Die Volksinitiative “Schluss mit uferlosem Bau von Zweitwohnungen!”, die am 11. März 2012 zur Abstimmung kommt, muss mit aller Vehemenz bekämpft werden. Die Folgen für das Bergebiet wären fatal. Die Initiative ist starr, nicht durchdacht, populistisch, unvernünftig und gaukelt ein Problem vor, welches in den meisten Gemeinden mit einem Zweitwohnungsanteil von über 20% gar keines ist.
Ich mache ein Beispiel aus meiner Region, die Surselva. 42 von 43 Gemeinden haben einen Zweitwohnungsanteil von über 20%. Die einzige Ausnahme ist die Stadt Ilanz. Wenn diese InitiativeDie Initiative ist in der Schweiz ein politisches Recht der ... angenommen wird, dürfte in unserer Regionen keine einzige neue Zweitwohnung gebaut und keine einzige bestehende Wohnung in eine Zweitwohnung umfunktioniert werden. Die Bauwirtschaft, die 10% aller Arbeitsplätze in der Surselva ausmacht, hätte ein riesiges Problem, denn es würde viel weniger in Um- oder Neubauten investiert werden. Auch der Tourismus würde darunter leider. Die InitiativeDie Initiative ist in der Schweiz ein politisches Recht der ... würde auch bewirtschaftete Zeitwohnungen verunmöglichen. Dies würde der lokalen Wirtschaft wie beispielsweise dem lokalen Dorfladen oder dem Sportgeschäft schaden. Über die Hälfte aller Arbeitsplätze hängt bei uns direkt oder indirekt vom Tourismus ab. Bei einer Annahme der InitiativeDie Initiative ist in der Schweiz ein politisches Recht der ... würden zahlreiche Arbeitsplätze, gerade im Tourismus, wegfallen.
Haben wir in der Surselva nur noch Geisterdörfer, oder Geisterstädte, wie es die Initianten nennen? Nein, absolut nicht. In den meisten Gemeinden ist nicht der Bau von Zweitwohnungen der Grund für den Zweitwohnungsanteil von über 20%, sondern die Abwanderung. Einige Heimwehbündner behalten das Elternhaus und pflegen so den Kontakt zum Heimatdorf und zur Heimatgemeinde weiter, andere müssen unfreiwillig eine Wohnung oder ein Haus behalten, da ein Verkauf nicht möglich ist. In meiner Heimatgemeinde Sumvitg wurden in den letzten fünf Jahren fünf neue Häuser gebaut, somit ein Haus pro Jahr. Ein einziges Haus dient als Zweitdomizil. Wir haben somit in unserer Gemeinde nicht im geringsten ein Zweitwohnungsproblem.
Wenn Sie sich nicht gerade in St. Moritz, Davos, Klosters, Lenzerheide, Flims oder Laax aufhalten, sehen Sie, dass in sehr vielen Dörfern an den Häusern Tafeln angebracht wurden mit der wenig erfreulichen Inschrift: “Zu verkaufen”. Teilweise hat man sogar das Gefühl, halbe Dörfer seien zu kaufen. Wenn wir nun in solchen Gemeinden, die wegen der Abwanderung einen Zweitwohnungsanteil von über 20% haben, sämtliche Entwicklung und Entfaltung verunmöglichen, haben wir bald in der Tat Geisterdörfer in den Bergregionen. Der Grund liegt dann aber nicht beim hohen Zweitwohnungsanteil, sondern beim hohen Leerwohnungsanteil, der durch die Abwanderung entstehen würde. Wollen wir wirklich mit solchen sinnlosen Einschränkungen Arbeitsplätze im Berggebiet vernichten?
Ich bin genug realistisch, dass ich auch nicht verkenne, dass wir in gewissen touristischen Gemeinden ein Zweitwohnungsproblem haben. Bleiben wir aber am Boden der Realität und lösen wir das Problem differenziert und lokal. So gibt das revidierte Raumplanungsgesetz, welches seit dem 1. Juli 2011 in Kraft ist, den Kantonen und Gemeinden drei Jahre Zeit, in den betroffenen Gebieten Massnahmen zu ergreifen. Ansonsten dürfen keine neuen Zweitwohnungen gebaut werden. Der Kanton Graubünden hat bereits den kantonalen Richtplan angepasst und die Gemeinden definiert, welche einschneidende Massnahmen gegen den Zweitwohnungsbau einführen müssen. So müssen 35 Bündner Tourismusgemeinden bis Mitte 2013 griffige Lösungen erarbeiten, um die Zweitwohnungsentwicklung gezielt und wirksam zu lenken. Die meisten dieser Gemeinden haben ihre Hausaufgaben gemacht und eine Reduktion der Zweitwohnungen auf noch 30% des Durchschnitts der letzten 5-10 Jahre beschlossen. Sie sehen, wir lösen in Graubünden unsere Probleme differenziert und ignorieren dabei nicht die regionalen Bedürfnisse.
