Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks von 1989/90 gestalteten die meisten Länder Europas ihre Sicherheitspolitik neu. Die Ausrichtung auf die neuen Risiken einer globalisierten Welt führten zu einem tiefgreifenden Strukturwandel: Viele Länder bauten ihre Wehrpflichtarmee um zur Freiwilligenarmee und die Aufgaben und Ziele wurden an die neue Bedrohungslage angepasst. Das hat die Schweiz verpasst – und rekrutiert nach wie vor ein sinnloses und unfinanzierbares Massenheer. Das Ausrichten auf tatsächliche militärische Risiken bringt eine markante Verkleinerung der Armee mit sich. Umsetzen lässt sich dies nur mit der Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht. An die Stelle der heutigen Wehrpflicht-Armee soll ein freiwillige Milizarmee mit einem kleinen Kern professioneller Soldatinnen und Soldaten treten. Dies ermöglicht es, die Armeebestände auf rund 50‘000 Armeeangehörige zu reduzieren und sichert gleichzeitig die Flexibilität im Aufwuchs sowie die Rekrutierung vielfältiger Berufskompetenzen.
Unter einer Freiwilligenmiliz werden Armeeangehörige verstanden, die in ihrem Hauptberuf einer zivilen Tätigkeit nachgehen. Sie verpflichten sich aber freiwillig, d.h. arbeitsvertraglich, zu einer militärischen Grundausbildung und anschliessend zu kurzen militärischen Weiterbildungskursen sowie militärischen Einsätzen. Die Vorteile der Freiwilligenmiliz gegenüber der heutigen „levée en masse“ sind evident: hochwertiges ziviles Know-how wird in die Armee integriert, die Armee verfügt über motivierte, leistungsfähige, freiwillige Dienstleistende mit guter Altersdurchmischung und sie ist volkswirtschaftlich günstiger als eine Wehrpflicht-Armee. Zur Rekrutierung einer Freiwilligenmiliz müssen gezielte Anreize gesetzt werden. Sinnvolle und politisch hoch akzeptierte Einsätze sind ebenso eine Voraussetzung wie eine qualitativ hochwertige Ausbildung oder eine angemessene finanzielle Entschädigung. Entscheidend ist, dass eine negative Selektion hin zu einer Rambo-Armee vermieden wird. Bei der Rekrutierung der Freiwilligenmiliz sind deshalb Personen, die zuvor durch hohe Gewaltbereitschaft aufgefallen sind, zurückzuweisen. Zentral sind zudem eine intensive politische Kontrolle der Streitkräfte, eine markante Stärkung der inneren Führung und gezielte Beförderungsstrategien. Die militärische Ausbildung ist so auszugestalten, dass sie nicht im Widerspruch zu den zivilen Kompetenzen der Freiwilligen steht, sondern diese sinnvoll ergänzt. Nur so ist es verantwortbar, Freiwillige für die Dienstleistung anzuwerben.
Evi Allemann, Nationalrätin SP, Mitglied der Sicherheitspolitischen Kommission
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Kommentare anzeigen Hide commentsIhre Armee ist utopisch. Wir haben keine 50’000 Freiwillige. In einem einzigen Punkt gebe ich ihnen recht: Wir haben eine viel zu grosse Armee. Ich würde die WK abschaffen und unsere Armee in eine reine Durchdienerarmee umwandeln. Ausgebildet und geführt werden diese Soldaten von Berufsoffizieren. Was sie fordern ist jedoch die Abschaffung der Armee. Wir haben einfach zu wenig Freiwillige und ebenfalls zu wenig Leute für eine Berufsarmee (die sowieso zu teuer wäre).
Mit Ihrem Vorschlag werden alle Freiwilligen im Arbeitsmarkt erst recht benachteiligt (und von “Wehrgerechtigkeit” – ein Wort, das sonst von der Linken gerne in Anspruch genommen wird – kann erst recht nicht mehr die Rede sein)! Damit wird es erst recht schwer, Freiwillige zu finden. Jene die sich melden, werden früher oder später zu Zeitsoldaten “umgespritzt”, womit die Bezeichnung “Miliz” hinfällig wird und eine “Berufsarmee” immer näher kommt. Über welche Qualitäten solche Zeitsoldaten verfügen, können Sie bereits heute bei den Kadern nachfragen. Oft haben diese Zeitsoldaten danach grosse Mühe einen neuen Job zu finden womit die Frage nach den volkswirtschaftlichen Kosten wieder etwas anders aussehen könnte. Fazit: Nicht zu Ende gedacht.
