Musik ist un­ver­zicht­bar. Die mu­si­ka­li­sche Bil­dung gehört darum – genau wie der Sport – in die Verfassung.

Jedes wichtige Ereignis in unserem Leben wird von Musik begleitet. Musik ist ein wichtiger Teil unserer (nationalen) Identität. Musik verbindet Menschen unterschiedlichster Herkunft. Aktives Musizieren fördert die soziale Kompetenz und die Intelligenz. Die Musik verdient auch politisch endlich den Stellenwert, der ihr gebührt.

Der neue Artikel 67 a der Bundesverfassung, «Musikalische Bildung», über den wir am 23. September abstimmen, ist ein Gewinn für die ganze Gesellschaft.

Er sichert, dass

  • Kinder und Jugendliche im      obligatorischen Schulunterricht einen Musikunterricht erhalten, der der      Qualität des Unterrichts in andern Fächern entspricht,
  • alle Kinder und Jugendlichen die      Möglichkeit haben, Musikschulen zu besuchen und
  • die musikalisch besonders      Talentierten wie im Sport speziell gefördert werden.

Hinter dem neuen Verfassungsartikel stehen der Bundesrat, eine Mehrheit des Parlaments, der Parteien und die Kantone. Diese beeindruckende Einigkeit ist der Erfolg der Initiative «Jugend und Musik», die am 18. Dezember 2008 mit 154 von 193 beglaubigten Unterschriften eingereicht wurde. Lanciert wurde sie vom Schweizerischen Musikrat und getragen von fast allen Profi‐und Laienverbänden im Bereich der Musik mit ihren rund 660000 Mitgliedern. Aufgrund des Gegenvorschlags wurde die Initiative am 16. März 2012 zurückgezogen.

Diese​ Einigkeit ist auch Ausdruck des wichtigen gesellschaftlichen Stellenwerts der Musik, der nun endlich auch in der Politik anerkannt wird. Singen und Musizieren muss zur Grundausbildung gehören, wie das beim Rechnen, Schreiben und Lesen selbstverständlich ist. Die verfassungsmässig garantierte Chancengleichheit muss auch heissen, dass alle Kinder und Jugendlichen – unabhängig vom Portemonnaie ihrer Eltern – eine Musikschule besuchen können. Und warum sollen in der Musik nicht auch wie im Sport besonders Begabte gezielt unterstützt werden?

Das Fach Musik darf im Schulunterricht nicht mehr an den Rand gedrängt werden. In allen Kantonen sollen die Musikschulen wie bereits in Baselland in den kantonalen Gesetzgebungen verankert werden. Nötig ist auch die Aufwertung der Musik in den Ausbildungslehrgängen​ der pädagogischen Fachhochschulen.

Ein​ überzeugtes Ja der Stimmenden und der Stände zum neuen Verfassungsartikel beschleunigt auch die Umsetzung in der Gesetzgebung. Gefordert sind dann der Bund, aber auch die Kantone. Nur so kommen wir mit der musikalischen Bildung in der ganzen Schweiz endlich einen wichtigen Schritt voran. Es lohnt sich für uns alle, mit vollem Engagement für den neuen Verfassungsartikel zu kämpfen.

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Comments to: Musik für alle
  • September 11, 2012

    Musik gehört zweifellos zur Allgemeinbildung und ist wichtig. Ich kann alles, was Frau Leutenegger-Oberholze​r schreibt unterstützen, AUSSER, dass das nicht in die Verfassung gehört. Ich hätte nichts dagegen, wenn die Musik prominenter im Stundenplan vertreten wäre. Sagen Sie uns noch, ob das zusätzlich zum heutigen Stundenplan sein soll oder welches Fach zum Opfer wird. Ich finde es wie Herr Selk schon überflüssig, das in der Verfassung zu verankern. Für was muss diese Verfassung sonst noch herhalten?

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    • Juli 19, 2021

      Grüezi Herr Breisinger

      Und was soll Ihr Allgemeinbildungsunte​richt im Bezug auf Musik beinhalten?

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  • September 11, 2012

    Die Herren Selk und Breisinger haben meinen Kommentar
    zum grössten Teil vorweggenommen. Hier handelt es sich
    erneut um ein Postulat, das nur mehr Geldausgaben fordert.
    Wann werden die Sozialdemokraten einmal einen Vorschlag
    zum Sparen machen?

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  • September 12, 2012

    Der staatsbürgerliche Unterricht führt in der Schweiz ein Schattendasein. Seinn Ausbau wäre weit dringlicher als Musikunterricht, welche für viele SchülerInnen eine echte Plage sein kann.

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  • September 12, 2012

    Frau Susanne Leutenegger Oberholzer, SP,
    Musik in Ehren, aber wie die Vorherigen Schreiber es geschrieben haben, DAS hat in einer Bundesverfassung nichts zu suchen.
    Sind wohl zu viele von der SP als Kulturschaffende daran interessiert, sich den Job zu sichern.

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  • September 12, 2012

    Sehr geehrte Frau Leutenegger Oberholzer

    Musik ist individuell – Ein Verfassungsartikel nicht.

