Jetzt blogge also auch ich noch zu „Japan“. Dabei wollte ich das wirklich nicht tun: Wer braucht schon noch einen mehr, der weder von Energieerzeugung im Allgemeinen noch von Atomphysik im Besonderen eine bemerkenswert fundierte Ahnung hat.
Wenn da nur nicht die Polit-Hysteriker aller Lager wären – es schwiege sich vortrefflich. Hüben diagnostiziert man mit messerscharfem Verstand, Kernschmelze gebe es erstens nur in der Politik, und zweitens wisse man ja, dass nur der Tod sicher sei. Drüben frohlockt man nicht minder differenziert, man habe „es“ ja immer gesagt, und man müsste jetzt sofort Energiequellen vom Netz nehmen, weil das dann schon gehe – wenn alle anderen endlich sparten. Und die etablierte Mitte zelebriert sich selbst: Wie ein unsicherer Hochseiltänzer torkelt sie mal nach hüben, mal nach drüben, um sich regelmässig mit wild rudernden Armen knapp zu fangen. Der Ehrlichste ist noch jener kantonale Parteipräsident, der urplötzlich das Wasser entdeckt und es nun mit ganzer Kraft auf seine Mühlen lenken will – und der den Medien sogar sagt, dass er hoffe, dass die Wähler dies honorieren.
Dabei ist das Thema gar nicht politisch, sondern technisch. Wahrscheinlich ist es nämlich eine politische Binsenwahrheit, dass wir die Welt NICHT einschmelzen wollen. (Wobei: Anderes galt auch schon für selbstverständlich, was dann realpolitisch scheiterte, so etwa die effiziente Verfolgung Pädosexueller in Kinderchats.) Auf der anderen Seite gibt es heute ein paar gegebene technische Fakten, wie z.B. real existierende Wirkungsgrade von Stromerzeugungsanlagen, Speicherleistungen von Batterien, Verbrauch von Motoren – und so weiter.
Spannend wären deswegen nicht Proklamationen zwischen Konjunktiv, Dissuasiv und Aperitif, sondern konkrete technische Pläne. Wie können wir den Wirkungsgrad der Solarflächen verbessern? Wie weit ist das möglich? Wie rasch? Zu welchem Preis? Wer zahlt? Sind noch bessere Wasserturbinen denkbar? Wie steht es um die Speicherleistung (kleiner) Baterien? Wenn wir dies wissen, können wir planen. Und das müssen wir, denn wir können weder so tun als ob nichts wäre, noch so tun, als ob alles ganz einfach wäre. Die Schweiz nennt zwei der besten technischen Hochschulen der Welt ihr Eigen. Wäre schön wenn man das bemerken würde.
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Kommentare anzeigen Hide commentsWer zahlt? Der AKW-Gau wird vom Steuerzahler bezahlt. Warum wird der Gau nicht im Strompreis eingepreist?
Idealerweise sollten wir von der Atomkraft wegkommen, aber das wird sicher noch eine weitere AKW-Generation dauern. Wir müssen wahrscheinlich akzeptieren, dass wir in einer Alternativenergiezukunft Strombezüger werden. der Bedarf kann nicht aus CH-Produktion gedeckt werden. Wir haben zu wenig Sonne, man denke nur ans Nebelmeer, die Wasserkraft ist ausgereizt (die letzten Flüsse müssen wir nicht auch noch opfern) und der Wind ist bescheiden. Vielleicht liefert die Geothermie einiges. aber die Schweiz könnte mit den Pumpspeicherkraftwerken als Batterie zu den wirtschaftlichen Gewinnern zählen.
Bei einer einheimischen Produktion des Landesbedarfs, also solange der Strombezüger auch der Leidtragende ist, ist es eine implizite Versicherung und eine implizite Subventionierung des Stromes.
Sehr guter Artikel, Kompliment !
@Herr A.Schneider : “Eigentlich hätte man sich schon seit Jahrzehnten über solche technischen Lösungsmöglichkeiten Gedanken machen können…”
Diese Gedanken haben sich schon sehr viele kluge Köpfe gemacht, aber solange die AKW-Betreiber sprich Elektrizitätswerke Strom zu einem Preis liefern, der den Konsumenten zum Verbrauch reizt, werden Alternativmöglichkeiten damit sabotiert. Kein einziger Stromlieferant fördert Stromsparmöglichkeiten – das wäre ja betriebswirtschaftlicher Unsinn (zynisch gemeint). Deshalb müsste es eigentlich die Politik richten und dafür sorgen, dass beispielsweise die Strompreise durch eine Strombezugssteuer erhöht werden, die dann dafür verwendet werden sollte Alternativen so zu fördern, dass sie weiterentwickelt und damit am Markt eingeführt werden werden können.