Ich wehre mich mit aller Vehemenz gegen unnötige und unsinnige Staatsinterventionen im Berggebiet. Die Bergbevölkerung verlangt auch keine Beschränkung der Industriezonen in den Städten und Agglomerationen oder eine Beschränkung der Büroflächen in grösseren Städten, weil dort keine Wohnungen zu vernünftigen Preisen zu haben sind. Die Bergregionen wissen die Schönheiten der Natur zu schätzen und zu schützen. Sie müssen sich aber mit aller Vehemenz dagegen wehren, dass sie bevormundet oder unter Heimatschutz gestellt werden. Wir wollen lebendige und attraktive Regionen im Berggebiet, damit wir in unseren Regionen existieren können. Nur vom schönen Wetter, von der traumhaften Landschaft, von der guten frischen Luft und von der Liebe, können auch wir nicht leben. Eines kann ich ihnen, geschätzte Leserinnen und Leser, versichern. Was für unsere Bergregionen gut ist und was nicht, wissen wir selber! Darum leben wir gerne in dieser intakten Natur mit den traumhaften Landschaften und sorgen dafür, dass diese gepflegt und erhalten werden. Davon profitieren sogar Rucksacktouristen, die mit vollem Rucksack zu uns kommen und mit leerem Rucksack nach Hause reisen. Unterstützen Sie uns im Abstimmungskampf gegen diese unsinnige, unnötige und berggebietsfeindliche VolksinitiativeDie Volksinitiative ist ein politisches Recht in der direkte....
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Kommentare anzeigen Hide commentsAusser für Skiferien habe ich mich als Tourist aus den CH-Alpen verabschiedet. Leer stehende Zweitwohnungsdörfer oder gar Städte sind für mich abstossende. Genauso abstossend ist die krasse zersiedelte der Landschaft beim wandern.
Was mich im weiteren stört sind die Kosten für den Steuerzahler. Für Arbeitsplätze werden mehr und mehr Häuser gebaut, die meist leer stehen. Das ist sicher kurzfristig für das Baugewerbe und einige Landbesitzer lukrativ. Aber den Unterhalt der dazugehörigen Infrastruktur wie Strassen, Wasser, Abwasser Strom, Telefon, etc.. wird gleichzeitig ebenfalls teurer. Den bezahlt dann der Steuerzahler über den Finanzausgleich. Dem sage ich Gewinne privatisieren, die Kosten verstaatlichen. Werden sogar Hotels umgewandelt fehlen die Touristen für den Betrieb der Bergbahnen etc… Der Zweitwohnungsbau ist auf lange Sicht sogar wirtschaftlich schlecht.
Eine Annahme der Initiative würde klar zum Kollaps der lokalen Bauwirtschaft führen. Aber da sehe ich kein Problem, diese Leute sind gesucht. Die finden innert Kürze eine neue Stelle. Ortschaften die sowieso ausstreben, müssen nicht noch extra am Leben erhalten werden. Die Aufgabe wäre das einzig richtige. Diese Zwangsbesiedlung kostet nur viel Geld für nichts.
Ich bin daher dafür. Ein Gewinn für die Natur und langfristig für den Steuerzahler.
Sollen wir die Bauwirtschaft im Berggebiet durch immer neue Zweitwohnungen am Leben erhalten? Wenn Arbeitsplätze in Pendlerdistanz in Regionen des Berggebiets fehlen, kann auch einmal eine “passive Sanierung” die Lösung sein.
> Die Initiative würde auch bewirtschaftete Zeitwohnungen verunmöglichen.
Das stimmt nicht. Die Initiative erlaubt die Bewirtschaftung von Zweitwohnungen.
He rr Candinas und seine Partei sagten JA zur PFZ, seither werden Bauaufträge in GR immer mehr von EU-Firmen / -(Schein-)Selbständigen ausgeführt, und die Bündner Baufirmen stellen noch mehr EU-Arbeiter dauerhaft an. Aber nun spielt er sich als der grosse Beschützer der Arbeitsplätze für Bündner auf. Warum sollen wir unsere letzten paar Agrarflächen und Natur auch noch zupflastern lassen, um Ausländern Arbeit zu beschaffen? Aber vielleicht geht es Herrn Candinas weniger um die lokale Bauwirtschaft als um die Millionen”bauern” und Boden-/Immobilienspekulanten, die an der Zupflasterei toll verdienen, auch wenn EU-Baufirmen/-arbeiter das Zupflastern ausführen. Dass für uns Anwohner im Berggebiet dadurch auch noch die Mieten und Landpreise steigen, sodass wir bald selber auswandern müssen, nimmt er locker in Kauf.
