1. Medien & Kommunikation

Nichts ist so interessant wie die Zeitung von gestern

Oft kol­por­tiert man den Spruch « Nichts ist so alt wie die Zei­tung von ges­tern». Man kann es auch an­ders se­hen: Die Zei­tung von ges­tern zeigt, dass man 90% der Mel­dun­gen ge­trost ü­ber­le­sen darf, denn sie sind ir­re­le­vant. Ta­ges­ak­tua­lität wird mas­sivs­ten ü­ber­schätzt. Die meis­ten Mel­dun­gen er­wei­sen sich schon am nächs­ten Tag als ü­ber­holt, wenn nicht sogar falsch. Um à Jour zu blei­ben genügt es in der Regel sich ir­gend­eine Fern­seh- oder Ra­dio­nach­rich­ten­​sen­dung pro Tag zu Gemüte zu führen. Selbst das Lesen der jour­na­lis­tisch völ­lig be­lang­lo­sen täg­li­chen Gra­tis­zei­tun­gen genügt vollauf. Ich lese den Spie­gel gra­tis im Ar­chiv immer mit einem Jahr Ver­spätung. Dies zeigt mir meis­tens zwei Din­ge: 1. Viele The­men sind die Glei­chen wie vor einem Jahr und die Lö­sung immer noch nicht ge­fun­den. 2. Viele grosse The­men waren Ein­tags­flie­gen, die weder Re­le­vanz noch Nach­hal­tig­keit hat­ten. Ist ir­gend­ein Thema wider Er­war­ten doch re­le­vant, kann man darü­ber im In­ter­net re­cher­chie­ren oder die Me­dia­da­ten­ban­ken​ kon­sul­tie­ren.

Ich musste vorsichtshalber alle meine Facebook-posts seit 2009 löschen, weil Facebook keinerlei kritischen Kommentare mehr mag und ich es mir nicht leisten kann von Facebook gesperrt zu werden, weil ich für verschiedene Vereine und Gewerbetreibende die Seiten betreibe. Was mich beim Löschen am meisten beunruhigt hat, war, dass sich 90 % aller Meldungen als völlig illusorisch erwiesen. Nichts was vorhergesagt oder versprochen wurde traf ein. vor allem wissenschaftliche Publikationen sind weniger zuverlässig als Vorhersagen einer Hellseherin mit einer Glaskugel. Ähnliches gilt für Kommentare und Berichte sogenannter Politexperten oder Korrespondenten.

So gesehen genügt es sich vielleicht einmal im Monat in einer Bibliothek im Schnellzug tempo durch irgendein Medium durch zu ackern. Man glaubt nicht wie viel Zeit man spart und der Kopf von so vielen unnötigen Informationen befreit wird. Ein Hoch auf die gestrige Zeitung!

Personen haben auf diesen Beitrag kommentiert.
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Comments to: Nichts ist so interessant wie die Zeitung von gestern
  • Februar 25, 2018

    Kann ich eigentlich bestätigen.

    Ich könnte mir vorstellen, dass Zeitungen ein Archiv von generischen Meldungen haben. Das wären Meldungen, die immer wieder mal gebracht werden können und einfach vor der Veröffentlichung noch etwas auf das gerade aktuelle Zeitgeschehen getrimmt werden müssen, indem ein paar Worte und Namen beiteiligter Personen oder Firmen abgeändert werden.

    Ich habe einmal beim Aufräumen zuhause einen Stapel alter Spiegel und Focus Printausgaben entdeckt und mir vorgenommen, die spasseshalber mal zu lesen. Ich war nach der Lektüre eher schockiert (not amused at all) weil viele politische und speziell wirtschaftliche Berichte genausogut von heute sein hätten können.

    Man kan das auch via google bis zurück zum jahr 1999 austesten, indem man einen Zeitfilter setzt:
    Tools -> Beliebige Zeit -> Zeitraum festlegen
    Z.B. 1.1.1999 bis 1.1.2005
    Eingabe: site:www.spiegel.de (liefert alles vom Spiegel im angegebenen Zeitraum)

    Hauptzwe​ck von News ist meiner Meinung nach, Gesprächsstoff für Gespräche zu haben. Man ist informiert, was gerade so von den Medien als wichtig erachtet wird und kann sich mit anderen “news”-informierten Personen unterhalten. Praktisch 🙂

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  • Februar 26, 2018

    Offenbar ist ja Berichterstattung und Märchenerzählen eine soooo wichtige Sache, siehe No Billag, Weltuntergang durch den Verlust der Schweizer Medien.
    Damit doch die Zeitungen und Tagesschauen gefüllt werden können, muss doch jeden Tag etwas geschehen, zur Zeit peitscht die Russische Peitsche mit Minus Graden durchs Land….

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  • Februar 26, 2018

    Zeitungen sind nützliche Aufbewahrer vom Zeitgeschehen. eine Art Teil einer Sozialgeschichte oder anders gesagt auch ein Spiegel gesellschaftlichen Entwicklung. Vom Vereinsanlass,über Gemeindeabstimmungen bis zur Berichterstattung um die ganze Welt.
    Wer schon aus einer alten Kommode der Grossmutter die Zeitungseinlagen herausgenommen hat, kann beim lesen einer alten Zeitung auch erleben, wie die Schreibweise der Berichterstatter sich etwas verändert hat.

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  • Februar 27, 2018

    Die Zeitung hat das Kino, das Radio und den TV überlebt. Auch das Internet wird daran nichts ändern,

    Wer Qualität schätzt, wird auch weiterhin NZZ, economist, ft oder andere Qualitätszeitungen kaufen bzw. konsumieren.

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