Immer wieder wird unterstellt, bei den Sozialdemokraten bestehe eine Kluft zwischen Mitgliedern aus der traditionellen Arbeiterschicht, die sich ausschliesslich für soziale Umverteilungen einsetzten, sich aber nicht aber für Gleichstellung, Inklusion und Klima begeistern könnten, und studierten Mitgliedern aus der Mittelschicht, die sich ausschliesslich für  eine progressive Gesellschaftspolitik stark machten. Von einer solchen Spaltung kann natürlich nicht die Rede sein. Sie bestätigt sich in der Realität nicht. Im Gegenteil, es bestätigt sich zum Beispiel das enge Zusammengehen der sog. “Altlinken” mit den “Neulinken”, der Rentner in der SP60+ mit den Jungsozialisten …

Auch im Wahljahr 2023 wird in der Schweiz von Gegnern der Sozialdemokraten wieder eine solche innerparteiliche Trennungslinie in der SP herbeigeredet. Die Mehrheit der jungen Genossinnen und Genossen verhindere die erfolgverspechende Rückkehr der Sozialdemokratie zu den stolzen Wähleranteilen der 1960er-Jahre und beackere nur Scheinthemen wie den sog. “Genderstern” und LGBTIQ. So werde die SP auch bei den Wahlen am 22. Oktober 2023 wieder Wähler verlieren – und man weint schon jetzt Krokodilstränen.

In ganz Europa zeigt es sich aber, dass die sozialdemokratischen Parteien  sowohl über materielle als auch über postmaterielle Themen Wähler und Wählerinnen gewinnen können.

Es ist auch ein Missverständnis, dass Parteien alle Wähler ansprechen und mobilisieren müssen oder können. Sie können höchstens “ihren” Teil der Wählerschaft für sich gewinnen. Eine Rückkehr zu grossen “Volksparteien” mit über einem Drittel Wähleranteil ist heute nicht mehr zu erwarten. Insbesondere in der musterdemokratischen Schweiz verhindert einen solchen Erfolg auch die extrem niedrige Wahlbeteiligung (unter 40%!).

Der SP bleibt die schwierige Aufgabe, die Mehrheit der 60% notorischen Nicht-Wählenden für sich zu gewinnen. Diese Aufgabe geht sie auch 2023 wieder geschlossen an.

 
Personen haben auf diesen Beitrag kommentiert.
Kommentare anzeigen Hide comments
Comments to: ZU DEN WAHLEN 2023: IN DER SP BEKÄMPFEN EINANDER NICHT ZWEI LAGER
  • April 21, 2023

    In der Schweiz kann sich fast die Hälfte der Wahlberechtigten \”vorstellen\”, die SP zu wählen. Aber nur zwei von fünf von ihnen tun das auch. Die SP verfügt also über ein beträchtliches unausgeschöpftes Wählerpotenzial – vor allem bei den jungen Nichtwählenden. Überlappungen bestehen nur mit dem Potenzial der Grünen.

    (SELECTS-Daten von 2015 und 2019)

    Kommentar melden
  • April 21, 2023

    Dilemma der Linken und Grünen: Mit ideologischem Internationalismus ins Abseits

    Es ist bitter anzusehen wie die Linken und Grünen ihre guten Programmpunkte mit ihren internationalistischen Positionen bei den Schwergewichtsthemen EU/Migration/Neutralität aus ideologischen Gründen aufs Spiel setzen. Warum glaubt ihr, verlieren diese ständig hochkant Abstimmungen und Wahlen?

    Kommentar melden
    • April 21, 2023

      Mein Blog bezieht sich auf die Sozialdemokratische Partei der Schweiz, Herr Sch. Ihre Eigenbezeichnung hat noch nie \”die Linken\” gelautet – aus gutem Grund. Auch die Medien vermeiden laufend absichtlich die korrekte Bezeichnung (nur bei dieser Partei).

      Kommentar melden
  • April 22, 2023

    Zu der Linken gehört meines Wissens in der Schweiz auch die SP.

    Kommentar melden
  • Mai 16, 2023

    So hat der enge Schulterschluss in der Sozialdemokratischen Partei des Kantons Luzern und der Einsatz der Mitglieder die Wahl einer SP-Regierungsrätin ermöglicht. Man wird von Frau RR Fanaj noch hören.

    Kommentar melden

Kommentar schreiben

Neuste Artikel

Bleiben Sie informiert

Neuste Diskussionen

Willkommen bei Vimentis
Werden auch Sie Mitglied der grössten Schweizer Politik Community mit mehr als 200'000 Mitgliedern
Tretten Sie Vimentis bei

Mit der Registierung stimmst du unseren Blogrichtlinien zu