1. Sicherheit & Kriminalität

Nicht wahrgenommene Grossrisiken am Meeresgrund

Nicht wahr­ge­nom­me­nes Gross­ri­siko am Meeresgrund

Laut einer Meldung der BBC vom 15.Dezember 2017 wies der höchste britische Offizier, Air Chief Marshall Sir Stuart Peach, darauf hin, dass am Meeresgrund fast 900‘000 Kilometer Glasfaser- und andere Kabel liegen, die 97% der globalen Kommunikation und täglich Finanztransaktionen von 10 Trillionen Dollars ermögli-chen. Deren Verletzlichkeit sei ein neues Risiko für unseren Lebensstil. Wegen der laufenden Modernisierung und Vergrösserung der russischen Flotte durch nuklear und konventionell angetriebene U-Boote und Schiffe und wegen der weiteren Perfektionierung seiner unkonventionellen Fähigkeiten und Kampffähigkeiten im Informatikbereich habe die NATO den Schutz dieser Unterwasserkabel zu einer Priorität gemacht. Er forderte, Grossbritannien und seine Alliierten auf, Russlands Flottenmodernisierung​ zu verstehen und ihr etwas Gleichwertiges entgegenzustel-len. In einem Zusatzkommentar dazu meinte ein Experte, die NATO sei schlecht auf einen russischen Angriff in diesem Bereich vorbereitet, wobei er noch auf die stark zugenommene Aktivität russischer U-Boote im Nordatlantik hinwies. Dort liegen besonders viele Kabel. Sie seien extrem verletzlich gegen Angriffe zu Land oder im Meer und zwar sowohl durch feindliche Staaten wie auch Terroristen. Ihre Unterbrechung wäre ein lähmender Schlag gegen die Sicherheit und Wirtschaft des Landes.

Von neutraler Warte aus lässt sich zur russischen Aufrüstung bzw. den militärischen Fähigkeiten Russland, die der höchste Offizier der USA als „besonders besorgnis-erregend für die Vereinigten Staaten und deren Interessen“ einschätzt, folgendes sagen:

Im SIPOL B 2016 des Bundesrates steht korrekt: „Nach dem Kalten Krieg haben die russischen Streitkräfte einen bespiellosen Niedergang erlebt“. 1991 wurde der Warschauer Pakt aufgelöst, Russland rüstete ab und schloss einen nuklearen Abrüstungsvertrag mit den USA ab. Russland und viele bei uns erwarteten, dass auch die NATO aufgelöst oder mindestens in einen Winterschlaf versetzt würde („Friedensdividende“)​. Aber alle Avancen Russlands, mit dem Westen ein einver-nehmliches Verhältnis aufzubauen, wurden abgewiesen und stattdessen sehr aggressiv ein Mitgliedstaat der ehemaligen Sowjetunion und des Warschauer Paktes nach dem anderen von der NATO einverleibt. Sie und die USA stiessen überall mit ihren Waffensystemen und Truppen bis an die Grenzen Russlands vor. Man braucht kein Strategieexperte zu sein, um zu begreifen, dass Russland nicht der Aggressor ist. Es verhinderte nur, dass nach dem von höchsten Regierungs- und mächtigen Parlamentsmitgliedern​ der USA und der EU 2013/14 in Kiew, also vor Ort, orchestrierten Putsch gegen die gewählte Regierung der Ukraine das gesamte, an Ressourcen so reiche Land und die Krim, mit Sewastopol, dem wichtigsten Hafen der russischen Flotte, ganz unter die Kontrolle der NATO und damit der USA geriet. Dass Russland so reagieren werde, hatten seine Vertreter übrigens schon an der NATO-Russland Tagung von 2008 angekündigt, falls die ebenfalls dort erwähnte Absicht des Westens umgesetzt würde, die Ukraine in dessen Lager zu integrieren.

Es ging einige Jahre bis Russland merkte, dass die USA unter allen Umständen ihre weltweite Dominanz aufrechterhalten, Russland ausgrenzen und militärisch und wirtschaftlich beherrschen wollen. Dann begann Russland seine massive Aufrüs-tung und die lange Serie grosser Manöver, in denen die Truppen (bis zu 155‘000 Mann) jeweils innert dreier Tage am Einsatzort, oft tausend Kilometer entfernt, kampfbereit sein mussten. Als die USA auch noch in den baltischen Staaten Truppen stationierten, antwortete Russland mit der Stationierung von Atomraketen in Kaliningrad, dem ehemligen preussischen Königsberg. Zudem führte es immer öfter gemeinsam mit den verschiedensten eigenen und chinesischen Streitkräften grosse Manöver durch, darunter Scharfschiessen beider Flotten im Mittelmeer und vor kurzem gemeinsame Flottenmanöver in der Ostsee. Haben wir begriffen, was es bedeutet, dass die chinesische Flotte gemeinsam mit der russischen in nord-europäischen Gewässern und im Mittelmeer Manöver durchführt?

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Comments to: Nicht wahrgenommene Grossrisiken am Meeresgrund
  • Dezember 17, 2017

    Russland ist natürlich sehr praktisch: Man braucht einen Feind, um militärisch aufzurüsten und all die Panzer und die sonstigen Rüstungsgüter verkaufen zu können.

    Russland war schon immer anders und bereits zu Zeiten Ivan des Gestrengen kursierten oft übertriebene Berichte über die Schreckensherscher im fernen Osten.

    In Russland gibt es den Kurs Peter des Grossen (Aufbruch nach Westen) oder Ivan des Gestrengen (Abgrenzung gg. dem Westen ).

    Andererseits sind die ehemaligen Staaten des Ostblocks sehr bereitwillig der EU und NATO beigetreten und wollten sich dem Westen anschliessen. Wenn man diese in Westeuropa aber nun als geringwertig behandelt, wird das mit der Westbindung nicht funktionieren.

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  • Dezember 23, 2017

    Heute war zu lesen: Die Nato macht sich Sorgen wegen auffällig vielen Russischen Unterseebooten in der Nähe von Seekabeln. Wenn ein solches “angezapft” würde, könnten die darin laufenden Daten (internationale Zahlungen, Nachrichten, mails) “gelesen” werden.
    Die Nato hat – nach ihrer eigenen Angabe – nach dem kalten Krieg ihre Rüstungsausgaben heruntergefahren. Während Russland stark in neue Unterseeboote, moderne Tarnkappenbomber und Marine investiert . Russland hat jetzt in Syrien einen eigenen Marinehafen am Mittelmeer und einen Militärflugplatz, als dank für die Militärische Hilfe an Assad. Diese Stützpunkte wird Russland nicht mehr aufgeben.
    Herr Eberhard,
    – ich glaube , es ist für Europa nicht gleichgültig, wie Putin seine Expansion in Szene setzt (Ukraine, Krim, Syrien). Ebenfalls gilt Russland in Skandinavien und in den Baltischen Staaten als eine veritable Gefahr. Den Gerüchten, welche regelmässig die Runde machen, nämlich, dass Russland wirtschaftlich Zuwenig stark sei, um einen Krieg zu führen, glaube ich nicht. Das “Beschwichtigungsgerü​cht” könnte auch von Russland selber geschickt verbreitet werden.
    – Um die diktatorische Seite Russlands zu zeigen genügt es in die jüngere Vergangenheit zu blicken. (Aera Stalin, UdSSR). Putin wird es verstehen, sich seine Macht bis ans Lebensende zu erhalten. Wir beziehen Gas aus Russland. Es gibt “Abhängigkeiten” auf verschiedenen Ebenen.

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