Die SVP hat es ge­schafft, den Be­griff Hei­mat vollumfänglich für sich zu be­an­spru­chen. Sie be­zieht sich dabei auf nost­al­gi­sche oder kon­ser­va­tive Vor­stel­lun­gen, wel­che mit dem Be­griff Hei­mat as­so­zi­iert wer­den können. Dazu gehören Ber­ge, ländliche Ge­biete und vor allem Bil­der aus ver­gan­ge­ner Zeit im Sinne von «früher war alles besser», «da gab es noch keine Ausländer, keine Kri­mi­nel­len und erst recht keine EU».

 

Linke Politiker sträuben sich deshalb, Begriffe und Metaphern zu brauchen, welche nostalgische oder konservative Assoziationen hervorrufen wie beispielsweise «das Vaterland», schweizerische Tugenden oder eben auch «Heimat».

 

Doch Heimat bedeutet nicht nur Berge und Täler, Heimat bedeutet weitaus mehr. Sie ist die Gesamtheit der Lebensumstände, in denen der Mensch aufwächst, wo er lebt, beziehungsweise wo er herkommt. Wir werden zweifelsohne geprägt durch unsere eigene und die Geschichte des Ortes, in dem wir aufwachsen. Doch noch viel mehr sind wir geprägt durch das Hier und das Jetzt. Für mich und sehr viele anderen jungen Leute in der Schweiz bedeutet Heimat deshalb etwas anderes als noch vor 40 oder 50 Jahren für die damaligen Generationen.

 

Auc​h ich liebe die Alpen, die idyllischen ländlichen Gebiete oder den Schwingsport. Aber nicht, weil sie schon vor 100 Jahren hier waren, sondern weil sie hier und jetzt da sind. Genauso bedeutet für mich Heimat aber auch das städtische, beziehungsweise das urbane Leben mit den vielen Kulturen und Lebensformen.  

Teile von Heimat sind für mich die Kapellbrücke genauso wie der Kebab- oder Pizzastand oder die Bäckerei an der Pilatusstrasse. Heimat bedeutet vor allem auch: Freunde und Mitmenschen um mich herum, mit denen ich hier und jetzt lebe und meine Zukunft bestreiten werde. Dazu gehören neben einem Andreas, Roman oder Marc eben auch ein Alessio, Vedran oder Umut.

Heimat bedeutet für mich die Schweiz und die Schweiz, das sind für mich alle Menschen, die in ihr Leben. Der Begriff Heimat umfasst deshalb für mich nicht nur Vergangenheit – und zwar eben: auch meine eigene -, sondern ebenso Zukunft; die Zukunft nämlich all jener Menschen, welche zusammen meine Heimat bilden.

 

Den ganzen Text finden sie unter: http://www.lu-​wahlen.ch/leserbriefe​/hasan-candan/news/20​11/07/26/570-mehr-noc​h-als-vergangenheit-b​edeutet-heimat-zukunf​t/

 

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Comments to: Heimat 2.0
  • Juli 30, 2011

    Sehr geehrter Herr Candan,

    Ihr Beitrag hebt sich wohltuend ab von den übrigen Ihrer Couleur: Sie
    hacken überhaupt nicht auf einer anderen Partei herum, und damit haben
    Sie sich ausgewiesen als kultivierten Bürger, der mitteilt, dass er ebenfalls
    ein Verständnis für Heimat hat, das gemeinhin zutrifft und auch weitgehend
    mit dem anderer übereinstimmt.

