Meine Partei, die CVP, ist in der Frage der Buchpreisbindung gespalten. Nur knapp hat sie sich zur Ja-Parole durchgerungen. Ich selber engagiere mich im Komitee gegen die Wiedereinführung der Buchpreisbindung. Diese bestand seit ewigen Zeiten bis 2007. Trotz künstlich aufgeblähter Preise sind schon damals reihenweise Buchhandlungen verschwunden. Ein Preisdiktat bietet aus dieser Erfahrung heraus keinen Schutzschild vor Schliessungen! Ausserdem haben sich die Einkaufsgewohnheiten der Leserinnen und Leser stark verändert, indem zunehmend übers Internet bestellt wird und elektronische Bücher sich wachsender Beliebtheit erfreuen. Letztere würden der Buchpreisbindung nicht unterstehen. Die ausländischen Internet-Buchauslieferer können nicht kontrolliert werden. Sie wären gegenüber dem Schweizer Internet-Buchhändler bevorteilt.
Es ist überhaupt interessant, genau hinzuschauen, wer Gewinner oder Verlierer wäre. Die Hände reiben könnten sich die ausländischen Grossverlage, da über 80 Prozent aller Bücher importiert werden. Mit der Preisbindung kämen sie zu komfortablen Margen. Zudem ist schon über die Hälfte des Schweizer Buchhandels in deutscher Hand, etwa durch den Grossbuchhändler Thalia oder Hugendubel aus München, der zu 49 Prozent an Orell Füssli beteiligt ist.
Profitieren wenigstens junge Schweizer Autorinnen und Autoren von der Buchpreisbindung? Sie am allerwenigsten! Bei 10 Prozent Honorar auf den Ladenpreis von z.B. 30 Franken und 1‘000 verkauften Exemplaren verdienen sie 3‘000 Franken. Viel zu wenig für jahrelange Arbeit an einem Roman! Beim Ladenpreis 40 Franken wären es 4‘000 Franken – theoretisch, denn wer zahlt schon so viel für das Buch von Unbekannten? Autorenförderung setzt zu Recht anderswo an, bei staatlicher und privater Unterstützung.
Apropos staatliche Förderung: 250 Millionen jährlich kommen dem Buch zugute. Ein konsumentenfeindliches Preisdiktat brauchen wir nicht!
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