Täglich erreichen uns aus Europa neue Hiobsbotschaften über stark verschuldete Staaten und Finanzierungskrisen. Das bleibt nicht ohne Auswirkungen: In den europäischen Ländern sind seit Ausbruch der Finanzkrise im 2007 mehr als 5 Millionen Arbeitsplätze vernichtet worden. Besonders dramatisch trifft es die Jugendlichen und jungen Erwachsenen: Qualifizierte Jobs sind insbesondere für junge Arbeitnehmer seltener geworden. Mehr und mehr Menschen erhalten nur noch Temporärverträge und Praktikumsplätze. In Spanien sind mittlerweile 40 % der Jugendlichen ohne Anstellung, in Griechenland jeder Dritte. Und auch in Italien und Frankreich liegt die Arbeitslosenquote der Altersgruppe der 17-24-jährigen über dem Schnitt von 19.6 %. Ausnahme ist hier Deutschland mit knapp 8 %. Problematisch ist zudem die hohe Langzeitarbeitslosigkeit, welche sich seit 2007 in einigen Ländern verdoppelt hat! Wer in jungen Jahren nicht in den Arbeitsprozess eingegliedert werden kann, hat es auch später viel schwerer, den Anschluss zu finden. Hier entwickeln sich nicht nur menschliche Dramen von gescheiterten Existenzen mit viel sozialem und politischem Sprengpotenzial, sondern auch horrende Folgekosten für die einzelnen Staaten.
Ganz anders die Situation in der Schweiz: Im vergangenen Monat waren hierzulande in der Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen waren 18’000 Personen als arbeitslos registriert, was 3.3 % entspricht.
Der Erfolg der Schweiz beruht nicht zuletzt auf dem dualen Berufsbildungssystem – mit einer Ausbildung im Betrieb und parallel dem Besuch der Berufsschule. Dieses Modell hat sich bewährt und wird es auch weiterhin tun. Nicht umsonst dient es auch im Ausland als Vorbild. Eine moderne Gesellschaft kann nicht nur aus Theoretikern bestehen – auch in Zukunft braucht es genügend praktisch ausgebildete Berufsleute, die zupacken können. Und in der Berufsbildung Praktiker, welche ihren Auszubildenden das Feuer und die Leidenschaft für ihren Beruf weitergeben können.
Lassen wir uns also von der immer wieder aufflammenden OECD-Schelte nicht beeindrucken, die uns einen zu tiefen Anteil an Hochschulabgängern vorwirft. Denn was eine zu hohe Verakademisierung der Ausbildung bringt, das zeigt die Entwicklung bei unseren europäischen Nachbarn.
Casha Frigo Schmidiger, NR-Kandidatin FDP Kt. Zug
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Kommentare anzeigen Hide commentsIch stimme Casha Frigo Schmidiger voll und ganz zu. Wir brauchen nicht nur Theoretiker. Wir sollten auf das duale Bildungssystem setzen. Das hat sich bewährt und dient auch andernorts als Vorbild.