In der Herbstsession wird der Ständerat über den Ausstieg aus der Atomenergie definitiv beschliessen. Die UREK empfiehlt zwar, die drei vom Nationalrat angenommenen Motionen zum Atomausstieg anzunehmen. Gleichzeitig sollen die Motionen aber so angepasst werden, dass sich der Ausstieg nur auf Kernkraftwerke der heutigen Generation bezieht. Das ist zu bedauern. Die UREK hat es mit Ihrem Antrag leider versäumt, für die Wirtschaft klare Verhältnisse zu schaffen.
Die ETH schreibt am Schluss von sieben Thesen zur Energiezukunft der Schweiz aus Sicht der Wissenschaft: “Um den Übergang vom heutigen Energiesystem der Schweiz zu einem nachhaltig gestalteten Energiesystem zu schaffen, sind langfristig verlässliche und konsistente Rahmenbedingungen zu fixieren. Nur so können sich unternehmerische Anstrengungen und Innovationen entfalten.” Genau dieser Forderung der Wissenschaft widerspricht der Antrag der UREK. Dies sieht auch der BundesratDer Bundesrat der Schweiz bildet die Exekutive bzw. Regierun... so. Wenn bereits beim Ausstiegsentscheid die Rahmenbedingungen so formuliert werden, dass nicht klar wird, wohin die Stromreise geht, ist der Ständerat gefordert, dies zu korrigieren. Ich werde mich dafür einsetzen.
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Kommentare anzeigen Hide commentsDanke, Konrad Graber. Wir brauchen einen klaren Entscheid, wie die Energiezukunft aussehen soll.
Ich bin gegen einen voreiligen Atomausstieg. Denn die Strompreise würden steigen und die Schweiz wäre noch abhängiger vom Ausland. Schweizer Atomkraftwerke unterstehen der Schweizer Gesetzgebung und können von Schweizern kontrolliert und betrieben werden. Das ist wohl besser als eigene AKW abzuschalten und anschliessend im grossen Stil Atomstrom aus Frankreich zu importieren.
Der Bundesrat sieht einen gestaffelten Ausstieg bis 2034 vor. Der Plan dazu lag schon seit vier Jahren in der Schublade. Als “übereilten Ausstieg” oder “Schnellschuss” kann man das nicht bezeichnen. Eher als Aufwachen nach vier Jahren Schlaf.
Vielleicht kann Herr Graber ja Filippo Lombardi, Urs Schwaller und die anderen CVP-Ständeräte überzeugen, welche nach wie vor in der atomfreundlichen AVES sitzen.
Sehr geehrter Herr Graber
Wie Sie zu den momentan 61% Zustimmung kommen, ist mir nicht klar. Etwa die 33% von Frau Riklin, welche Sie unterstützt, stehen dazu im Widerspruch.
Wie im gesamten Schweizer Volk gibt es auch an der ETH und am Paul Scherrer Institut Befürworter und Gegner der Kernenergie-Nutzung mit völlig gegensätzlichen Einschätzungen der zukünftigen Energieversorgung.
Haben Sie gewusst, Herr Graber, dass alle drei Jahre der Weltenergierat eine Studie veröffentlicht, welche die Energie– und Klimapolitik aller Länder vergleicht? Die Schweiz belegt den ersten Rang und ist damit Nachhaltigkeits-Weltmeister. Ich erachte den Weltenergierat als sehr kompetentes Gremium, das erst nach einer genauen Analyse verschiedenster Kriterien diese wichtige Weltrangliste erstellt.
Der Weltenergierat beschreibt auch ausführlich die Gründe, warum die einzelnen Länder so bewertet werden. Bis zu den Reaktorunfällen von Fukushima sah es sogar so aus, als würden wir in den kommenden Jahrzehnten noch mehr Punkte holen und unsere Spitzenposition noch festigen. Das liegt daran, dass wir sukzessive unsere Energieeffizienz verbessern. Insbesondere wird die Gebäudeisolation ständig erhöht. Zudem heizen wir vermehrt mit Wärmepumpen und nutzen dabei häufig die Bodenwärme oder andere Wärmequellen. Es besteht auch grosse Hoffnung, dass wir mit Tiefenbohrungen sogar derart hohe Temperaturen nutzen können, dass der Einsatz von Wärmepumpen nicht mehr nötig ist. Ob wir in Zukunft ausser in einigen privilegierten Zonen wie etwa St. Gallen wirtschaftlich und gefahrlos Strom erzeugen werden können, wissen wir heute noch nicht. Wir bauen zudem eine weltweit einmalige Bahn-Infrastruktur und die sukzessive Umstellung des Strassenverkehrs auf elektrischen Strom zeichnet sich bereits ab.
