auch viele der Produkte günstiger.
    Beispiel:
    Wenn in der Apfel-Volkswirtschaft die Zinsen sinken, dann müssen die Apfel-Bauern weniger Zinsen für den Kredit bezahlen, den sie aufgenommen haben, um ihren Traktor zu finanzieren. Sie verlangen deshalb auch einen tieferen Preis für die Äpfel.
  • Ebenfalls Deflation auslösen können Veränderungen bei den Abwertungserwartungen der inländischen Währung. Wenn ausländische Investoren denken, der Franken wird sich in Zukunft aufwerten, dann werden sie bereits heute mehr Geld in der Schweiz anlegen. Weil es so mehr Kapital auf dem Markt gibt, sinken die Zinsen und es treten dieselben Effekte ein wie oben.

Folgen von Deflation:
Da die meisten Preise und vor allem die Löhne als Preis für die Arbeit nach unten sehr unflexibel sind (Druck der Gewerkschaften), kann eine Deflation sehr negative Auswirkungen auf die Wirtschaft haben, auch wenn sie bereits vorhergesehen wurde.
Wenn die Preise fallen und die Arbeitgeber die Löhne (oder auch Rohstoffpreise) nicht ebenfalls in demselben Ausmass senken können, dann sind sie gezwungen Arbeiter zu entlassen. Wenn es mehr Arbeitslose gibt, wird in der Regel auch wieder weniger konsumiert, was unter Umständen dazu führt, dass noch mehr Angestellte entlassen werden und die Wirtschaft in eine [[Rezession]] gerät.

Bekämpfung von Deflation:
Bekämpft werden kann die Deflation bei flexiblen Wechselkursen eigentlich nur durch die Nationalbank. Wenn wir eine Deflation haben, muss die Nationalbank versuchen die Geldmenge zu vergrössern, um so das Preisniveau zu stabilisieren bzw. zu erhöhen. Unter Umständen kann es aber für die Nationalbank sehr schwierig sein in einer Phase mit Deflation die Geldmenge zu erhöhen. Da die Zinsen praktisch auf Null sind und niemand investieren möchte (die Investition wäre ja ein paar Monate später günstiger zu haben) spricht man von der sogenannten [[Liquiditätsfalle]].
Theoretisch wäre zudem auch denkbar, dass man die Gütermenge verkleinern d.h. Güter vernichten würde. So würde der zu kleinen Geldmenge auch eine kleinere Gütermenge gegenüberstehen und die Preise würden sich stabilisieren. Da aber in einer freien Marktwirtschaft wohl niemand freiwillig seine eigenen Produkte vernichtet, fällt diese Methode in der Realität ausser Betracht.

DEFLATION BEI FIXEN WECHSELKURSEN
Ursachen von Deflation:

  • Bei fixen Wechselkursen kann die Nationalbank die Geldmenge nicht frei anpassen, weil sie durch die Veränderung der Geldmenge den (nominalen) Wechselkurs immer gleich halten muss. Dennoch wird in den meisten Fällen auch bei fixen Wechselkursen Deflation indirekt durch eine zu kleine Geldmenge verursacht.
  • Deflation kann auch entstehen, wenn die Staatsausgaben gesenkt werden. Weil der Staat weniger ausgibt, hat es mehr Kapital auf dem Geldmarkt und die Zinsen sinken. Ausländer werden weniger Geld im Inland anlegen und deshalb muss die Nationalbank die Geldmenge verkleinern, um eine Abwertung der Währung zu vermeiden. Die Verkleinerung der Geldmenge kann dabei zu Deflation führen.
  • Wie die Staatsausgaben kann auch ein tieferes Welteinkommen zu Deflation führen. Wenn Ausländer ein tieferes Einkommen haben, dann werden sie auch weniger Güter aus anderen Ländern importieren. Wiederum drohen die Wechselkurse zu steigen und die Nationalbank muss intervenieren d.h. die Geldmenge verkleinern.
  • Wie bei flexiblen Wechselkursen können auch bei fixen Wechselkursen tiefere Preise der Produktionsfaktoren zu Deflation führen.
  • Zudem wäre es möglich, dass sich Deflation im Ausland auf die Volkswirtschaft überträgt. Eine weltweite Deflation ist jedoch höchst unwahrscheinlich. Denkbar wäre aber, dass sich Deflation von einem grossen Land auf ein kleineres “übertragen” könnte, wenn das kleinere Land fast nur mit dem betroffenen grösseren Land Handel treibt.
  • Folgen von Deflation:
    Die Folgen der Deflation sind bei fixen Wechselkursen genau gleich wie bei flexiblen Wechselkursen.

    Bekämpfung von Deflation:
    Da es bei fixen Wechselkursen mehr Ursachen von Deflation gibt, kann Deflation auch über mehrere Ansätze bekämpft werden:

    • Ein Ansatz wäre die Staatsausgaben zu erhöhen. Dadurch würden die inländischen Zinsen zu steigen beginnen. Die Währung käme unter Aufwertungsdruck und die Nationalbank würde die Geldmenge vergrössern.
    • Eine andere Möglichkeit für ein Land mit fixen Wechselkursen wäre zu flexiblen Wechselkursen zu wechseln und es so der Nationalbank zu ermöglichen selbständig die Geldmenge anzupassen und die Deflation zu bekämpfen. Allerdings kann auch bei fixen Wechselkursen das Problem der Liquiditätsfalle auftreten.

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