Evi Allemann, Nationalrätin SP, Mitglied der Sicherheitspolitischen Kommission.
Da kann ich nur noch sagen; Heil Dir Helvetia! Denn Heilung hast Du bitter nötig.
Die roten Diktaturen im Osten sind zusammengebrochen. Das stimmt. Das geschah allerdings nicht aus Einsicht, Erkenntnis des Schlechten und auch nicht freiwillig. Es geschah aus wirtschaftlicher Notwendigkeit. Euere Genossen waren ganz einfach pleite. Dadurch ist aber keineswegs eine Weltfriede ausgebrochen. Nicht einmal eine Europäische… Die Ideologie lebt weiter und findet immer mehr Anhänger hier im Westen, in Form von „nützlichen Idioten“.
Was die schweizerische SP nötig hat, das ist Aufrichtigkeit; Sie wollen die Armee nicht verkleinern und effizienter machen, Sie wollen es auch nicht einer “tiergreifender Strukturwandlung” anpassen. Nein, Sie wollen es endgültig abschaffen! Geht das nicht auf einmal, so eben rädliweise, nach der bewärtem Salamitaktik.
….ich muss darauf hinweisen, dass sich die persönliche Meinung meines “Vaters” nicht unbedingt mit der seines Sohnes decken muss! Gut wäre, wenn mein Vater auf mich Rücksicht nehmen könnte und seinen geistreichen Ergüssen, ein “Senior” anfügen könnte. Dann ist es klar, wer was meint! Besten Dank mein lieber “Vater”
Mein Name ist Zoltán Bokányi. Weder senior, noch junior. Einfach nur Zoltán Bokányi, und das schon seit 74 Jahren… Einen “Sohn” gleichen Namens habe ich nicht. Selbst aber wenn das der Fall sein würde, müsste der sich allenfalls junior nennen. Sie müssen sich irren, mein Herr! Falls diese Irrtum Sie stören sollte, schlage ich Ihnen vor, eine Namensänderung zu beantragen. Mich würden Sie dadurch glücklich machen, da eine Verwechslung mit Ihnen ist mir wirklich zuwieder.
…ich denke die Antwort passt gut zu Dir! Besten Dank. Eine Namensänderung ist beantragt. Die Kosten dafür müsstest Du tragen. Ich habe mir weder Dich noch meinen Namen ausgesucht. Der bringt seit ich lebe nur Probleme mit sich. Und eigentlich ist es schon so…wir kennen uns nicht…nur ich Dich
…siehst Du lieber Vater, wie soll denn ein Weltfriede, geschweige denn ein Europafrieden ausbrechen, wenn Du nicht einmal fähig bist den eigenen Frieden zu finden. Du könntest Dich zum Beispiel für all die fiesen und gewalttätigen Misshandlungen an meinem Körper, meinem Geist und meiner Seele entschuldigen, die Du über Jahre hinweg Deinem eigenen Fleisch und Blut angetan hast. Kinder können sich nicht wehren. Aber eventuell jetzt, im Nachhinein? gibt es eine Verjährung für schwere Misshandlungen? Bei Vergewaltigungen nicht. Denk daran, ich habe Deine Gene geerbt, also sei vorsichtiger mit dem was Du veröffentlichst.
Also am beste wörd mer d’Armee komplett abschaffe. so en verschiessni infrastrutktur im bereich logistik han no niergens gseh osser i de schwiizer Armee. Am beste nur no en berufsarmee anstatt Miliz 100000 berufssoldate anstatt 250000 Milizsoldate. es het kei sinn das schwiiz jährlich fiir uisbildig neuer reukruite zahlt anstatt berufsarmee wo das immer weder lehre miend.
…Bei Ihnen ist das in die Bildung – und insbesondere in den Deutschunterricht – gesteckte Geld wohl nicht angekommen…
100’000 Berufssoldaten x 100’000 Franken Lohn, PK etc. = 10 Mia. Franken jährlich. Dabei sind Ihre angesprochenen Logistikprobleme noch nicht gelöst, kein Material beschafft und die Ausbildung nicht eingerechnet.
