Am 5. Januar wurde mein Leserbrief vom 21. Dezember als Reaktion auf zwei Beiträge von Ende Dezember mit zwei Wochen Verspätung im Landboten veröffentlicht:
Werte statt Religion
In der Ausgabe vom 20. Dezember warb Nik Gugger für Öffentlichkeitsarbeit der Kirchen, um ihr soziales Engagement besser bekannt zu machen. Warum muss soziales Engagement an eine Weltanschauung gekoppelt sein? Die Kirchen sind sozial, mag sein, aber wir sollten nicht soziale Dienste an Kirchen übertragen. Nur der demokratisch legitimierte Staat kann gerecht und neutral für das Wohl der Gesellschaft sorgen. Wer Leistungen von einer Kirche beziehen will, darf beitreten. Alle anderen dürfen nicht von kirchlichen Leistungen abhängig gemacht werden.
Einen Tag später war über die Mühen der SVP mit dem Christentum zu lesen. Tatsächlich habe ich im Gemeinderat erlebt, wie sich bei religiösen Themen viele Parteien spalten. Der Rückzug auf Religion schliesst Menschen aus, die nicht dasselbe Weltbild teilen. Das spaltet und führte zum Beispiel zum unsinnigen Minarettverbot. Statt den Moslems zu zeigen, dass wir Religionsfreiheit hoch halten und jeder Glaube gleiche Rechte geniesst, grenzen wir sie aus und führen Sonderregelungen ein. Dies trägt nicht dazu bei, die gegenseitige Achtung und Toleranz zu fördern, sondern schürt den Extremismus auf beiden Seiten.
Dabei liegt die Lösung des Problems nahe: Jeder darf glauben, was er will, doch das ist Privatsache. Der Staat legt nur den gesetzlichen Rahmen fest, worin sich die Religionen frei bewegen dürfen, darf sich aber nicht weiter einmischen. Nur wenn der Staat in Religionsfragen keine Stellung bezieht, ist echte Religionsfreiheit gewährleistet, denn jede Bevorzugung der einen ist eine Benachteiligung aller anderen.
Statt über Religionen zu streiten, sollten wir uns über gemeinsame Werte unterhalten. Als überzeugter Atheist ziehe ich mein Weltbild und meine Werte aus Wissenschaft, Vernunft, Geschichte und Philosophie. So komme ich zu Gleichberechtigung, Meinungsäusserungsfreiheit, Chancengleichheit, Demokratie, Menschenrechten. Dieselben Werte teile ich mit vielen Christen und Moslems, die sich dafür aber auf ihren Glauben berufen. Statt jedoch über Glauben zu streiten, können wir uns auf Werte verständigen.
Diese Werte müssen wir einfordern. Es darf nicht sein, dass aus religiösen Gründen Frauen unterdrückt oder Mädchen verstümmelt werden. Religionsfreiheit hat da ihre Grenzen, wo unsere aus den Werten abgeleiteten Gesetze verletzt werden.
Unmittelbar davor standen zwei weitere Artikel, die auch nicht unkommentiert bleiben durften. Ich habe bei diesen eine Reaktion bei den online Leserbriefen veröffentlicht:
Religiöser Rassismus
(http://landbote.ch/meta/leserbriefe/details/?tx_vsleserbrief_pi2[letter]=526)
Gemeinsame Werte statt Religion
(http://landbote.ch/meta/leserbriefe/details/?tx_vsleserbrief_pi2[letter]=530)
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