    Etw​as zu oberflächlich ist, dass Sie unterdrücken, weshalb die Linken
    keine nostalgischen und konservativen Assoziationen hervorrufen wollen.
    Das möchte ich hiernach gerne ergänzend hinzufügen: Die Linken sind
    dem Internationalismus verpflichtet. Die herkömmliche Heimatliebe, eben
    nostalgisch und konservativ, hat den Anklang von Nationalismus, der für
    die Linken ein rotes Tuch ist. Sie sind bestrebt, weltweit eine gleichgeschaltete Nivellierung herbeizuführen, völlig unbekümmert darum, dass die Schweiz damit klar verlieren wird; dem echten ideologisierten Linken – und das sind Sie ja als Juso – widerstrebt es somit, dass es dem Schweizer wirtschaftlich besser geht als dem Bürger im Ausland. Natürlich müssen Sie diese Tatsache verschweigen, wenn Sie gewählt werden möchten. Ihre Publikation ist deshalb auch überaus geschickt, denn Sie verschaffen sich damit Aussichten, von Wählern berücksichtigt zu werden, die ihre Stimmen tendenziell sonst eher der SVP geben. Doch nicht alle, Herr Candan, fallen auf Ihren durch mutwillige Auslassungen zurechtgebogenen Sirenengesang herein.

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  • Juli 31, 2011

    Ja Herr Candan, was sie schreiben tönt alles gut. Auch ich trauere nicht unbedingt den alten Zeiten nach. Jedenfalls nicht den Zeiten vor 40 Jahren. Leider musste ich aber auch feststellen, dass die Lebensqualität in der Schweiz die letzten paar Jahre abgenommen hat. Die Schweiz hat diesbezüglich den Zenit überschritten und die Lebensqualität ist am sinken. Mehr möchte ich dazu nicht sagen. Jeder soll sich an seinem persönlichen Leben überlegen ob meine Aussage stimmt und falls ja, was die Ursache dafür sein könnte.

    Hier geht es nicht um ideologische Ideen und Parteipolitik usw. Hier geht es einmal um das persönliche Empfinden jedes Einzelnen.

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  • August 2, 2011

    Ja. wer seine Heimat liebt, hegt und schützt sie. Ist zwar Altmodisch, aber ich habe meine Jungs unter anderem auch dazu erzogen.

    Was ich meine ist z.B.; wi haben schöne Seepromenaden und eine schöne Villa (in Gemeindebesitz) mit tollem Seepark. Wenn ich dann am Sonntagmorgen dort spaziere, muss ich über Berge von Abfall steigen und im See dutzende von Bierdosen sehen. Ich finde es gut, wenn die Jungen dort im Park ihre Zusammenkünfte haben, aber ich finde es asozial, wenn sie ihren ganzen Abfall auf dem Rasen liegen lassen obwohl alle 20 Meter ein Abfalleimer ist.

    Es zeigt sich im kleinen, ob man die Natur respektiert und die Heimat liebt, wer sie vermüllt liebt sie mit Sicherheit nicht!

    Es würde mich Freuen, wenn auch hier mehr Heimatliebe einfliessen würd!

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  • August 18, 2011

    Ja Herr Candan
    da müssen sie noch viel lernen …..

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  • September 19, 2011

    Zitat HC: “Teile von Heimat sind für mich die Kapellbrücke genauso wie der Kebab- oder Pizzastand oder die Bäckerei an der Pilatusstrasse.”

    ​Der Kebab- oder Pizzastand (oder die McD-Filiale) kann für Schweizer nicht Heimat sein, weil es diese in jedem anderen (westlichen) Land auch gibt. Durch ihre ubiquitäre Präsenz und Austauschbarkeit untereinander sind diese “Verpflegungsstätten​” geradezu Inbegriff der globalisierten Gleichmacherei — der ANTIthese zu Heimat.

    Das Gegenteil von Heimat, das diese verdrängt, als Heimat zu verkaufen, schafft wohl nur eine Partei wie die Juso. Orwell rotiert im Grabe… “Krieg ist Frieden, Freiheit ist Sklaverei, Unwissenheit ist Stärke, Kebab ist Heimat.”

    (Aber wer aus der Türkei stammt, für den ist Kebab natürlich schon Heimat. ;-} )

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  • März 22, 2014

    “Die SVP hat es ge­schafft, den Be­griff Hei­mat vollumfänglich für sich zu be­an­spru­chen. Sie be­zieht sich dabei auf nost­al­gi­sche oder kon­ser­va­tive Vor­stel­lun­gen, wel­che mit dem Be­griff Hei­mat as­so­zi­iert wer­den können.”

    Sie haben Recht, Herr Candan. Es geht der SVP um die totale Ballenbergsierung der Schweiz.

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