Seit Wochen sind wir alle (ich eingeschlossen) der Meinung, der Schweizer Franken sei (teilweise) massiv überbewertet. Ich durfte vor ein paar Tagen einem Vortrag eines unabhängigen Schweizer Bankiers zuhören. Eine Schlussfolgerung, die ich aus den vorgetragenen Zahlen mache, ist, dass der Schweizer Franken bei rund CHF1.20/€ zur Zeit ungefähr “gerecht” bewertet ist. Dies ergibt sich aus einer langen Zahlenreihe, die bis 1975 zurück reicht. Also keine kurzfristige Betrachtung. Im Gegenteil, der Schweizer Franken war in der Zeit von 2006 – 2010 meist unterbewertet. Ich nehme an, dass dies die Schweizerische Nationalbank (SNB) nach den erfolglosen Interventionen am Markt erkannt hat. Deshalb wird auch keine feste Zielgrösse für den Wert des Schweizer Frankens bekannt gegeben. Was tun?
Es gibt eigentlich fünf Aktivitäten oder Verhaltensformen:
1. die SNB walten lassen. Ganz sicher nicht -wie dies einige profilsüchtige Politiker getan haben- der SNB Führung fortwährend an den “Karren fahren”, und wenn es dann opportun erscheint, das Gegenteil behaupten. Das war sträflich und hat viel Wert vernichtet. Ich denke da nur schon an die Wertverminderung der Pensionskassen;
2. verstehen, dass die schweizerische Wirtschaft auch vom starken Schweizer Franken profitiert. Das gilt nicht nur für die Importeure. Das gilt für alle Unternehmen, die im Ausland Güter oder Dienstleistungen einkaufen. Das müsste der BundesratDer Bundesrat der Schweiz bildet die Exekutive bzw. Regierun... viel konsequenter komminizieren. Eine starke Währung bedeutet schliesslich, dass das jeweilige Land erfolgreich ist;
3. administrative Hürden in der Schweiz im Eiltempo abbauen. Die Gesetzes- und Verordnungsflut in Bund, Kantonen und Gemeinden eindämmen oder “durchlüften”. Dazu gehört auch, dass wenn der Bund etwas beschliesst, der Bund für die Finanzierung verantwortlich sein muss. Dasselbe gilt natürlich auch für die Kantone;
4. wenn schon aus der laufenden Rechnung des Bundes Mittel eingesetzt werden sollen (anstelle von Schuldentilgung), dann für Bildung, Innovation und für Infrastruktur Projekte. Das schafft längerfristig Arbeitsplätze, die in den nächsten Monaten wegen des starken Frankens verloren gehen werden;
5. die Merhwertsteuer auf einen Satz, zum Beispiel 4% vereinheitlichen. Das vermindert die administrativen Arbeiten, welche insbesondere die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) sehr belasten.
Die drei letzten Aktivitäten kann das ParlamentDas Parlament ist in demokratischen Verfassungsstaaten die V... in der Herbst SessionDer Begriff Session stammt aus dem Lateinischen (sessio) und... beschliessen. Es sind alles einfache Mittel, und keine Giesskannen-Methoden, die nie gut sind. Verantwortlunsvolle Politiker sollten den Mut haben, umzusetzen.
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Kommentare anzeigen Hide commentsAusser mit Aussage 1. bin ich mit Ihnen völlig einverstanden.
Zu 1.:
“Spitzenschwimmer Hildebrand” hat das Eigenkapital der SNB grösstenteils verspielt (der Tümpel ist fast leer -vor 2 Wochen war das EK praktisch bei Null). Der Handlungsspielraum für die SNB ist nach den SWAP’s nur noch sehr gering. Wer würde anlässlich der sich abzeichnenden Pleite des lieben Nachbars (EU-Teuero)sein Tafelsilber verkaufen. Wohl niemand ausser Alleinmanager (?) Hildebrand, mit dem Aufkauf von Unsummen von Teuro und Altpapier (USD). Gegen den “Markt” kann unsere Kleinst-NB nichts ausrichten. Die Haie warten zur Zeit zu, um bald wieder zuzuschlagen. Jetzt die Banken mit unnötiger Liquidität zu versorgen – und das bei einer sich abzeichnenden Immobilienkrise – ist unverständlich! Anstatt sich endlich für einen schweizerischen Glass-Steagall Act einzusetzen, hat die SNB den Bundesrat überzeugt, die EK-Vorschriften für unsere Banken leicht zu erhöhen…Crisis ante portas!
Ich kann ihnen nur zustimmen. Es ist ein grosser Fehler die Geldmenge zu erhöhen indem man Banken mit günstigem Geld versorgt.
Was machen den die Banken mit diesem Geld?? Sie spekulieren damit um Gewinne zu erwirtschaften. Und falls es schief läuft dann muss der Staat den Karren wieder aus dem Dreck holen.
Somit würde diese Strategie bedeuten: Den Gewinn den Banken und das Risiko dem Steuerzahler.
Wenn schon mit Geld von der SNB spekuliert werden soll, dann soll dies die SNB bitte selber machen. Dann trägt der Steuerzahler zwar ein Risiko, hat aber auch die Gewinnchance auf seiner Seite.
Somit: um die Geldmenge zu erhöhen, könnte die SNB im ausländischen Aktienmarkt aktiv werden.
Wäre doch ein idealer Zeitpunkt: starker Franken, tiefe Aktienmärkte
Zu Punkt 3. von Herrn Hofer
Bürokratie-Abbau: Ein zweischneidiges Schwert!
Im Gegensatz zur traditionalen und charismatischen Herrschaft verhindert die Bürokratie Bevorzugung oder Benachteiligung Einzelner in Form von willkürlichen Entscheidungen, weil sich alle an die gleichen und rational begründeten Spielregeln, bzw. Gesetze (eine gesetzte Ordnung) halten müssen. Bürokratie in diesem Sinne ist in unserem Staat unverzichtbar. Dass es dabei immer wieder zu Auswüchsen kommt, kann an manchen Beispielen offensichtlich gemacht werden. Beim Abbau der Bürokratie ist daher differenziert vorzugehen. Eine pauschale Verdammung der Bürokratie ist nicht angebracht. Bei einer allfälligen Umsetzung der Bürokratie-Initiative der FDP wird der Berg eine Maus gebären. Als Wahlkampf-Vehikel ist diese Initiative aber sicher geeignet.
Sehr geehrter Herr Schneider,
vielen Dank – natürlich braucht (sinnvolle) Verwaltung (auch unserer Steuergelder). Nur, wenn über 150Jahre (seit 1848) nur zusätzlich verwaltet wird, muss irgendwann wieder “entwaltet” werden. In diesem Sinne!
Machen Sie konkrete Beispiele, wo bei der Bürokratie abgebaut werden soll! Aus dem übergeordneten Zusammenhang herausgerissene Einzelfälle von unsinniger Bürokratie finden Sie jede Menge und diese werden denn auch oft genüsslich am Stammtisch erzählt. Wenn sie diese Fälle aber als Präzedenzfälle für die ganze Rechtssprechung ansehen und die Konsequenzen bedenken, wenn in Einzelfällen nicht konsequent gehandelt wird, sieht die Sache anders aus (z. B. beim Raumplanungs- und Baurecht).