1. Abstimmungen & Initiativen

Listenverbindungen Wahlen 2011: 4 politische Gruppen

Listenverbindungen wer­den bei die­sen Na­tio­nal­rats­wah­l​en eine der­art zen­trale Rolle ein­neh­men wie nie zu­vor. Das rot-grüne Lager geht wie bei vor­an­ge­hen­den Wahlen in den meis­ten Kan­to­nen ge­schlos­sen ins Ren­nen. Neu hin­ge­gen sind in den meis­ten Kan­to­nen Lis­ten­ver­bin­dun­g​en zwi­schen den Mit­te­par­teien CVP, GLP, BDP und EVP. Im Ab­seits steht hin­ge­gen die FDP. Die SVP hat sich endgültig aus dem Brügerlichen Lager ver­ab­schie­det und geht al­leine oder mit an­de­ren Rechts­aus­sen­par­te​ien ins Rennen.

Peter Schlemihls Politblog

Aufgrund der eingegangenen Listenverbindungen lässt sich die Schweizer Parteienlandschaft grob in 4 Gruppen einteilen:

  1. Rot-grü​nes Lager: SP, Grüne, Linke Alternative (AL, PdA, Solidarité) und CSP (Kantone Zürich und Freiburg)
  2. Neue Mitte: CVP, GLP, BDP und EVP
  3. FDP
  4. Rechtskonse​rvatives Lager: SVP, EDU, Lega

Auch wenn es teilweise – vor allem aus mathematisch-wahltakt​ischen Gründen – zu Abweichungen kommt, lässt sich doch generell diese Einteilung feststellen.

 

Züri​ch: Linke Alternative mit Konfessionslosen und Piratenpartei

Im Kanton Zürich ergibt sich das oben dargestellte Bild. Wobei insbesondere die Neue Mitte zulegen könnte und voraussichtlich einen Wähleranteil von über 20% erreichen wird. Allerdings haben sich die beiden Listen der Linken Alternative (AL und PdA) mit den Konfessionslosen und der Piratenpartei zusammengeschlossen. Diese Listenverbindung hat durchaus Chancen die für einen Sitz erforderlichen rund 2,85% zu erreichen. Bei einer Listenverbindung mit SP und Grünen würde die Linke Alternative wohl SP oder Grünen zu einem weiteren Sitz verhelfen, wäre selbst aber leer ausgegangen. Deshalb macht das Zusammengehen mit den Konfessionslosen und der Piratenpartei aus taktischen Gründen sinn.

 

Bern: BDP im Alleingang

Im Kanton Bern sind EVP, CVP und GLP eine Listenverbindung eingegangen und werden dank den Grünliberalen sicher dazu gewinnen. Für die drei Parteien machte es im Kanton Bern keinen Sinn mit der mächtigen BDP zusammenzuspannen. Die BDP ihrerseits geht alleine in die Wahlen. Eine angestrebte Listenverbindung mit der FDP kam nicht zustande, weil die FDP eine Dreier-Listenverbindu​ng mit BDP und SVP anstrebte. Offenbar ist es der Berner FDP immer noch nicht gelungen sich vollständig von der SVP abzukappseln. Die EDU steigt alleine in die Wahlen, was ihr möglicherweise den einzigen Sitz im Nationalrat kosten könnte. Eine aussergewöhnlich Listenbindung ist die Piratenpartei eingegangen. Die Piraten spannen mit dem doch eher konservativen Jimy Hofer und den Jurassier-Liste „Les Rauraques“ zusammen, die einen vereinigten Kanton Jura anstrebt.

 

Waadt: SVP und FDP spannen zusammen

Einzig im Kanton Waadt gehen FDP und SVP, die beiden letzten Wahlen noch in zahlreichen Kantonen Listenverbindungen eingegangen sind, zusammen. Die EDU hat sich der Mitte-Allianz angeschlossen. Diese Mitteallianz dürfte zulegen. Die Linke steigt geschlossen ins Rennen. Währenddem die kleinen Rechtsaussenparteien SD, PNOS und das erstmals in der Waadt antretende Mouvement Citoyen sowie die Piratenpartei alleine antreten und dadurch chancenlos sein dürften.

