Moderne Kommunikationsmittel ermöglichen es uns trotz einer Epidemie über Politik in der Öffentlichkeit zu diskutieren, aber gewährleisten diese eine freie Meinungsbildung? Die Algorithmen von Socialmedia sind eine Blackbox und wir wissen nicht wieso uns ein Beitrag angezeigt wird, oder eben nicht. Im US-Wahlkampf behaupten Republikaner sie würden von diesen Algorithmen unterdrückt, aber es wurde aufgedeckt, dass Trump auf Instagram gegenüber Biden bevorzugt wurde. Einig sind sich die meisten Amerikaner, dass Technologiefirmen zu viel Einfluss haben. Es gibt noch viele weiter Beispiele wie wir im Internet in unserer politischen Meinungsbildung unfreiwillig beeinflusst werden.
Es sind aber nicht nur die Plattformen, sondern auch wir Nutzer an der Polarisierung und der Verbreitung von Falschnachrichten schuld. Wir richten uns eine gemühtliche Echokammer ein, teilen Artikel welche wir nicht gelesen haben und lassen uns dazu verleiten Klickbaitschrott und Fakenews zu teilen. Je schriller und provokanter die Beiträge formuliert sind, desto mehr Reichweite bekommen sie. Die politischen Ränder profitieren, gemässigte Stimmen werden kaum gehört. So verschärft sich die Polarisierung unserer Gesellschaft immer mehr.
In diesem September finden die ersten nationalen Abstimmungen seit Beginn der Coronakrise statt. Diese werden weit mehr vom Diskurs im Internet beeinflusst werden als alle vorhergehenden. Die Onlinewelt funktioniert anders als die analoge Medienwelt mit ihrer Gatekeeperfunktion, es gibt aber auch Wechselwirkungen. Als Paradebeispiel für die von vielen nicht verstandenen Aufmerksamskeitsmechanismen im Internet möchte ich euch ans Herz legen euch mit dem Trumpeffekt zu befassen. Es geht dabei darum etwas sehr provokantes zu veröffentlichen, möglichst so dass alle politischen Gegner darauf reagieren und somit die Message weit über die eigene Echokammer hinaus transportieren. Die SVP hatte mit einem Tweet die Grenzen des guten Geschmacks bei weitem überschritten und damit enorme Aufmerksamkeit generiert. Auch die Medien sind grösstenteils auf diesen modernen Marketingtrick reingefallen. Es braucht also nicht nur mehr Medienkompetenz für die Wähler, sondern auch ein Internetkurs für Journalisten.
Fazit: Egal ob Kampfjets, Einwanderung, Jagdgesetz, Vaterschaftsurlaub oder Kinderdrittbetreuungskosten wir Wähler sollten uns möglichst divers und breit informieren und nicht vergessen: Glaubt nicht alles was im Internet steht!
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