Mit grossem Interesse verfolgte ich die Ratsverhandlungen in Bern zu diesem Thema. Eigentlich schade, schlägt sich der moderne Staat Schweiz immer noch mit solch überholten Vorstellungen der Gesellschaft herum. Die Generation Internet ist Tatsache, die 24h-Gesellschaft ist es ebenfalls.
Meiner Meinung nach sollte es jedem Verkaufsbetrieb möglich sein, seine Öffnungszeiten ganz nach seinen Bedürfnissen zu gestalten. Dies beseitigt lästige Bürokratieabläufe wie Bewilligungen für Sonntagsverkäufe aus der Welt und Bevölkerung und Wirtschaft profitieren davon, dass sich Einkäufe nun auch zu später Stunde oder am Sonntag erledigen lassen. Ich bin davon überzeugt, dass dies zu Mehreinnahmen bei Detailhändlern führt, welcher zu guter letzt ja auch dem Personal in Form eines sicheren Arbeitsplatzs zu Gute kommt.
Für eine LiberalisierungUnter Liberalisierung versteht man den Abbau von staatlichen... der Ladenöffnungszeiten heisst also auch: für eine starke Wirtschaft und eine moderne Schweiz.
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Kommentare anzeigen Hide commentsSehr geehrter Herr Tschopp
Wie Sie richtig bemerken, ist die 24-Stunden-Gesellschaft schon längst Realität und Internet-Einkäufe auch im Lebensmittelsektor Nachts um halb zwölf längst kein Problem mehr. Und das Gute daran: es braucht dazu kein Verkaufspersonal, das sich die Nacht im Ladengeschäft um die Ohren schlagen muss, das aufgrund der zusätzlichen Stressbelastung wegen wechselnden Schichtdienstes sich für relativ geringe Bezahlung im Laufe der Zeit gesundheitliche Probleme einhandelt und das seine sozialen Umweltbeziehungen aufgrund der Arbeitsschichten nur mangelhaft pflegen kann.
Als ehemaliger Verkäufer weiss ich nur zu gut, wovon die Rede ist. Vor vielen Jahren hatten die meisten Verkaufsgeschäfte der Ladenkette meines ehemaligen Arbeitgebers über Mittag geschlossen. Diejenigen Mitarbeiter, die nicht über Mittag nach Hause gingen, nahmen ihr Mittagessen gemeinsam in der Kantine ein und hatten so Gelegenheit, unter mehr oder weniger entspannten Vorausetzungen die sozialen Beziehungen untereinander zu pflegen.
Nach der Einführung der Ladenöffnung auch über Mittag viel diese Möglichkeit insofern weg, als dass das Personal nun gestaffelt Mittagspause machte, was dazu führte, dass immer etwa die gleichen Grüppchen zusammen pausierten oder einzelne Mitarbeiter ihre Pausen sogar allein abhielten.
Die fest zur Verfügung stehende Möglichkeit zur sozialen Kontaktpflege des Personals untereienander war also weggefallen. Der Wegfall dieser Kontaktmöglichkeiten auch über die reinen beruflichen Anforderungen hinaus liess sich allerdings teilweise durch geschickte Organisation kompensieren.
Wenn nun die gesetzlichen Ladenöffnungszeiten immer mehr ausgedehnt werden oder, wie Sie es vorschlagen, ganz wegfallen, ist zu befürchten, dass sich in Geschäften, die diese Möglichkeiten voll nutzen, das Personal teilweise gar nicht mehr kennt, weil die einen vorwiegend morgens/vormittags arbeiten und die andern in Spät- und Nachtschichten.
Die Befürworter behaupten, der unde wollen dann einkaufen, wenn es ihm beliebt. Das stimmt so nicht. Der Kunde wird immer dann einkaufen, wenn das Ladengeschäft geöffnet ist. Ein Verkaufsmanager muss für immer für optimierte Verkaufszahlen sorgen. Wenn sich diese innerhalb der zur Verfügung stehenden Zeit das Optimum erreicht haben, gibt es mehrere Möglichkeiten, diese trotzdem zu steigern:
• der einzelne Kunde gibt mehr Geld aus. Das wird allerdings nur geschehen, wenn er es auch hat und zum teureren Einkauf bereit ist.
