1. Umwelt, Klima & Energie

Meine Haltung zur Energiepolitik

Seit über zehn Jah­ren beschäftige ich mich in­ten­siv mit der Ener­gie­po­li­tik und habe meine Hal­tung immer wie­der überprüft. Doch auch nach Fu­kus­hima komme ich immer noch zum glei­chen Schluss: Wir brau­chen wei­ter­hin Kern­ener­gie. Meine Gründe möchte ich gerne hier darlegen.

Ersten, jeder gesparte Liter Öl und jede nicht verbrauchte Kilowattstunde sind ein wertvoller Beitrag zum Umweltschutz und zur Reduktion unserer Auslandabhängigkeit. Energieeffizienz ist oberstes Gebot. Dank ihr wird unsere Wirtschaft wettbewerbsfähiger und unsere Gesellschaft nachhaltiger. Was aber gerne vergessen wird: Energieeffizienz heisst in sehr vielen Fällen, dass fossile Energieträger durch Strom ersetzt werden. Der Stromverbrauch wird deswegen und wegen des Bevölkerungswachstums​ trotz Sparbemühungen auch in Zukunft nicht sinken.

Mein zweiter Grund ist der Klimaschutz. Unsere heutige Stromproduktion ist dank Wasserkraft und Kernenergie praktisch CO2-frei. Die 40 % Produktion, die wir durch den übereilten Atomausstieg verlieren, sind laut Bundesrat nebst erneuerbaren Energien vor allem auch mit Gaskraftwerken und Importen abzudecken. Importstrom stammt hauptsächlich aus klimaschädlicher Produktion oder aus französischen Kernkraftwerken. Auf Importe zu setzen und zu sagen, das in einheimischen Gaskraftwerken ausgestossene CO2 werde kompensiert und sei somit vernachlässigbar, ist für mich unehrlich und gefährlich.

Mein dritter Grund, für die Kernenergie einzustehen, liegt in der Schonung unserer Ressourcen. Die Schweiz ist ein kleines Land. Der Druck auf die noch bestehenden Landreserven und intakten Naturgebiete ist gross. Ich persönlich hoffe langfristig auf die Geothermie und stehe für den Ausbau der neuen erneuerbaren Energien wie Wind-, Kleinwasserkraft und Sonne ein. Doch in vernünftigem Rahmen. Es darf nicht sein, dass schliesslich jeder Jurahügel, jeder Bach verbaut und jedes noch unbewohnte Alpental überschwemmt werden. Die Kernenergie schont die Ressource Land und schneidet auch punkto Materialeinsatz pro produzierter Kilowattstunde viel besser ab als die Erneuerbaren. Das schont auch Ressourcen im Ausland, wo die Metalle und andere Rohstoffe abgebaut und dabei die Umwelt und die Menschen massiv belastet werden.

Mein vierter und letzter Grund liegt in der Sorge um die Grundlage unseres heutigen Wohlstandes. Wir denken, wir können uns heute die Ausstiegsträume mit einer Verdreifachung der Energiepreise dank Lenkungsabgaben etc. und auch Stromausfälle leisten, da es unserer Wirtschaft und unserem Staat recht gut geht. Stromausfälle sind alles andere als romantisch. Sie bringen hohe Kosten für die Wirtschaft und unangenehme Folgen für unseren Alltag. Unbezahlbare Energiepreise zerstören Arbeitsplätze, belasten Familien und resultieren in tieferen Steuereinnahmen und mehr Sozialkosten und somit weniger Wohlstand. Und Arbeitsplätze, die dank Subventionen geschaffen wurden, sind nicht nachhaltig, was das Beispiel Spanien beweist.

Fazit: Energieeffizienz, ja gerne sofort! Ausbau der erneuerbaren Energien – ja gerne, aber mit Augenmass und Rücksicht auf die Umwelt! Und ein übereilter Atomausstieg mit negativen Folgen für uns und unsere Wirtschaft – nein danke!

Personen haben auf diesen Beitrag kommentiert.
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Comments to: Meine Haltung zur Energiepolitik
  • August 15, 2011

    Sehr gut Frau Meier
    Endlich mal eine Kompetente Person. Ich habe bis jetzt in den meisten Berichten nur widersprüchliches gelesen.
    Freundliche​ Grüsse

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  • August 17, 2011

    Frau Meier, 2 Fragen, auf die Sie mir sicher Antworten geben können, da Ihnen ja Sicherheit von allem Möglichen so am Herzen liegt:
    1. Im Falle, dass das Restrisiko auch in unserem Lande einmal zuschlägt, was machen wir dann mit den Menschen unseres Landes? (Oder können Sie endlich ausschliessen, dass es dieses Restrisiko gibt? Bitte nicht mit so unsagbar nichtssagenden Ausreden wie 1:1Million kommen, es sei denn, Sie können genau sagen, wann für uns das 1: kommt, alles andere ist Lotto!)
    2. Welche Kosten kommen in einem solchen Falle auf uns zu, wer bezahlt sie, wie geht es danach mit der Wirtschaft weiter?

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    • Juli 18, 2021

      Sehr geehrter Herr Barner
      Sie haben Recht, es gibt ein Restrisiko. Nichts ist ohne Risiko. Doch wenn Sie die Wahl haben zwischen einem Risiko, dessen Eintretenswahrscheinl​ichkeit sehr gering ist und bei seinem Eintritt eine begrenzte Region betrifft, die danach wieder saniert werden kann und einem Risiko, dessen Eintreten sehr wahrscheinlich ist und das die ganze Welt trifft, welches wählen Sie dann? Stellen wir nun auf Gaskraftwerke um, oder noch schlimmer, wie es die Deutschen machen, auf Kohlekraftwerke, dann tragen wir eine grosse Mitschuld an der Klimakatastrophe, die nicht nur unsere Berghänge zum Abrutschen bringen wird, sondern Millionen von Menschen auf der ganzen Erde von ihren Lebensgrundlagen vertreibt.
      Zur Kostenfrage: Die KKW sind mit 1.8 Mrd. Franken versichert. Darüber hinaus haften die KKW-Betreiber mit ihrem ganzen Vermögen.

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Der Zusammenbruch der Credit "Suisse" ist die Folge der Entscheidungen des Credit "Suisse"S-Verwaltungsrates, in dem die FDP stets gut vertreten war und der zu späten und zu wenig griffigen Massnahmen der Finma. Es ist die FDP die stets gegen die "Bürokratie" wettert. Es geht nicht um Bürokratie". Es geht um die drei "K": Kommandieren (Finma), Kontrollieren (Finma), Korrigieren (Finma) die von der FDP völlig zu Unrecht hoch gelobte "Freie Marktwirtschaft" kennt nur eine Triebkraft: Den Gewinn aus der Gier - enrichessez-vous. Die Ziele und Forderungen der FDP schaden dem Wohlergehen unseres Landes, der Schweiz.

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