Wobei ich nicht in Abrede stellen will, dass die Logik nicht noch ihre grösseren Probleme hat…
Wo gehen die Staatsgelder hin???
Die Armee hat unterdessen einen der kleinsten Teile. Am meissten wird wohl von der Sozialen Seite verschlungen. Von denen, die sich mit dem Leid und der Not der schwachen und schwächsten das Ego polieren.
18 bzw. 21 Wochen sind ausreichend, um einen Soldaten die Dinge beizubringen, die er braucht um Einsatzfähig zu sein. Dies setzt jedoch einen Einsatz- und Lernwillen vorraus, der oft nicht vorhanden ist – ein weiteres Problem unseren Gesellschaft. An jene, die nicht in der Armee waren oder Ihre Dienstzeit einfach ‘abgesessen’ haben, reden sie nicht von Dingen, von denen Sie keine Ahnung haben. Sie müssen aus Erfahrung reden, nur dann können Sie überzeugen!!!
Es wird prozentual immer mehr Geld in Sozialausgaben gesteckt, und das sind auch die grössten Probleme. Es sind grössere Probleme als die Banken und die Vielverdienenden. Aber schon in der Biebel steht geschrieben “Im Schweisse deines Angesichts sollst du dein Brot essen” – Genesis 3:19 – und unser Zeitalter ist von diesem Prinzip nicht ausgenommen, auch wenn das so manch einer von uns so sieht. Auch der von den Nazis verwendete Slogan “Arbeit macht frei” ist in Ihrer Aussage vollumfänglich richtig – nur haben die Nazis diesen zu Ihren Gunsten gedreht und missbraucht.
Doch Arbeit ist eines der bessten Heilmittel für Körper und Geist. Das ständige füttern der Bedürftigen bringt nichts! Der Mensch ist vielseitig, und wenn er etwas aus irgendwelchen Gründen nicht mehr kann, so kann er etwas anderes tun. Lehren Sie die Menschen zu Fischen, und werfen Sie ihnen nicht die gebratenen Fische vor!
Das Problem, das die Schweiz – und ganz Europa und noch über die Grenzen hinaus – hat, liegt nicht in der Armee, sondern in der Gesellschaft und in den Prinzipien die von ihr nicht mehr getragen wird.
Es würden sich die meissten Probleme von allein lösen!
Wenig beachtet, aber doch von Interesse, ist der Umstand, dass die schwedische Arbeiterpartei (SP) und auch die Kommunisten gegen die Abschaffung der Wehrpflicht waren. Befürwortet wurde die Abschaffung von den Bürgerlichen und den Grünen. Wer die Debatte etwas aufmerksamer verfolgt hat, konnte erkennen, dass insbesondere die mit einer Berufsarmee einher gehende Neuausrichtung der schwedischen Armee gerade seitens der Sozialdemokratie Bedenken weckte. Offiziell ist Schweden nämlich nicht neutral, sondern allianzfrei. Das ist aber nicht ganz dasselbe. Die Befürchtungen der schwedischen Arbeiterpartei, dass analog zu den USA eine Berufsarmme einerseits Gefahr läuft, zum Sammelbecken von Misfits und Underdogs zu werden, wie auch dass Berufsarmeen nun einmal leichter zu disponieren sind, konkret eine Einbindung in die NATO erfolgt, sind nicht einfach von der Hand zu weisen.
Sehr geehrte Frau Allemann
Wie die Armee organisiert sein muss und welche Stärke sie haben soll hängt doch von ihrem Auftrag ab. Die CH-Armee hat gemäss Bundesverfassung mehrere Aufträge. Als Parlamentarierin kennen Sie diese.
Sofern Sie die Grösse verringern wollen, müssen Sie zuerst sagen, auf was Sie verzichten würden.
Sie sagen ebenfalls nicht, wie lange denn die Einsätze dauern sollen. Je nach System werden diese Soldaten am Arbeitsmarkt benachteiligt.