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  • September 12, 2012

    Der neue Artikel 67a zur Förderung der musikalischen Bildung würde sehr gut in unsere Bundesverfassung passen, auch wenn das in der bisherigen Diskussion von den Vimentis-Lesern anders gesehen wird. Wenn wir die heutige Bundesverfassung betrachten, liegt ein zur Sport-Förderung analoger Artikel zur Förderung der Musik-Ausbildung nahe. Einzig wäre parallel zur Einführung des Art. 67a die „kann-Formulierung für die Musik-Förderung“ im Art. 69 wegzulassen.

    Ob die Ausbildung in Musik in der Schweiz denselben Stellenwert haben soll wie die Ausbildung in Sport, dazu kann man verschiedener Meinung sein. Ich selbst bin dafür. Ich wäre sehr froh gewesen, wenn ich als B-Maturitätsfach unter Musik und Zeichnen hätte auslesen können. Im Zeichnen konnte mich nur noch die am Schluss integrierte Kunstgeschichte vor einer ungenügenden Note retten. Als begeisterter Violinist im Gymer-Orchester war mir viel wohler als beim Zeichnen.

    Mir scheint es, als seien die Vimentis-Leser mehrheitlich keine ausgesprochenen Musik-Fans. Immerhin lässt sich statistisch zeigen, dass etwa Altersdemenz unter den Musizierenden deutlich weniger häufig zu finden ist. Dasselbe gilt übrigens auch für sportlich aktive Menschen und interessanterweise am meisten für die Kombination dieser Bereiche in Ballett und Tanz. Laut der deutschen Ärztezeitung gibt es bei Tänzerinnen und Tänzern nur 15% so viele Alzheimer-Fälle wie bei der Gesamtbevölkerung.

    Klar, ich gebe zu, gratis ist die Musik-Förderung sicher nicht. Doch die Sport-Förderung ist es auch nicht, und – sind wir doch ehrlich – die reiche Schweiz kann ihr Geld dümmer ausgeben als mit der Förderung von Sport und Musik.

    Dumm wenn auch nicht überraschend ist nur, dass ausgerechnet die Sozialdemokraten mit diesem Vorschlag daher kommen. Sie sind ja wirklich die bekannten Weltmeister im Geld ausgeben. Die Wirtschaft wollen sie stets fördern mit höheren Löhnen und Renten. Gratis-Kittas sind bei ihnen sehr beliebt. Dass Familien weniger Steuern zahlen sollen, ist klar. Die Reichen vertreiben sie wie Francois Hollande mit hohen Steuern. Arbeitsplätze zu schaffen ist für sie dank der Förderung von Cleantech überhaupt kein Problem. Dass Spanien gemäss einer Studie pro geschaffene Cleantech-Stelle 2,2 bisherige Stellen verlor, das wollen sie lieber rasch übersehen. Klar haben wir dank den Sozis die AHV, die obligatorische 2. Säule und die obligatorische Krankenversicherung. Doch ehrlich gesagt, ich bin froh, dass die Sozialdemokraten in unserer Konsens-Regierung eingebettet sind und nicht wie in andern Ländern über lange Jahre das alleinige Sagen haben.

    So oder so: Zu „Musik für alle“ sage ich am 23. September „Ja, gerne“; vielleicht mit schönen Klängen im Ohr!

    Hier noch die beiden erwähnten Artikel der Bundesverfassung:

    ​Art. 68 Sport
    1 Der Bund fördert den Sport, insbesondere die Ausbildung.
    2 Er betreibt eine Sportschule.
    3 Er kann Vorschriften über den Jugendsport erlassen und den Sportunterricht an Schulen obligatorisch erklären.

    Art. 69 Kultur
    1 Für den Bereich der Kultur sind die Kantone zuständig.
    2 Der Bund kann kulturelle Bestrebungen von gesamtschweizerischem​ Interesse unterstützen sowie Kunst und Musik, insbesondere im Bereich der Ausbildung, fördern.
    3 Er nimmt bei der Erfüllung seiner Aufgaben Rücksicht auf die kulturelle und die sprachliche Vielfalt des Landes.

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    • Juli 19, 2021

      Lieber Herr Jorns
      Ihr Beitrag ist wie immer sehr feinfühlig und detailliert. Ich lese Ihre Beiträge gerne. Die genannten Verfassungsartikel sagen etwas und doch nichts.
      Danke für Ihre regelmässigen Voten.
      Freundliche Grüsse
      MB

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  • September 13, 2012

    Sehr geehrte Frau Leutenegger-Oberholze​r,

    Ich danke Ihnen für Ihren Kommentar. Er zeigt deutlich die Prioritäten der Linken in Sachen Schulbildung. Nicht Lesen, Rechnen und Schreiben, Nein – Musik und sicherlich Sozialkompetenz in verschiedenen Formen nehmen hier die Plätze 1-10 ein.

    Da darf man sich nicht wundern, dass die Schweiz “ihre” Fachkräfte im Ausland suchen muss. Die SP und gewisse Exponate davon machen mir den Eindruck der Schlange, welche sich selber in den Hintern beisst. Das zeigt sich nicht nur bei der Bildungspolitik, sondern auch bei der Immigrationsfrage.


    Ich bin nur froh, dass wenigstens Herr Levrat angefangen hat zu Erkennen wo das Problem liegt – zumindest beim Thema Immigration.

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