So kann es nicht weiter gehen… Die Schuldenberge zwingen uns zum Umdenken. Die Medien nehmen denn auch kein Blatt mehr vor den Mund. Sie und auch die Weltgemeinschaft sehen heute die Folgen der Finanzentscheide der letzten Jahre. Schuldenberge soweit das Auge reicht bzw. die in Zahlen kaum zu fassen sind. Die Finanzkrise 2007 war wohl keine Warnung.
Wir leben in turbulenten Zeiten. In den letzten Jahren hat die Weltwirtschaft ein stets Wachstum erlebt. Schwellenländer wie China und Indien mausern sich zu starken Exportnationen. Der Wachstumshunger dieser und anderer Länder wiederum hält die NachfrageAls Nachfrage im (mikro)ökonomischen Sinn wird allgemein di... nach Gütern und Investitionen hoch. Eine an sich beruhigende Situation, auch wenn wir wissen, dass damit auch die NachfrageAls Nachfrage im (mikro)ökonomischen Sinn wird allgemein di... nach Rohstoffen enorm ist und die Umweltbelastung hoch bleibt.
Von der Entwicklung hat auch unser Land profitiert. Kopfzerbrechen machen uns der starke Franken und auch der weltweite Schuldenberg, der wie ein Damoklesschwert über uns droht. Es ist deshalb mehr als an der Zeit, die Augen nicht vor der Realität zu verschliessen. Langsam aber sicher macht sich die Einsicht breit, dass es die Weltgemeinschaft verpasst hat, früher wichtige Weichen zu stellen. Auf Pump wurde die Wirtschaft und die Regierungen mit Geld versorgt, das – wie wir wissen – in der Quintessenz oft eine einseitige Verteilung fand. Leider gab und gibt es Wirtschaftsakteure, die sich die Umstände des vielen Geldes zunutze machten und machen.
Es braucht ein Umdenken
Der frühere Nobelpreisträger Prof. J. Stiglitz hat ins seinem Buch ‚Die Chancen der Globalisierung‘ aufgezeigt, dass die armen Länder von der GlobalisierungUnter Globalisierung versteht man die zunehmende weltweite V... nicht profitieren hatten. Vielmehr profitierten die reichen Länder. Stiglitz sieht das Problem denn auch in der fehlenden Gerechtigkeit. In der TZ vom 27.4.10 weist er darauf hin, dass es für mehr Wohlstand eine stärkere RegulierungDas Wort Regulierung steht für sämtliche Gesetze, Vorschri... der Märkte brauche. Er warnte vor einer zweiten Wirtschaftskrise, die die Regierungen zum Handeln zwingen. Heute stehen wir an diesem Punkt.
Fazit
In den Köpfen vieler Entscheidungsträger in Wirtschaft und Politik spielt das Geld eine grosse Rolle, vielleicht die entscheidende. Wir alle haben erwartet, dass es uns nach 2007 aus der Patsche hilft. Heute sehen wir, wie hoch der Preis dafür war und ist. Der freie Markt ist ein Erfolgsmodell. Wo sich aber Akteure zulasten anderer übermässig bevorteilen, schadet dies der Gemeinschaft. – Darum:
– Es braucht an den Finanzmärkten noch stärkere Regulierungen (Einschränkung der Spekulationsgeschäfte wie Leerverkäufe).
– Wirtschaftswachstum muss nachhaltig sein und darf nicht um jeden Preis erzwungen werden, z.B. mit Subventionen und Steuererleichterungen. Zu hoch sind die Folgekosten (Umwelt, Infrastruktur, Sozialkosten).
– In unseren Köpfen braucht es ein Umdenken. Solidarität, Gerechtigkeit und Bescheidenheit müssen wir gelebte Werte sein – nicht nur Worthülsen.
– Das Verursacherprinzip muss stärker gewichtet werden, d.h. Übernahme der Folgekosten der aus der Produktion entstehenden Umweltschäden und Risiken (AKW’s).
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Kommentare anzeigen Hide commentsUiuiui, die EVP auf sozialdemokratisch? Gratuliere!
Wie steht es um die internationale Expansion der Giganten der Wirtschaft, die Quintessenz der kapitalistischen Globalisierung? Ohne Zweifel sind internationaler Austausch von Waren und Dienstleistungen und internationale Arbeitsteilung, so sie auf Gleichberechtigung und nicht auf Ausbeutung beruhen, ökonomisch sinnvoll und steigern den verfügbaren Reichtum. Auch gibt es technologisch bedingte Betriebsgrössen, die nicht ohne Produktivitätsverlust unterschritten werden können. Weder Telefon- oder Schienennetze noch Anlagen zur Produktion von Automobilen sind mit der Kapitalbasis eines Mittelstandsbetriebes zu warten, geschweige denn auf je modernstem Stand zu betreiben. Dennoch: es gibt keinen ökonomisch plausiblen Grund dafür, über ein Drittel des globalen Handels innerhalb der Strukturen von einhundert allmächtigen Wirtschaftsriesen abzuwickeln.
Der „Synergieeffekt“ internationaler Übernahmen und Fusionen basiert in der Regel nicht auf einem realen Zugewinn an Produktivität, sondern auf Arbeitsplatzvernichtung, auf der Stilllegung von Kapazitäten sowie auf erhöhter wirtschaftlicher Konzentration und damit Marktbeherrschung. Die verschachtelten und verschlungenen Hierarchien der Konzerne sind kein Gebot der Effizienz, sondern die Grundlage ihrer Macht, Zulieferern, Abnehmern und Regierungen ihre Konditionen zu diktieren. Deshalb, nur deshalb, zahlt sich das globale Monopoly für ihre Anteilseigner aus.
Ein Grossteil der konzerninternen Transaktionen hat ohnehin nichts mehr mit der Bewegung realer Güter und Dienste zu tun, nichts mit komparativen Vorteilen internationaler Arbeitsteilung. Sie dienen der blossen Manipulation von Computerzahlen, sei es für globales Steuerdumping mit sozial verheerenden Folgen, sei es für eine rein spekulative Finanzakrobatik, die die imaginären Gewinne erhöht. Wie viel Phantasie und Geist, welche Anstrengungen von Kreativität und Gedanken werden nutzlos verschleudert, wenn sich das Aufgabenfeld ganzer Abteilungen im virtuosen Spiel mit sinnlosen Buchungsvorgängen erschöpft! Wessen Wohl dient ein Europa, in dem eine Handvoll Wirtschaftsgiganten diktieren und die übergrosse Mehrheit mit Einbussen und Existenzängsten zahlt? Wessen Wohl dient eine Welt, in der grausamste Armut neben blasiertem, übersättigtem Reichtum gedeiht? (Nach S. Wagenknecht, Kapitalismus im Koma, „No Alternative?“, 2003)
Die Macht der Wirtschaftsgiganten muss gebändigt werden durch internationale Verträge, die Kartell- und Sozialgesetzgebung sowie durch Mitarbeiter- und Staatsbeteiligung. Der globale Strukturwandel soll nicht verhindert, aber sein Tempo auf ein sozial verträgliches Niveau abgesenkt werden.