Zürich ist eine linke Stadt. Das hat Nachteile, aber nicht nur. Am Sechseläuten konnten sich die vereinigten Zünfter von einem solchen Nachteil überzeugen. SVP und FDP ergriffen das Referendum gegen die Erneuerung des Sechseläutenplatzes. Damit hemmen sie das stadträtliche Bauprogramm, was vermutlich keine Freude beim Gehemmten auslöst. Es regnete am Sechseläuten, wie schon einige Tage zuvor. Es war zu erwarten, dass der Sechseläutenplatz in schlechtem Zustand sein würde. Anders als in anderen Jahren hatte die Stadt diesmal keine Holzschnitzel ausgebracht. Auf der Wiese, die früher den Platz bedeckte, sanken die Holzschnitzel jeweils mit der Zeit ein. Diesmal war der Platz, der ja eigentlich eine Baustelle ist, verdichtet und gewalzt. Das wäre eine hervorragende Unterlage für Holzschnitzel gewesen. So aber standen die Leute im dreckigen Wasser. Die galoppierenden Pferde spritzten die vorne Stehenden voll. Die Kinder sahen aus, als ob sie an einem Motocross Rennen im Regen zu nahe an der Piste gestanden hätten. Der Riding Master der königlichen Horse Guards, auch er ein Gast, wie der Lord Mayor von London, stapfte vorsichtig von Inselchen zu Inselchen, um seine blankgewienerten Reitstiefel nicht zu sehr zu beschmutzen. Man konnte sich vorstellen, dass er kein anderes Paar dabei hatte und sich überlegte, wie er es anstellen sollte am anderen Morgen im Hotel den Schlamm von seinen Paradestiefeln zu kriegen. Dass das kein Versehen sein konnte, muss jedem einleuchten, der die Verhältnisse kennt. Bundesrat Maurer gehört anscheinend nicht dazu. Im Interview gab er an, man müsse vermutlich schon etwas mit diesem Platz machen; will meinen: es ist keine schlechte Idee den Dreck mit Quarzgestein zu pflästern. Es ist zu hoffen, dass die Zünfter die Absicht erkannten. Tröstlich mag sein, dass sowohl Ruth Genner als auch Corinne Mauch als Ehrengäste ebenfalls durch den Schlamm staksten. Wer sich aber, von einer Aktion angeregt, kürzlich ein E-Bike gekauft hat, der entdeckt mit Erstaunen, was demjenigen geboten wird, der politisch korrekt unterwegs ist. Wussten Sie, dass es einen elektronischen Stadtplan auf der städtischen Homepage gibt? Wie bei jeder anderen webbasierten Wegfinder Software geben Sie den gewünschten Anfangs- und Zielpunkt ihrer Reise ein und der Weg wird angezeigt. Aber hier wird nicht der Weg für das Auto, sondern die Verschiebungsstrecke mit dem Fahrrad angezeigt. Es gibt eine direkte und eine attraktive Strecke zur Auswahl. Die Route kann heruntergeladen oder ausgedruckt werden. Der Computer folgt wirklich den Velowegen, super Sache, muss ich neidlos eingestehen. Tja, wer sich konform verhält, für den ist gesorgt. Wer allerdings dem linken Mainstream nicht in den Kram passt, muss halt schauen. Das nenne ich konsequente Umsetzung des Wählerwillens!
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