Was für eine höchst fragwürdige “Wirtschaftsförderung” auf Kosten der Natur und der Bergbewohner Herr Candinas und seine CVP betreibt, sahen wir auch bei der Grosssägerei in Domat/Ems, an der sie auch noch nach der 2. Pleite stur festhielten (andere Parteien mussten dann den Irrsinn stoppen), um einem EU-Milliardär weitere Steuermillionen in den Rachen zu schmeissen, während dieser selber keinen Rappen Steuern in GR zahlte — dafür, dass er den Kanton abholzte, und somit unserer Sicherheit gegen Rüfen sowie dem Tourismus und der Wirtschaft (Kleinsägereien etc.) schwer schadete! Die fatale Idee, diese völlig überdimensionierte Grosssägerei nach GR zu holen, kam übrigens von Meinrad Candinas aus der Surselva, der sich selber damit eine goldene Nase als Holzhändler verdiente. Auf solche “Wirtschaftsförderer” können wir gut und gerne verzichten!
Darum ein überzeugtes JA zu dieser Initiative! Immobilien-Abzocker und EU-Bauwirtschaft, lasst uns leben im Berggebiet…
Ich sehe eigentlich auch keine Probleme wenn mehr Ferienhäuser oberhalb der Baumgrenze gebaut würden. Eigentlich sollten ganze Städte auf den Geröllhalden hingepflanzt werden um Kulturland zu schonen.
Man sieht, da spricht ein Praktiker…
1) Die Wenigsten wollen über der Baumgrenze wohnen (zu unwirtlich).
2) Auf Geröllhalden kommt regelmässig weiteres Geröll von oben. Nicht geeignet zum Wohnen!
grundsätzlich haben sie schon recht herr mahler. theoretisch wäre es sinnvoll, möglichst steile und unwirtliche orte zu verbauen, da dies die “schöneren” und ebeneren flächen für diejenigen freilässt, die solche benötigen. damit meine ich v.a. die landwirtschaft, aber auch raumintensive industrie und nicht zuletzt den verkehr.
doch dies hat nur indirekt mit den zweitwohnungen zu tun, deren bau die initiative beschränken möchte. die gemeinden und kantone müssten allgemein, sprich alle neuen wohnzonen, vermehrt in die unwirtlicheren verlegen.
dies führte dann allerdings wieder zu höheren kosten: schutz vor naturereignissen (v.a. lawinen- und erdniedergänge) und neue strassen mit allem drum und dran.
Lasst uns leben im Berggebiet!
Ist das Leben im Berggebiet noch schön? Ja! Aber wie lange noch?
Grosse Teile der Alpen sind verschandelt und es wird immer schlimmer.
Es werden immer mehr Häuser gebaut für immer weniger Bewohner.
Das Baugewerbe boomt. Aber zu welchem Preis!
Die leer stehenden Häuser brauchen einen vom der Gemeinde finanzierten Wasser- und Stromanschluss, aber die Leute, die dort gelegentlich wohnen, zahlen keine Steuern.
Der Tourismus lebt von der schönen Landschaft. Wie lange ist sie das noch?
Ein Baustop ist bitter nötig, damit auch unsere Enkel noch etwas von den schönen Alpenwelt haben.
Doch im Berggebiet wandern die Leute weg, weil Stellen fehlen.
Hat jemand eine Idee wie in den Alpengebieten Stellen geschaffen werden können, ohne dass die Natur draufgeht?
Vermutlich sind Stellen ohne Subventionen nicht zu halten. Das Berge so stark besiedelt sind wie hier in der Schweiz ist wohl dank Subventionen einmalig. Eigentlich sind sonst überall die Bergebiete Wildnis ohne Besiedlung. Arbeitsplätze sind nur punktuell im Tourismus, Kraftwerke und einigen anderen Nischen vorhanden.
Zweitwohnungsinitiative Ja: Raumplanungsartikel ist wirkungslos!
Der Bund hat es in den letzten Jahrzehnten nie zu einem grundsätzlichen Konflikt bei Richtplananpassungen der Kantone kommen lassen. Die Kantone regeln ihre Raumordnung weitgehend autonom. Das wird auch bei den Zweitwohnungen so sein. Die Tourismuskantone werden weiterhin für ihre Baulobby eintreten. Nur ein Ja zur Zweitwohnungsinitiative stoppt die Verschandelung unserer Alpen.