Doch dann kamen die Reaktorunfälle von Fukushima. Und als Folge davon der Schwenker in der Energiepolitik von CVP und BDP. Schliesslich machte auch Bundesrätin Doris Leuthard ihren Schwenker, verbündete sich mit den übrigen drei Bundesrätinnen und hielt im Nationalrat ihre grosse Rede zur „Energiewende“. Sie kam kurz nach den Unfällen von Fukushima im Nationalrat und dank der Fernsehdirektübertragung auch im ganzen Volk sehr gut an. Doch die errechneten Szenarien sowohl von Prognos (im Auftrag des Bundesamtes für Energie) wie des Paul Scherrer Institutes sind sich weitgehend einig, dass wir in den kommenden Jahrzehnten ohne neue Kernkraftwerke höchstwahrscheinlich in eine stark wachsende Abhängigkeit von Gaskombikraftwerken geraten werden. Ergebnis Prognos-Studie: http://www.bernerschach.ch/AKW-Ersatz.pdf Wie nicht anders zu erwarten war, hat der Nationalrat heute bereits grünes Licht für Zahlungen ans Ausland abgesegnet, um so das CO2-Abkommen einhalten zu können.
Wir werden auf diese Weise bereits bald in der Nachhaltigkeitsrangliste des Weltenergierates nach hinten fallen. Die zu beobachtende Entwicklung in Österreich betätigt diese Einschätzung.
Zur Zeit stehen in der Schweiz keine Projekte für neue Kernkraftwerke zur Diskussion. Ein rascher Ausstieg aus unserer heutigen Kernenergie-Nutzung auch nicht. Selbst die Forschung in diesem Bereich ist weiterhin möglich. Es gibt keinen Grund, unter dem Eindruck der Reaktorkatastrophen von Fukushima eine langfristig wirksame Entscheidung zu treffen. Man hat wirklich den Eindruck, als wollten die AKW-Gegner die Gunst der Stunde nutzen und nicht zuwarten, bis die vielleicht weniger schlimm als befürchtet ausfallenden Analysen über die Folgen der Fukushima-Unfälle vorliegen. Die Förderung von erneuerbaren Energien geschieht heute vor allem über unlimitierte garantierte Einspeisevergütungen. Diese kann das Parlament auch bei einem Verzicht auf die „Energiewende“ beschliessen. Die vom UREK vorgeschlagene Kompromiss-Lösung ist zumindest diskutierbar. Die vom Nationalrat gutgeheissenen Motionen wären ein Schnellschuss. Bei Diskussionen im Volk verliert die „Energiewende“ fast zusehends an Akzeptanz. Eine sich abzeichnende Volksabstimmung in etwa zwei Jahren ist noch völlig offen.
Die im Parlament zur Diskussion stehende „Energiewende“ ist ein „Schnellschuss“. Das Schweizer Volk wendet sich zunehmend mit guten Gründen davon ab.
Sehr geehrter Herr Ständerat,
leider verschweigen Sie die von der ETH festgestellte Beschaffenheit
der Rahmenbedingungen, weshalb der Leser gar nicht im klaren darüber
ist, ob Sie etwas durchbringen möchten, das auch auf seine Akzeptanz
stösst. Deshalb gebe ich hiernach den Link dazu:
http://blogs.ethz.ch/klimablog/2011/09/02/eth-studie-thesen-zur-energiezukunft-schweiz/
Irritierend sind die in Aussicht gestellten höheren Preise für fossile Energieträger. Die Schweiz hat es nicht in der Hand, die herkömmlichen Automobile gänzlich für neue Energieträger umzurüsten; da bleibt uns
nichts anderes übrig, als uns den globalen Verhältnissen anzupassen.
Wenn die Rahmenbedingungen durchkommen, ist zu befürchten, dass wir
uns damit eine unzumutbare Kostensteigerung auferlegen. Ich vertraue
darauf, dass Sie sich vor Ihrer Zustimmung ganz eingehend Rechenschaft
geben über die prohibitiven Details einer überstürzten,einsamen
Umkrempelung. Ist die Schweiz nicht etwas zu klein, um Schrittmacher
zu werden etwa für ganz Europa? Ganz am Schluss der 7. These der ETH
wird vermerkt: „Kritisch bleibt letztlich der Gestaltungswille“. Ist
darin ein Zugeständnis zu sehen, dass die Faktoren ausserhalb der
Technologie das Vorhaben sehr wohl scheitern lassen können?