1. Abstimmungen & Initiativen

Korrupte Sportfunktionäre bringen die Schweiz in Verruf

Korruption und Spiel­ma­ni­pu­la­tio​n im Sport ma­chen vor der Schweiz nicht halt. Kürzlich kündigte Sport­mi­nis­ter Ueli Mau­rer am tra­di­tio­nel­len „Magglingertag“ an, dass der Bun­des­rat vor Ende Jahr um­fang­reich zum Thema be­rich­ten würde.

Warum befasst sich die Schweizer Politik endlich seriös mit der Sache? Vor zwei Jahren reichte ich die Motion „Korruptionsvorwürfe und Wettkampfmanipulation​ im Sport“ ein. Sie verlangt einen Bericht über diese Machenschaften. National- und Ständerat folgten dem Geist des Vorstosses einstimmig. Dies im Wissen, dass Doping und Fangewalt bei weitem nicht die einzigen grossen Probleme im Sport sind.

Spielmanipulat​ionen in der Schweiz

Nehmen wir als Beispiel die Spielbetrügereien: Auch der junge Rheintaler Fussballer Mario Bigoni war in einen Wettskandal involviert. Vor einem Jahr wurde die Wasserleiche des einst hoffnungsvollen jungen Mannes aus dem Alten Rhein geborgen. Die Kantonspolizei teilte anfangs November 2011 mit, dass sich die Todesursache trotz intensivster Abklärungen nicht mehr feststellen liesse.

Bigoni war 2009 als Spieler des FC Gossau suspendiert und vom Fussballverband gesperrt worden. Die kroatische Wettmafia hatte, neben vielen anderen, mehrere Spiele des FC Gossau manipuliert. Verschiedene Spieler hatten mitgemacht. Bigoni war nur ein kleiner Fisch in den Fängen grosser Verbrecher. Die weltweit operierenden Wettmafias sind ein Problem, gekaufte Verbandsfunktionäre ein anderes.

Die Korruption in den Verbänden

Schon im Jahr 2010 war ersichtlich, dass das korrupte Verhalten von Fifa-Funktionären dem Ruf unseres Landes schaden würde. Dafür gibt es immer mehr Belege. So hat auch das Aussenministerium die weltweite Medienberichterstattu​ng über die Schweiz untersucht. Die Fakten sind verheerend. Werfen wir dazu einen Blick auf die Analyse über die Monate Juli bis September 2012:

Im Bereich des Sports sorgen vor allem internationale Sportorganisationen für Aufmerksamkeit. Der Korruptionsskandal bei der Fifa stösst auf ein weltweit grosses Medieninteresse. Der Umstand, dass die Fifa offensichtlich über die Korruptionsaffäre informiert gewesen war und sich gegen die Herausgabe der Gerichtsakten gewehrt habe, führt zu kritischen Kommentaren gegenüber der Fifa und dessen Präsident Joseph Blatter (FAZ: „Fifa über Jahre Selbstbedienungsladen​“, Financial Times: „Fifa wusste von Schmiergeldzahlungen an ihren Boss”, Spiegel: „Der Schweizer ist von Vorwürfen umzingelt“, Independent: „Sepp Blatter wird zum Rücktritt als Fifa-Präsident aufgefordert“.)

In der Kritik steht auch die Schweiz selbst, nämlich als Sitz der Fifa. Dabei werden jeweils „günstige“ Steuerbedingungen für Sportorganisationen und die „Sonderregelungen“ genannt (bei Al-Arabiya, auf BBC, in der New York Times, etc.).

Die Analyse zeigt, dass diese Themen x-Mal mehr interessierten als zum Beispiel die Wissenschaft und Technologie, wo sich die Schweiz weltweit in der Spitzengruppe befindet. Neben dem Volumen wurde auch die „Tonalität“ der Berichterstattung ausgewertet. Sie war im Zusammenhang mit den Sportverbänden weit negativer als bei allen anderen Themen.

Schweiz in der Kritik

Die Schweiz steht als Sitz von korrupten Sportverbänden nicht nur in den Medien weltweit in der Kritik. Auch nach Auffassung des Europarats können korrupte Funktionäre in der Schweiz allzu frei schalten und walten. Wegen der Probleme von Fifa & Co. verlangte dieses Parlament in Strassburg vehement ein Einschreiten unserer Regierung: „Autonomie ist für die Interessen des Sports da, nicht für die Interessen von skrupellosen Individuen“, lautete das Fazit nach intensiven Beratungen.

Zwei Tage nach den Verhandlungen über die Fifa droschen die europäischen Parlamentarier massiv auf die „Steueroase Schweiz“ ein. Vor allem in Deutschland wird unser Land seither mit dem Begriff „Blatter-und-Banken-S​chweiz“ schlecht gemacht. Auch wenn die Kritik teils politisch motiviert ist – unrichtig ist sie nicht. Die korrupten Funktionäre schaden dem Ruf unseres Landes. Das kann niemand wegdiskutieren.

Nun ist der offizielle „Korruptionsbericht“ fertig gestellt und veröffentlicht. Er ist 70 Seiten dick. Jetzt muss allen klar sein: Korrupte Sportfunktionäre haben in diesem Land den letzten Zwick an der Geissel.

Personen haben auf diesen Beitrag kommentiert.
Kommentare anzeigen Hide comments
Comments to: Korrupte Sportfunktionäre bringen die Schweiz in Verruf

Kommentar schreiben

Neuste Artikel

  1. Politisches System
Es ist eines der grössten Ärgernisse der Schweizer Politgeschichte. Am 20. Dezember 2024 verkündete die damalige Mitte-Bundespräsidentin Viola Amherd zusammen mit ihrer Kollegin und EU-Kommissions-Präsidentin Ursula von der Leyen den Abschluss der Verhandlungen über den EU-Anbindungs-Vertrag.

Bleiben Sie informiert

Neuste Diskussionen

  1. Klimakrise, Artensterben, Verschmutzung von Wasser und Böden – die Art, wie wir wirtschaften, zerstört die Lebensgrundlagen und den Wohlstand von…

Willkommen bei Vimentis
Werden auch Sie Mitglied der grössten Schweizer Politik Community mit mehr als 200'000 Mitgliedern
Tretten Sie Vimentis bei

Mit der Registierung stimmst du unseren Blogrichtlinien zu