„Zürich kann Pioniergeist beweisen“, wird Professor Dirk Helbling von der ETHZ im Tages Anzeiger zitiert. Das kennen wir von Zürich! Der Satz kommt immer dann, wenn eine avantgardistische Kalberei geplant ist, wie ein Hafenkran am Limmatquai oder eine unter Valser-Quarzit beerdigte Sechseläutenwiese. In der Regel ist es mit dem Pioniergeist der Bevölkerung etwas weniger weit her als beim Stadtrat und den Architekten. Denken wir etwa an das Nagel- und das Kongresshaus. Man mag es eben eher zwinglianisch-bieder. Doch, es gibt sie, die Ausnahmen! Wir kennen sie: Energiepolitik und Verkehrspolitik. Wobei in letzterem Fall eher Verkehrsverhinderungspolitik gemeint ist. Tram, Bus, Fahrrad, Fussgänger das sind die Guten, Auto und Töff, die Bösen. Das Weltbild unseres Stadtrates ist klar. Die daraus abgeleitete offizielle Politik ist das ebenso, wie übrigens demokratisch bestätigt: Das Auto muss leider draussen bleiben. Mehrfach wurde die Steuerung der Lichtsignalanlagen in parlamentarischen Vorstössen im Gemeinderat angesprochen. Grüne Wellen wurden gefordert, andere Einstellungen, die zu weniger Stau an neuralgischen Punkten führen würden; und immer wieder wies der Stadtrat auf die Komplexität der Technik hin, die es verunmögliche, so präzis zu steuern und überhaupt könne man das gar nicht. Der Herr Professor Helbling aber, der kann das. Er sei einer der renommiertesten Verkehrs- und Komplexitätsforscher und er lehrt an der ETH Zürich. Sein intelligentes Verkehrsleitsystem basiert auf den einzelnen Lichtsignalen, die über Sensoren verfügen, mit denen sie den herannahenden Verkehr messen und beurteilen können. Zusätzlich sind die Lichtsignalanlagen untereinander vernetzt, so dass das System als Ganzes herausfindet, wo Stau entsteht und wo nicht. Sobald es am einen Ort nicht weitergeht, leitet das System den Verkehr sekundenschnell über Strassen, die offen sind. Professor Helbling kommt aus Dresden. Diese Stadt habe an besonders verkehrsdichter Stelle, rund um den Bahnhof einen Versuch mit Helblings System durchgeführt. Sie plane, die so gesteuerten Lichtsignale auf die gesamte Innenstadt zu erweitern. Die Versuchsphase habe gezeigt, dass auch Busse und Bahn pünktlicher werden – es nützt sogar dem ÖV. Was sagt die Stadt? Zunächst, dass sie alle ihre 2500 Lichtsignale binnen fünf Minuten zentral umprogrammieren könne. Man staunt, was die plötzlich können, wo es doch immer geheissen hat, das sei unmöglich! Das Zürcher System funktioniere sehr gut und es sei nicht sicher, ob die Neuerung etwas bringe ausser Mehrverkehr, weil es zu attraktiv werden könnte, mit dem Auto in die Stadt zu fahren. Gelegentlich ist die offizielle Kommunikation entwaffnend offen. Wollen wir wetten? Dresden wird das System einführen und Zürich hätte Pioniergeist entwickelt haben können.
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Kommentare anzeigen Hide commentsEs war einmal Zürich, und heisst noch Zürich, aber in Zürich ist schon lange nicht mehr Zürich drin. Von wegen Zwinglianisch!
P.S. in Zürich sucht man vergebens Ur-Zürcher, hört man aus den Dialekten, bis hin zu StadtpräsidentenInnen, und PolitikerInnen.
Und jeder dieser Zu Züger bearbeitet sein Gärtchen. Die einem Pflanzen Wälder, andere Sümpfe, die nächsten brauchen Wiesen und Kultur!
Es sind auch Hochfinanz, Gewerkschaften und Soziale, plus Umweltschutz die Hand in Hand diese Stadt umgestalten.
Die Industrie musste wegziehen, zu viele Umweltschutzauflagen gemacht wurden, die Löhne gigantisch hoch waren, weil der Boden zu teuer wurde. Investoren hatten es auf diese Betriebe abgesehen, haben sich der Betriebe angenommen um auf diesem Baugrund Megaprojekte bauen zu können.
Ein ehemaliges Industriegebiet Zürich West mutiert jedes WE zu einem Platz der Kriminalität. Daran anschliessend der Strassenstrich am Sihlquai mit dem Kokshandel.
Apropos Koks, Zürich hat einen der höchsten Gehalte gemessen in den Abwässern, muss wohl in Zusammenhang mit Börse, Spekulanten, Abzocker und Banken stehen.
Wir gehen schon lange nicht mehr nach Zürich Einkaufen, Ausgang, geschweige Kunden betreuen in der Stadt. Das ist ein Nullsummen Geschäft.
Schade ist einfach dieser Finanzausgleich, das ärgert mich. Hat parallelen zu Europa, siehe Griechenland, Spanien, Rettungsschirme etc.
Man finanziert so einfach jeden Mist mit. Das ärgert.
“Zürich hat einen der höchsten Gehalte gemessen in den Abwässern”
Ich sehe keinen besonderen Zusammenhang zwischen Koks und Banker. Es ist eher so, dass die Spassgesellschaft sich in Zürich trifft. Wir haben 24h-Rambazamba am Wochenende. Dan leistet sich sogar der Aglo-Nerd sich noch eine Linie.
Lieber Rolf. Mit Deinem Kommentar bin ich einverstanden. Ausser, dass Du den Walser Quarzit mit dem Hafenkran gleichsetzest. Hast Du wirklich in den letzten 30 Jahren jemals eine Wiese auf dem Sechseläutenplatz gesehen? Nein, es war immer ein “Härdöpfelacher”. Wenn man wirklich eine Wiese wollte, wo man wie in jedem Kuhdorf jene weiden könnte oder im Falle eines zweiten Plan Wahlen wieder Kartoffeln anpflanzen, dann müsste man jede Aktivität verbieten inkl. Sechseläuten und Knie. Mit dem Quarzit gibt es wenigstens einen schönen städtischen Platz. (Vom Spurabbau der Lügengenner reden wir nicht).
“Vom Spurabbau der Lügengenner reden wir nicht”
Das ist offiziell so in der Planung der Stadt. Lügt Frau Genner oder wer?
@Rainer Selk: ganz verstehe ich Ihren Kommentar nicht. Wenn Sie sich aber auf den Spurabbau beziehen, dann bin ich mit Ihnen vollkommen einverstanden. Sie können ja lesen, wie ich die unselige Genner bezeichne. Dass sie Stadt viel zuviel unnötig Geld rauswirft, ist auch klar. Ein übles Beispiel ist die Tramhaltestelle Milchbuck, für die man über 10 Millionen aufgewendet hat, sie war vorher schon gut und sieht heute genau gleich aus. Man hätte für ein paar 100’000 einfach die Häuschen neu streichen können. Ich glaube jedoch nicht, dass ein paar Steinplatten teuerer kommen als dass man auf die Länge alle 1/4 Jahre den Platz neu herrichten muss.
@Anton Keller: Ja! Frau Genner hat schwarz gelogen als sie in der Kommission behauptete, das Projekt sei rechtskräftig und vom Kanton bewilligt obwohl beim Kanton damals nicht mal ein Antrag eingegangen ist.