 

Aargau: Grüne und Grünliberale zusammen

Der Kanton Aargau ist der einzige Kanton, in dem Grüne und SP nicht zusammenspannen. Die Grünen haben sich aus taktischen Gründen entschlossen eine Listenverbindung mit der GLP und der EVP einzugehen. Diese neue Allianz wird bei den Wahlen mit Sicherheit mindestens einen Sitz hinzugewinnen. Die anderen beiden Mitteparteien CVP und BDP treten zusammen an. Die FDP ist auch hier isoliert und die SVP tritt mit der rechtsreligiösen EDU an.

 

St. Gallen: BDP mit GLP

Im Kanton St.Gallen treten die Mitteparteien in anderen Konstelationen an: Die Grünliberalen haben eine Listenverbindung mit der BDP. Die CVP eine mit der EVP. Insbesonder GLP oder BDP könnten dadurch einen Sitz gewinnen, währenddem die EVP in erster Linie der CVP dazu verhelfen soll ihre Sitze zu halten.

 

Genf: FDP mit der Mitte

Im Kanton Genf hat sich die FDP der Mitte angeschlossen und ist mit CVP und Grünliberalen eine Listenverbindung eingegangen. Die EVP hingegen tritt alleine an und ist chancenlos. Die Linke tritt mit insgesamt 8 Listen fast geschlossen an. Einzig die „Gauche combative“ macht nicht mit. Wobei zu erwähnen ist, dass Solidarité und Parti du Travail keine Unterlistenverbindung​ eingehen, was die Chancen auf einen Sitzgewinn für beide schmälert. Die beiden Rechtsaussenparteien SVP und MCG treten getrennt an.

 

Luzern: SVP, FDP und CVP treten alleine an

Im Kanton Luzern treten die drei grossen Parteien CVP, SVP und FDP alleine an. Die Linke steigt geschlossen ins Rennen. Die kleineren Mitteparteien GLP, BDP und EVP gehen eine Listenverbindung ein und könnten damit einen überraschenden Listgewinn landen. Profitieren würden wohl die Grünliberalen.

 

Th​urgau: Vierer-Listenverbindu​ng BDP-GLP-EVP-EDU

Im Kanton Thurgau versuchen die vier Kleinparteien BDP, GLP, EVP und EDU das Unmögliche möglich zu machen und gemeinsam einen der 6 Thurgauer Nationalratssitze zu ergattern. Einzig im Kanton Graubünden treten SP, Grüne und Grünliberale gegen gemeinsam gegen die vier bürgerlichen Parteien an.

 

Zusammenfasse​nd lässt sich sagen, dass SVP und vor allem FDP die grossern Verliererinnen der Verhandlungen um Listenverbindugen sind. Die Gewinnerinnen sind die kleineren Mitteparteien. Insbesondere die Grünliberalen waren hier sehr aktiv und konnten sich durch geschickte Verhandlungen in den meisten Kantonen eine günstige Ausgangslage verschaffen. Aber auch CVP und BDP könnten profitieren. Die EVP hat taktisch vieles richtig gemacht, dürfte es aber schwer haben sich listenverbindungsinte​rn gegen die aufstrebenden GLP und BDP durchzusetzen.

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Comments to: Listenverbindungen Wahlen 2011: 4 politische Gruppen
  • Oktober 21, 2011

    Der FDP könnte dieser Alleingang, der ja teilweise (z.B. im Kanton Bern) freiwillig erfolgt, teuer zu stehen kommen. Zahlreiche Sitzverluste drohen!

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  • Dezember 29, 2011

    Sie hatten recht, Herr Matzerath, die FDP hat im Kanton Bern die Hälfte ihrer Sitze verloren…

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