1. Wirtschaft

Lieber nur Beilage als Schweizer Fleisch

In den Me­dien wird nicht zum ers­ten Mal von Schwei­ne­mast­be­tri​​​e­ben be­rich­tet, die den mi­ni­mals­ten Hy­gie­ne- und Tier­schutz­an­for­de​​​­run­gen nicht ent­spre­chen. Im ak­tu­ells­ten Fall soll ein St.­Gal­ler Schweinezüchter von 2007 bis 2009 total 15 Mast­be­triebe geführt ha­ben. Nur zwei davon waren mit dem Qualitätssiegel ‚Schweizer Fleisch’ ausgezeichnet.

Quälf​​leisch mit Qualitätssiegel
Gemäss​​​ Kantonstierarzt sei die Haltung und Pflege ‚unangemessen’ gewesen sein. So unangemessen, dass manche Tiere offenbar gelähmt waren, sich gegenseitig kannibalisierten und manche an der Lungenseuche EP litten. Gegen 20’000 Masttiere aus diesen Betrieben kamen über Schlachthöfe in Zürich, Basel und Bazenheid in den Handel. Offenbar alle mit dem Qualitätssiegel ‚Schweizer Fleisch’.

Gemäss der Medienberichterstattu​​​ng beantragt der Verteidiger des Schweinezüchters einen Freispruch. Der Strafbestand des Betrugs könne nicht belegt werden, da es faktisch keinen Unterschied gäbe zwischen konventionellem Fleisch und Fleisch mit dem Label ‚Schweizer Fleisch’. Andere Vergehen seien mittlerweile verjährt. Am 22. September kommt der Fall im Kreisgericht See-Gaster zu Verhandlung.
 

Viele Geschädigte
Bei diesem wie bei anderen bekannt gewordenen ‚Schweinereien’ wird grosser Schaden angerichtet. Das erste Opfer ist dabei natürlich das Tierwohl. Man braucht kein Vegetarier zu sein, um solche Tierhaltungen abscheulich zu finden. Zum Zweiten die Abnehmerbetriebe. Diese können ihren Teil leisten durch eine Verbesserung ihres Label-Kontrollsystems​​​. Zum Dritten die Konsumenten. Wenn beim Fleischkauf der Preis doch das einzig verlässliche Kriterium bleibt, warum dann nicht gleich ganz billig im Ausland einkaufen. Und zum Vierten jene Schweizer Bauernbetriebe, die sich an die geltenden Vorschriften halten.

Weitere Informationen im St.Galler Tagblatt

 

Im Rahmen einer Interpellation habe ich der St.Galler Regierung folgende Fragen gestellt:

  1. Wie stellt sich die Regierung dazu, dass es im aktuellen Fall zwischen der Aufdeckung der Missstände und der Anklageerhebung durch die Staatsanwaltschaft sechs Jahre dauerte?
  2. Welche Möglichkeiten gibt es, solche Verfahren in Zukunft zu beschleunigen?
  3. Stehe​​​n dem Kantonstierarzt ausreichende personelle Ressourcen zur Verfügung, um für eine glaubwürdige Kontrolle der Tiermastbetriebe zu sorgen?
  4. Welche Möglichkeiten sieht die Regierung, das Vertrauen in ‚Schweizer Fleisch’ aus der St.Galler Landwirtschaft wieder herzustellen?
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Personen haben auf diesen Beitrag kommentiert.
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Comments to: Lieber nur Beilage als Schweizer Fleisch
  • Oktober 15, 2015

    Heute wurde das Urteil publik: Der Schweinemäster wird mangels Beweisen vom Betrug freigesprochen. Für die Tierquälerei wurde er zu 20 Tagessätzen zu 110 Franken verurteilt. Bedingt! Nicht zu fassen!

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