In der ganzen Schweiz haben in den letzten Jahren die Leerstände bei Geschäftsliegenschaften zugenommen. Veränderte Arbeitsgewohnheiten und weniger Platzbedarf im Generellen führen dazu, dass beispielsweise alleine in der Stadt Zürich im Moment über 400 000 m2 Büroflächen nicht genutzt werden (s. NZZ vom 17.01.2018). Auch wenn Experten rund um die Firma JLL nicht davon ausgehen, dass die Leerstände in den kommenden Jahren zunehmen werden (wobei das schwierig vorauszusagen ist, Anm. des Autors), bietet die aktuelle Situation spannende Opportunitäten für Unternehmer.
Einerseits profitieren unmittelbar Firmen von der Situation, welche im Bereich von temporären Nutzungen aktiv sind. Ich denke dabei an Projekt Interim, welche schon länger im Markt etabliert sind sowie an Novac Solutions, die vor allem im Raum Zürich auf sich aufmerksam machen. Gespräche mit beiden Unternehmen haben mir gezeigt, wie wichtig es ist, dass in der Immobilienbranche Innovation zurückkommt und dass das Potenzial von Zwischennutzungen im Moment viel grösser ist, als sie stemmen können. Nicht selten scheitern sie auch an der vorherrschenden RegulierungDas Wort Regulierung steht für sämtliche Gesetze, Vorschri..., welche wenig Flexibilität kennt. Mitunter aus diesem Grund habe ich vor einigen Wochen einen Vorstoss im ParlamentDas Parlament ist in demokratischen Verfassungsstaaten die V... der Stadt Zürich eingereicht (PostulatEin Postulat ist ein Handlungsinstrument der Parlamentarier ... vom 12.09.2018 Anpassung der bau- und planungsrechtlichen Bestimmungen zur baurechtlichen Bewilligung von Zwischennutzungen), welcher den Stadtrat auffordert zu prüfen, welche rechtlichen Bestimmungen geändert werden müssen, gestützt auf die dann Zwischennutzungen baurechtlich bewilligt werden können. Der Vorstoss wurde vom Stadtrat zur Annahme empfohlen und ist nun in der gemeinderätlichen Beratung hängig. Ein weiterer Vorstoss im Kantonsrat von Zürich, der eine Änderung des Planungs- und Baugesetzes betrifft, wurde diese Woche eingereicht.
Neben einem Handlungsbedarf in der Politik zur Anpassung der Rahmenbedingungen auf die aktuellen Entwicklungen sowie unmittelbaren Geschäftsmöglichkeiten ändern die vielen Leerstände auch die Opportunitäten für kleine Unternehmen im Generellen. Wir haben vor einem Jahr die Firma kaisin. GmbH gegründet, die Poké Bowls und mehr in der Stadt Zürich verkauft. Zu Beginn waren wir vor allem von der Qualität unseres Essens als USP überzeugt, doch mittlerweile merken wir, wie viel es uns hilft, dass unser Geschäftsmodell auf tiefen Fixkosten beruht und uns somit ermöglicht, flexibel leerstehende Räume zu beleben, um vor Ort bei unserer Kundschaft präsent zu sein. Dies führt zu einer höheren Bekanntheit in verschiedenen Stadtgebieten. Die Steigerung der Bekanntheit nützt uns wiederum im Absatz von unseren Produkten über das Online Delivery Tool.
Die Leerstände sind zwar eine Herausforderung für die Immobilienbranche, jedoch eine grosse Chance für alle Menschen, welche schon lange eine Idee hatten, und nur der Platz zur Umsetzung gefehlt hat. Leerstände ermöglichen es, kostengünstig Ideen zu testen und weiterzuentwickeln. Nutzen wir diese Chance!
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Kommentare anzeigen Hide commentsDie Immobilienbranche sollte statt zu klagen besser sehen, welche Fehler sie gemacht hat.
Was würde die liberale FDP in anderen Wirtschafts- Bereichen sagen, wenn man die Produkte nicht mehr los wird?
Es wurde am Markt vorbei produziert, der Markt wird es schon regeln.
Bei den Immobilien ist es nicht viel anders, oder? Zu viele Bürogebäude, zu teure, zu grosse Wohnungen und Geschäftsräume, die man nur schwer los wird.
Die Miete / Pacht will man auch nicht senken, weil die Immobilien dann im Wert sinken, so heisst es dann.
Hätte man bedarfsgerecht gebaut, heisst kleinere Brötchen gebacken, gäbe es die Probleme nicht.
Es hat halt kaum jemand Lust eine Firma oder Geschäft zu gründen, wenn er weiss, dass die Miete oder Pacht einen grossen Anteil des Umsatzes wegfrisst.
Es werden immer nur die angeblich hohen CH Löhne als angebliche Hauptkosten thematisiert, vom Faktor Immobilien und Boden spricht man nicht.
Herr Emil Huber,
nehmen sie noch die Direkten Steuern und Indirekten Steuern (auf fossile Treibstoffe) hinzu, ja da bleibt dem Selbstständigen Handwerker (heisst eigentlich eidg. dipl. Fachperson) Ende Monat nicht mehr viel.
Trotz Überangebot auf dem Immobilienmarkt wird gerade eine FDP nicht müde, hartnäckig an der Umnutzung des Geländes Flughafen Dübendorf festzuhalten.
Eine Dummheit in der heutigen Zeit.