Früher hatte ich ja so meine Mühe mit dem “Schweizer Psalm”. Einmal stehen mir Gesänge, welche in hurrapatriotischer Absicht gesungen werden, generell nicht so nahe. Und die Melodie geht ja in der Regel spätestens bei Zeile drei in ein jämmerliches Katzengejaul über.
Inzwischen habe ich aber etwas über den Text nachgedacht und mich damit versöhnt.
Dass mich die Erhabenheit der Natur, Morgenrot und Abendglühn, Nebel und Sturm daran erinnern sollen, einem menschenfreundlichen Schöpfer die Ehre anzutun? Damit kann ich mich gut einverstanden erklären. Viel eher als mit der Verherrlichung einer wieso auch immer als überlegen empfundenen Nation. Morgenrot und Abendglühn gibt es schliesslich in jedem Land, insofern ist die Hymne schon fast internationalistisch.
Und auch Gott ist nicht beim Namen genannt. Es kann also jeder nach eigenem Gusto an Jesus, Jahwe, Zaratustra, Allah oder Mammon denken, wenn er denn zur Überzeugung gekommen ist, dieser sei menschenfreundlich und liebend. Damit erfüllt die Hymne auch den Anspruch, religiös neutral und integrierend zu sein. Schön.
Selbst mit der Melodie habe ich mich abgefunden. Klar, richtig schmalzig ist sie ja nicht. Aber das Gejammer in Zeile drei kommt wohl doch vor allem daher, dass viele Hurrapatrioten nicht richtig singen können, oder zu selten üben. Ausserdem ist ja Jammern auch ziemlich typisch für die Schweiz.
Lassen wir doch bei der Hymne alles beim alten und versuchen, anderswo die Herausforderungen der Zeit etwas progressiver anzugehen.
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