In der wiederum sehr interessanten und lesenswerten Tagi-Online-Kolumne vom 6.04.15 unter dem Titel „Kultur-Kampf in der Blocher-Falle“ wird von Rudolf Strahm als Ausgangslage des berühmt berüchtigten Messerstecher-Inserates mit dem Slogan “Das haben wir den Linken und Netten zu verdanken” (mit den Netten waren dannzumal die Freisinnigen gemeint) der Tötungsfall von Pasquale Brumann auf dem Zollikerberg genannt.
In der Weltwoche Ausgabe 36/2007 zum Fall Brumann „Leichen im Keller“ wurde u.a. was folgt geschrieben: “Vor dem Hintergrund der Bluttat wirkte die Anzeige indes pietätlos und billig. Nach geharnischten Protesten (auch aus eigenen Kreisen) setzte die SVP das Inserat, das sie notabene bereits am 15.Oktober – also zwei Wochen nach dem Mord – aufgegeben hatte, schnell wieder ab”. Der Despot aus Herrliberg rechnete darauf seinen Parlamentskollegen stolz vor, mit einem einzigen Inserat habe die SVP Publizität im Wert von über hunderttausend Franken Inserate-Kosten hereingeholt – von der Presse gratis geliefert!
Ich möchte jedoch noch an das während der Erscheinungszeiten des Messerstecher-Inserates herrschende Klima der Unsicherheit betreffend dem dannzumal noch ungeklärten Urania-Parkhaus-Mordfall in Zürich erinnern. Der Antrieb für das Messerstecher-Inserat musste meines Erachtens wohl nebst dem Mordfall Brumann auch auf diesen Fall zurückgeführt werden. Dieses Klima der allgemeinen Unsicherheit nützten die „SVP-Strategen“ für eine Hetzkampagne sondergleichen gegen Männer mittels des erwähnten Messerstecher-Inserates (dunkler Mann mit Messer auf Inserat, Ausländer?) aus. Dass aber eine Frau für den Urania-Parkhaus-Mord in Zürich verantwortlich sein würde, soweit haben die Drahtzieher des Inserates wohl nicht gedacht!
Ironie des Schicksals ist, dass aufgrund des dannzumal noch ungeklärten Mordfalls Urania-Parkhaus in den Parkhäusern der Schweiz spezielle Zonen für Frauenparkplätze geschaffen wurden.
Die Mordtat Urania-Parkhaus und die Mordtat im Chinagarten sowie die Zufügung von schweren Verletzungen an einem weiteren Opfer (alle in Zürich) wurden erst viel später im Frauengefängnis Hindelbank gestanden, wo die „Mörderin“ eine Straftat wegen Brandstiftungen absass (zwei Grossbrände vom April 1992 in der Stadt Luzern). Die Verbrecherin wurde übrigens 1973 im Kanton Uri geboren und wuchs als Einzelkind in behüteten Verhältnissen auf (Ihre Eltern, beides Österreicher). Sie wollte sich 1989 in Obwalden einbürgern lassen, doch wegen Gerüchten über Ihre psychischen Probleme zog sie ihr Gesuch zurück. Wiederum in der Weltwoche 50/2001 unter dem Titel „Man sollte mich nicht rauslassen” wurde ein ausführliches Gespräch durch die Weltwoche mit der mehrfachen Mörderin geführt.
Beat Murer, Luzern
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