Ein von der SP häufig aufgegriffenes Thema. Damit wir Normalsterblichen uns ein Bild machen können, müssten Sie uns schon umfassendere Angaben liefern. Was sind “sinnvolle und politisch hoch akzeptierte Einsätze”. Gibt es überhaupt noch “politisch hoch akzeptiere Themen”?
Schrecklich viel Tiefgang hat Ihr Artikel nicht. Ich fände auch vertretbar, wenn Sie die Armee vollständig abschaffen wollten. Nur sollten wir dann erwarten, dass Sie uns auch mitteilen, wo und für wieviel Sie denn die benötigten Einsätze “einkaufen” – es sei denn, Sie hielten sämtliche Aufgaben der Armee als völlig unnütz.
Das ist eine kluge Antwort auf den Artikel von Frau Allemann. Wie stellt sie sich die freiwlligen Soldaten vor? Wie die Pfadi, oder die freiwillige Feuerwehr von Grissach ob dem See,(12 Mann und eine Pumpe)?
in den 80ern war ich für eine abschaffung der Armee, bin nämlich sehr pazifistisch eingestellt, leider sind dies aber nicht alle Menschen( dann müssten wir nämlich nicht über solche Dinge diskutieren). Heute sehe ich nicht mehr alles nur schwarz und weiss, wie es für Kinder und junge Erwachsene typisch ist, sondern betrachte vieles differenzierter.
Ich bin der Ansicht für eine Armee ist es besser, wenn nicht alle ihre Mitglieder voll von der Sache überzeugt sind, es in den eigenen Reihen kritische Stimmen gibt, Leute die ausgleichend wirken und nicht nur total überzeugte Armeebeführworter. Die Geschichte und auch das aktuelle Weltgeschehen zeigt ja immer wieder wohin es führt wenn eine Armee nur aus überzeugten “Militärköpfen” besteht.
Die Idee gefällt mir sehr gut.
Ich könnte mir gut vorstelen, dass Freiwillige ganz anders motiviert sind und wissen, was sie wollen.
Ich wollte nicht, dass mein Mann zurückkehrt in das Militär, nachdem er 13 Jahre im Zivilschutz war. Aber das Gesuch wurde nicht bewilligt, kurz darauf nahm er sich mit dem Sturmgewehr das Leben.
Vor allem bin ich der Auffassung, dass nicht jeder eine Waffe haben müsste.
Viele Arbeiten würden sich ohne Waffen genauso gut erledigen.
Zudem müssen ja heute andere Angriffsmöglichkeiten auf anderer Ebene wie Terroralarm oder Naturkatastrophen ev. künstliche Epidemien besser koordiniert sein, sodass das Militär einen andern Stellenwert einnehmen müsste. Darum ist auch der Zivilschutz eine sehr wichtige Sache, die auch von vielen unterschätzt wird, jetzt aber eher wieder im Aufwind ist und schon junge zu wichtigen Funktionen herangezogen werden.
Eine Freiwilligenarmee ist Top. Diese wird dann von Rechtsradikalen geführt und wenn die Regierung nicht devot genug ist wird ein Armeeputsch durchgeführt!
Frau Allemann hat Recht, unser Land ist bereits eine Bananenrepublick, jetzt soll auch die Machtpolitische Basis dazu gelegt werden.
Die Armeeführung ist jetzt schon stramm rechts. Viele demokratische Länder haben eine Freiwilligenarmee, ohne dass peputscht wird. Die politsche Führung bleibt genau die gleiche, ob freiwillig oder nicht Dienst getan wird.
Volkswirtschaftliche Kosten der Armee?
Die volkswirtschaftlichen Kosten der Schweizer Armee sind hoch. Ein europäischer Ländervergleich dieser Kosten pro Kopf oder pro km2 Fläche wäre als Basis der politischen Diskussion über die Zukunft unserer Armee nützlich.
GSOA hat ihre Initiative zur Abschafung des Milissystems eingereicht.
Man weiss, dass Rot-Grün schon klängst mit der Kriegsführenden NATO liebäugeln. Dort währe auch eine Berufsarmee einzubringen.
eine Berufsarmee hätte auch den Vorteil, dass diese putschen könnte und so schneller die direkte Demokratie abgeschafft währe.
Wer die direkte Demokratie schätzt und wer die Armee unter Kontrolle halten will wird nie eine Berufsarmee wollen.