• es kaufen mehr Kunden in der selben Zeit ein. Auch das lässst sich nicht einfach so beliebig steigern.
Wenn nun diese beiden Möglichkeiten so ziemlich ausgereizt sind, was bleibt da noch zu tun? Ja genau! Der Kunde muss die Möglichkeit haben, länger einzukaufen! Denn wenn er einen Gedanken an einen Gegenstand hat, den er gerade brauchen könnte, dann kauft er ihn in der Regel auch – wenn das Geschäft, in dem dieser Gegenstand erhältlich ist, geöffnet hat.
Ist dies aber nicht der Fall, etwa ein Uhr nachts, wird er den Gegenstand erst morgen kaufen, wenn das Geschäft wieder geöffnet hat – und er immer noch denkt, er brauche diesen Gegenstand.
Aber gerade das denkt er möglicherweise nicht mehr, wenn er darüber geschlafen hat.
Also muss man ihm die Möglichkeit geben, sich dieses Bedürfnis sofort zu erfüllen, ohne darüber schlafen zu müssen – oder doch wohl besser, ohne darüber schlafen zu können. Denn nur, wenn er auch die Möglichkeit hat, zu jeder beliebigen Zeit einkaufen zu können, hat er auch das Bedürfnis, dies zu tun – ansonsten hat er vor allem das Bedürfnis, sich so zu organisieren, dass er gemäss seinen Wünschen einkaufen kann.
Und ist es gesellschaftspolitisch sinnvoll, Bedürfnisse bei Konsumenten zu wecken, wenn dabei von dem Personal, das es braucht, diese zu erfüllen, zunehmend gesundheitsbelastende Arbeitszeiten verlangt werden?
Wo bleibt die Sozialkompetenz des Konsumenten – der ja auch Bürger ist – wenn es zur Selbstverständlichkeit wird, ohne soziale Rücksichten zu konsumieren?
Mit Verlaub: wirtschaftlich ist das Wettrennen um die längsten Ladenöffnungszeiten nicht. Die Konsumsumme bleibt gleich, aber das Verkaufspersonal wird länger, und weiter ausserhalb gesellschaftlich üblicher Arbeitszeiten, hingehalten. Das geht nur auf drei Arten:
– Die Produkte werden teurer
– Das Personal wird schlechter bezahlt
– es wird schlechtere Qualität zu gleichem Preis verkauft.
Nichts davon ist sonderlich erstrebenswert.
Sehr geehrte Kommentatoren
zu einem gewissen Teil muss ich Ihnen Recht geben. Es ist richtig, dass durch eine solche Liberalisierung vermehrt Verkaufspersonal auch in der Nacht arbeiten muss. Jedoch hält sich dies in einem absolut vertretbaren Rahmen. Schliesslich ist es ja nicht Vorschrift, dass ein Kleiderladen nachts um halb 3 offen haben muss. Der Markt regelt dies selbst. Glauben Sie mir, Unternehmungen werden nicht von dieser Liberalisierung Gebrauch machen, wenn sie im betreffenden Fall nicht vorteilhaft ist.
Eine solche Liberalisierungsforderung zielt vielmehr darauf den Unternehmungen die Möglichkeit zu geben, Kundenbedürfnisse optimal abzudecken. Statt an einem Samstag in der Luzerner Innenstadt nur bis 16 Uhr geöffnet haben zu dürfen könnte ein Shoppingcenter nun auch problemlos bis 19 Uhr Kundenwünsche erfüllen und Umsatz erarbeiten.
Bitte verstehen Sie also meinen Vorschlag nicht falsch. Ich glaube unter diesen Gesichtspunkten wird klar, dass diese Forderung nicht menschenverachtend ist. Desweiteren möchte ich noch betonen, dass in der Schweiz Nachtarbeit richtigerweise auch speziell entlöhnt wird.
Ich hoffe, Ihnen meine Forderung etwas klarer erscheinen zu lassen.