1. Sonstiges

Griechenland – Europas Schande

Europas Schande

Gedicht von Günter Grass

Dem Chaos nah, weil dem Markt nicht gerecht,
bist fern Du dem Land, das die Wiege Dir lieh.

Was mit der Seele gesucht, gefunden Dir galt,
wird abgetan nun, unter Schrottwert taxiert.

Als Schuldner nackt an den Pranger gestellt, leidet ein Land,
dem Dank zu schulden Dir Redensart war.

Zur Armut verurteiltes Land, dessen Reichtum
gepflegt Museen schmückt: von Dir gehütete Beute.

Die mit der Waffen Gewalt das inselgesegnete Land
heimgesucht, trugen zur Uniform Hölderlin im Tornister.

Kaum noch geduldetes Land, dessen Obristen von Dir
einst als Bündnispartner geduldet wurden.

Rechtloses Land, dem der Rechthaber Macht
den Gürtel enger und enger schnallt.

Dir trotzend trägt Antigone Schwarz und landesweit
kleidet Trauer das Volk, dessen Gast Du gewesen.

Außer Landes jedoch hat dem Krösus verwandtes Gefolge
alles, was gülden glänzt gehortet in Deinen Tresoren.

Sauf endlich, sauf! schreien der Kommissare Claqueure,
doch zornig gibt Sokrates Dir den Becher randvoll zurück.

Verfluchen im Chor, was eigen Dir ist, werden die Götter,
deren Olymp zu enteignen Dein Wille verlangt.

Geistlos verkümmern wirst Du ohne das Land,
dessen Geist Dich, Europa, erdachte.

 

Do you like Jürg Walter Meyer's articles? Follow on social!
Personen haben auf diesen Beitrag kommentiert.
Kommentare anzeigen Hide comments
Comments to: Griechenland – Europas Schande
  • Juni 6, 2012

    Grüezi Herr Meyer, Günter Grass ist zwar nicht mein Lieblings-Poet, trotzdem gebe ich ihm recht, aber nur wenn ich seine Brille aufsetze. Damit sage ich beileibe nichts gegen die griechische Kultur und deren Verdienste für die Entwicklung der Völker Europas. Das ist Geschichte, soll auch gewürdigt werd-en. Darf aber nicht dazu dienen, an den echten Problemen dieser Nation, und den Ursachen des desolaten Zustands seiner Volkwirtschaft vorbeizusehen.

    Das griechische Volk hat begriffen, was die Politiker gefliessentlich tod-schweigen. Während Jahren wurde unter sozialistischer Aegide (nicht erst seit der Einführung des EURO) eine Politik der Streicheleinheiten betrieben. Jeder Begehrlichkeit entsprochen, in erster LInie um sich die Gunst der Wähler zu sichern. Korruption, Vetternwirtschaft, Dolce far niente, Teamwork (Toll Ein Anderer Machts)alles im Multipack und mit hoher Intensität. Nun sind die Hellenen (das Volk) am Ende der Fahnenstange, und die Politiker tun als ob nichts Unrechtes gewesen wäre. Der kommunistische Newcomer, ein Jungspund, tut was seine linken Freunde (nicht erst heute und überall auf der Welt) immer tun in solchen Situationen, er beschuldigt die Bourgeoisie (die Finanzwirtschaft und die Reichen). Er proklamiert Nichteinhalten der Verträge und Abkommen und die Schuldverpflichtungen​ als Makulatur.

    Da stellt sich wohl sehr schnell die Frage, wie lange es noch geht, bis die Tifosi (Italien) nachziehen, und die Spanier den strammen Bürgerlichen ins Exil schicken, um wieder einen Linken anzulachen.

    Sind Sie nicht auch der Ansicht, an diesem Problem zu arbeiten, um noch Schlimmeres zu verhindern, wäre eine höhere Priorität zu zu ordnen, als die syrische Regierung mit den NATO-Bomben in die Knie zu zwingen?.

    Kommentar melden

Kommentar schreiben

Neuste Artikel

  1. Umwelt, Klima & Energie
Wasserknappheit: Strikte Rahmenbedingungen für die Wasserwirtschaft durchsetzen Die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Wassernutzung müssen so abgefasst sein, dass sie die allgemeine Wassernutzung vor Ort nicht beeinträchtigen und der Gewinn aus der Privatinvestition im Produktionsland besteuert wird.

Bleiben Sie informiert

Neuste Diskussionen




Willkommen bei Vimentis
Werden auch Sie Mitglied der grössten Schweizer Politik Community mit mehr als 200'000 Mitgliedern
Tretten Sie Vimentis bei

Mit der Registierung stimmst du unseren Blogrichtlinien zu